Hamburg. Gegen Heidenheim, das Schlusslicht der Rückrundentabelle, soll St. Pauli endlich der zweite Sieg auf fremdem Platz gelingen.
Als Sören Gonther und Lasse Sobiech mit ihren beiden Treffern den 2:0-Auswärtssieg bei Eintracht Braunschweig sicherstellten, schien die Mannschaft des FC St. Pauli endlich den Weg gefunden zu haben, wie sie auch auf fremdem Platz zu drei Punkten kommen kann. Das Ganze ist nun allerdings auch schon wieder sieben Wochen her, danach gab es mit dem 0:1 bei Union Berlin und dem 0:3 beim Karlsruher SC wieder zwei schmerzhafte Pleiten, St. Pauli ist weiter statistisch die schlechteste Auswärtsmannschaft der Zweiten Liga.
Diese Schwäche ist denn auch in der laufenden Spielzeit das entscheidende Problem der Kiezkicker und der Hauptgrund dafür, dass sie weiter in akuter Abstiegsgefahr schweben. Seit Ewald Lienen zum 18. Spieltag das Zepter als Cheftrainer übernahm, gelangen seiner Mannschaft immerhin drei Heimsiege und zwei Unentschieden (elf Punkte) im Millerntor-Stadion, lediglich die Heimpartie gegen Fürth ging unglücklich mit 0:1 verloren.
Auswärts dagegen hat Lienen das Manko seines Teams bisher nicht nachhaltig abstellen können. Neben dem genannten Sieg in Braunschweig gelang lediglich in Sandhausen (0:0) ein Punktgewinn. In Ingolstadt, bei 1860 München, Union Berlin sowie in Karlsruhe setzte es Niederlagen. Vor Lienens Amtsantritt hatte es unter der Regie von Roland Vrabec und Thomas Meggle gar keinen Auswärtssieg und nur drei Unentschieden – beim FSV Frankfurt (3:3), in Nürnberg (2:2) und in Bochum (3:3) – gegeben.
Dank der wiederentdeckten Heimstärke und trotz der noch nicht abgestellten Auswärtsschwäche steht der FC St. Pauli in der Rückrundentabelle der Zweiten Liga immerhin auf dem zehnten Platz. Diese Wertung ist gleichzeitig die „Lienen-Tabelle“, denn der 61 Jahre alte Fußball-Lehrer übernahm das Millerntor-Team exakt nach Abschluss der Zweitliga-Rückrunde als Liga-Schlusslicht mit gerade einmal 13 Punkten aus 17 Spielen.
FC St. Pauli schlägt den 1. FC Nürnberg
An diesem Sonntag (13.30 Uhr, Sky und Liveticker abendblatt.de) bietet sich nun für Lienen und seine Mannschaft die nächste und womöglich noch beste verbleibende Gelegenheit, die eigene Auswärtsbilanz aufzubessern und gleichzeitig die eigene Lage im Kampf um den Klassenerhalt zu verbessern. In der mit 13.000 Zuschauern (davon 1480 Anhänger aus Hamburg) voraussichtlich ausverkauften Voith-Arena geht es gegen den Aufsteiger 1. FC Heidenheim. „Das ist eine Mannschaft, die hinten sehr aggressiv zu Werke geht und ihre Stärke in der Offensive hat mit schnellen Stürmern wie Marc Schnatterer, Florian Niederlechner und Robert Leipertz“, sagt Lienen. Niederlechner ist mit elf Treffern – zwei davon beim 3:0 im Hinspiel – Heidenheims Toptorjäger, gefolgt von dem achtmal erfolgreichen Schnatterer. Zum Vergleich: St. Paulis erfolgreichste Torschützen, die Stürmer John Verhoek, Christopher Nöthe sowie Verteidiger Lasse Sobiech, kommen in dieser Saison auf jeweils nur vier Treffer.
Dennoch ist das Unterfangen in der 48.000-Einwohner-Stadt Heidenheim für die St. Paulianer keineswegs hoffnungslos. Der Aufsteiger, der zuvor jahrelang in der Spitze der Dritten Liga mitgespielt hatte, und nach dem Aufstieg zwischenzeitlich den vierten Tabellenplatz erklommen hatte, ist inzwischen nicht nur in die untere Tabellenhälfte zurückgefallen, sondern in der „Lienen“-Tabelle, also nach den zwölf Rückrundenspielen, mit nur zehn Punkten Schlusslicht. Fünf der jüngsten sechs Heimspiele verlor der 1. FC sogar in der Voith-Arena.
Als Ersatz für den gelbgesperrten Dennis Daube wird voraussichtlich Enis Alushi in die Startelf rücken und neben Julian Koch im defensiven Mittelfeld agieren. In der Offensive könnten Sebastian Maier oder Marc Rzatkowski die Position des verletzten Kyoung-Rok Choi einnehmen. „Alle sind fit und haben genug trainiert. Entscheidend wird sein, dass die Mannschaft total frisch ist“, sagte Lienen am Freitag. Deshalb setzte er auch eine eher regenerative Trainingseinheit an und nahm selbst mit am Waldlauf der Mannschaft teil. „Auch als Trainer sollte man ausgeruht und voller Energie sein. Das will ich auch ausstrahlen“, sagte er weiter.
1. FC Heidenheim: Zimmermann – Strauß, Kraus, Wittek, Malura – Griesbeck, Titsch-Rivero – Leipertz, Schnatterer – Niederlechner, Grimaldi. FC St. Pauli: Himmelmann – Kalla, Sobiech, Gonther, Halstenberg – Koch, Alushi – Sobota, Buballa – Maier, Verhoek. Schiedsrichter: Dietz (Kronach)