Hamburg. Sportchef Meggle plant mit 22 erfahrenen Profis und fünf Talenten. Vertragspoker um Torwart Himmelmann: Nutzt er die Ausstiegsklausel?

Wenn die Einnahmen sinken, müssen die Ausgaben entsprechend angepasst werden. Nach dieser einfachen betriebswirtschaftlichen Maßgabe handeln in diesen Tagen und Wochen beim FC St. Pauli Sportchef Thomas Meggle und Cheftrainer Ewald Lienen.

Dank des am vergangenen Sonntag knapp gesicherten Klassenverbleibs in der Zweiten Liga wurde zwar die finanzielle Katastrophe, in der kommenden Saison als Drittligist nur noch gut 800.000 Euro statt bisher 8,15 Millionen Euro an Fernsehgeldern zu erhalten, abgewendet.

Doch aufgrund des nur erreichten 15. Tabellenplatzes und des Wegfalls der Aufstiegssaison 2009/2010 aus der für die TV-Gelder-Verteilung maßgeblichen Fünfjahreswertung, bekommt der Kiezclub in der neuen Spielzeit nur noch rund 7,2 Millionen Euro aus diesem Topf.

Zehn Spieler werden St. Pauli wohl verlassen

Da diverse Fixkosten wie etwa für Angestellte und vor allem die Bedienung der Darlehen für das Stadion und das Nachwuchsleistungszentrum nicht kurzfristig reduzierbar sind, muss jetzt beim Profikader gespart werden. „Wir planen nur noch mit 22 erfahrenen Spielern sowie mit fünf Perspektivspielern“, sagte am Donnerstag Sportchef Meggle. Am Ende der abgelaufenen Spielzeit gehörten offiziell 33 Akteure dem Zweitliga-Kader an.

Da es trotz dieser Einsparung auch dringend Neuzugänge geben soll, die möglichst eine Verstärkung darstellen, werden rund zehn bisherige Spieler künftig nicht mehr das St.-Pauli-Trikot tragen. Bislang stehen nur die Abgänge von Dennis Daube, Florian Kringe und Philipp Tschauner fest. Höchst fraglich ist aktuell, ob eine durchaus gewünschte Weiterbeschäftigung der bisherigen Leihspieler Lasse Sobiech, Julian Koch und Waldemar Sobota zu realisieren ist.

Bei Sobota hat St. Pauli auf jeden Fall einmal schon die mit dem FC Brügge vereinbarte Kaufoption verstreichen lassen. Der darin festgeschriebene, höhere sechsstellige Betrag, war laut Meggle nicht bezahlbar. „Jetzt könnten wir wieder frei verhandeln“, sagt er.

„Wir geben keine stupiden Saisonziele aus“

Erheblicher Verhandlungsbedarf besteht auch noch bei Torwart Robin Himmelmann. Noch gut eine Woche lang kann er von einer Ausstiegsklausel Gebrauch machen, weil er nur auf 19 Punktspiele gekommen ist. Der 26-Jährige und sein Berater Jörg Neblung streben an, den bisherigen Vertrag als Ersatztorwart mit nur einem vierstelligen Monatsgehalt in einen mehrjährigen Kontrakt mit einem Stammtorwart-Gehalt, ähnlich wie es bisher Philipp Tschauner erhielt, zu verwandeln.

Wie zuvor schon Präsident Oke Göttlich („Wir geben keine stupiden Saisonziele aus“) lehnte es am Donnerstag auch Trainer Lienen ab, für die kommende Saison eine bestimmte Platzierung in der Zweiten Liga als Ziel auszugeben. „Man erreicht ein Ziel nicht dadurch, dass man darüber redet“, erklärte er. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Mannschaft weiterzuentwickeln“, stellte er klar.

Dabei ist die Zugehörigkeit zum Kreis der 36 Proficlubs der Ersten und Zweiten Liga allerdings eine Grundvoraussetzung. „Von seiner gesamten Kostenstruktur ist der Verein darauf ausgerichtet“, sagte Meggle insbesondere auch angesichts des zur neuen Saison fertiggestellten, knapp 30.000 Zuschauer fassenden Millerntor-Stadions.