Hamburg. Der frühere Weltklasse-Stabhochspringer Tim Lobinger ist Athletiktrainer bei St. Paulis nächstem Gegner RB Leipzig.
Der 2. September 1972 ist für die deutsche Leichtathletik, speziell für den Stabhochsprung, ein bemerkenswertes Datum. An diesem Tag gewann Wolfgang Nordwig (SC Motor Jena) als bisher einziger Deutscher die olympische Goldmedaille in dieser Disziplin. Nur einen Tag später wurde in Rheinbach der Mann geboren, der bis heute der bekannteste deutsche Stabhochspringer ist – Tim Lobinger.
Der extrovertierte Athlet, der als erster Deutscher die Sechsmetermarke überwand, 2002 Bronze bei der Europameisterschaft in München gewann sowie 2006 Hallenweltmeister und Zweiter bei der Freiluft-EM wurde, absolvierte im Juni 2012 seinen letzten Wettkampf. Kurz danach, zum Beginn der Saison 2012/2013 trat er seine neue Aufgabe als Athletiktrainer bei RB Leipzig, dem kommenden Gegner des FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr, Millerntor-Stadion und im Liveticker bei abendblatt.de) an. Seine Arbeit trug einen Teil dazu bei, dass der Club zweimal in Folge aufstieg, von der Regionalliga über die Dritte Liga in die Zweite Bundesliga. Hier ist vier Spieltage vor Schluss auch noch der Sprung auf Rang zwei oder zumindest auf den Relegationsplatz möglich.
Es ist keine Frage, dass dieser Höhenflug des von einem österreichischen Brausekonzern finanzierten Fußballteams in erster Linie mit der starken personellen Besetzung zusammenhängt. Neben den individuellen fußballerischen Fähigkeiten der Spieler zählen aber auch die Fitnesswerte zu den besten der Liga, was sich Lobinger auf seine Fahnen schreiben kann.
„Ich lebe jetzt meinen Traum als Athletiktrainer“
Den Kontakt zum Fußball hatte Lobinger schon vorher aufgenommen. Während seine aktive Karriere langsam ausklang, betätigte er sich bereits als persönlicher Coach von Aleksandr Hleb (jetzt Genclerbirligi Ankara) und Torwart Michael Rensing (jetzt Fortuna Düsseldorf). Nach Leipzig lockte ihn schließlich sein Berater und früherer Langstreckenläufer Oliver Mintzlaff, der seit dem vergangenen Jahr Vorstandsvorsitzender des sächsischen Fußball-Unternehmens ist.
„Ich lebe jetzt meinen Traum als Athletiktrainer“, sagt Lobinger. „Damit habe ich mich in meinem Leben zum zweiten Mal selbst verwirklicht.“ Für ihn ist es kein Zufall, dass auch andere Proficlubs inzwischen auf Athletiktrainer setzen, die Erfahrungen in der Leichtathletik gesammelt haben. „Dies ist die Mutter aller Sportarten. Laufen und Springen ist die Basis für alles, was man im Sport macht“, sagt er. An die Mentalität von Fußballprofis, die sich von jener der Individualisten in der Leichtathletik doch ein wenig unterscheidet, musste sich Lobinger erst gewöhnen. „Es war für mich die größte Herausforderung, Fußball jeden Tag mehr und mehr zu begreifen Als totaler Leistungsoptimierer musste ich mich zurücknehmen in meiner Art“, sagt Lobinger rückblickend.
Die Spieler schätzen Lobinger derweil. „Er hat einen ganz anderen Erfahrungsschatz an Übungen als andere“, sagt Verteidiger Tim Sebastian. Einen so anspruchsvollen Ablauf wie beim Stabhochsprung, bei dem in zwei Sekunden 27 verschiedene Bewegungen ausgeführt werden müssen, verlangt Lobinger den Kickern ja auch nicht ab. Am Sonntag wird die Fitness der Leipziger beim FC St. Pauli, der ebenfalls zu den konditionsstarken Teams gehört, auf die nächste Probe gestellt.
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