Letzter Bauabschnitt des Millerntor-Stadions ist dank des milden Winters im Plan. Alte Tribüne wird in Wacken stehen. Die Nordtribüne soll Ende Juli komplett nutzbar sein.

Hamburg. Radlader und Bagger fahren ohne Unterlass hin und her, Handwerker gehen auf der Baustelle Millerntor-Stadion intensiv ihrer Arbeit nach. Die neue Nordtribüne des Stadions nimmt langsam Form an. Bereits jetzt lassen einige größere Betonträger den Betrachter einen Eindruck davon gewinnen, wie das Bauwerk einmal aussehen wird. Vom Heiligengeistfeld aus lässt sich der Baufortschritt mit freier Sicht verfolgen.

Noch am 28. Oktober, also vor nur rund dreieinhalb Monaten, hatten an dieser Stelle rund 5000 Zuschauer auf der alten Nordtribüne das DFB-Pokalspiel des FC St. Pauli gegen Borussia Dortmund (0:3) verfolgt. Ursprünglich hätte die Stahlrohrkonstruktion, die einst als Provisorium errichtet worden war, schon ein paar Wochen früher hätte demontiert werden sollen. Doch das damals noch amtierende Präsidium unter Stefan Orth entschied sich seinerzeit überraschend gegen die rein ökonomisch betrachtet vernünftigere Lösung und dafür, das höchst attraktive Pokalspiel auf jeden Fall noch in einem kompletten Stadion auszutragen. „Wir wollen für diese Partie einen hochemotionalen Rahmen mit einem komplett ausverkauften Stadion schaffen“, hatte Präsident Orth damals gesagt.

Im Nachhinein hat jetzt das Wetter dafür gesorgt, dass die damalige, durchaus risikoreiche Entscheidung die richtige war. „Dank des bisher milden Winters gab es nahezu keine Bauverzögerung. Wir haben lediglich ein paar Tage nicht arbeiten können, als nach starken Regenfällen zu viel Wasser auf der Baustelle stand“, erklärt Michael Meeske, der kaufmännische Geschäftsführer des FC St. Pauli. Die Gefahr, dass ein strenger Dauerfrost das Einbringen der Fundamente und alle weiteren Betonarbeiten stoppt, ist bisher nicht eingetreten und wird jetzt weiter von Tag zu Tag geringer.

Entscheidend für den zügigen, gut zu verfolgenden Baufortschritt war noch ein weiterer Faktor. Nach der Demontage der alten Tribüne ergaben die obligatorischen Bodenuntersuchungen keine Belastung mit gefährlichen Stoffen oder Gegenständen. Dies war angesichts des benachbarten Bunkers nicht unbedingt zu erwarten gewesen, zumal an anderen Stellen des Heiligengeistfeldes schon diverse Kampfmittel und Giftstoffe gefunden wurden.

Bau der Nordtribüne kann online verfolgt werden


So sind mittlerweile Betonpfeiler und einige Wände des neuen Bauwerks gut zu erkennen. „Schon in den nächsten Wochen wird noch deutlich mehr zu sehen sein“, sagt Meeske. „Wir können derzeit davon ausgehen, dass die Nordtribüne Ende Juli komplett nutzbar sein wird“, sagt der Geschäftsführer weiter. Der erste Spieltag der Zweiten Liga ist in der kommenden Saison für den 24. bis 27. Juli angesetzt. Bis in den August werden sich dann voraussichtlich noch die Feinarbeiten im Inneren der Tribüne hinziehen.

Gleichzeitig besteht die Hoffnung, dass schon am Ende der laufenden Saison Teile der neuen Tribüne zu den Heimspielen genutzt werden können. Dafür kommen insbesondere die Partien gegen RB Leipzig am ersten Mai-Wochenende und gegen den VfL Bochum am 17. Mai infrage, wenn es für St. Pauli womöglich noch darum geht, die entscheidenden Punkte für den Klassenerhalt zu erkämpfen.

Knapp 6000 Zuschauer wird die neue Nordtribüne fassen. Hier wird auch der jetzt auf die Haupttribüne ausgelagerte Gästeblock wieder seinen Platz bekommen. Das Millerntor-Stadion wird nach der Fertigstellung eine Kapazität von etwas weniger als 30.000 Plätze aufweisen. Dies ist der – auf Basis einer vor Jahren erstellten Umweltverträglichkeitsprüfung – von den Behörden genehmigte Höchstwert.

Alsbald beginnen auch die vorbereitenden Maßnahmen für den Neubau der externen Stadionwache der Polizei am Rande des Heiligengeistfeldes. Der Bau ist Teil des Gesamtprojekts und wird vom FC St. Pauli finanziert. Dabei muss umfangreiches technisches Equipment zunächst in ein Provisorium verlagert werden. „Deshalb gehen wir davon aus, dass die neue Wache erst richtig gebaut wird, wenn die Tribüne fertiggestellt ist“, sagt Michael Meeske. Insgesamt wird dieser letzte Bauabschnitt des neuen Millerntor-Stadions rund acht Millionen Euro kosten.

Der Bau der neuen Nordtribüne kann auch online verfolgt werden. Unter www.millerntor.tv werden die Bilder einer Live-Webcam gezeigt. Für die fein säuberlich abgebaute und abtransportierte Stahlrohrtribüne hat sich übrigens auch eine neue Verwendung gefunden. Die Veranstalter des Open-Air-Festivals in Wacken haben die Tribüne erworben. So wird in Wacken vom 30. Juli bis 1. August auch ein bisschen Millerntor-Atmosphäre herrschen. Den Härtetest einer kompletten Belegung mit singenden, hüpfenden und nicht immer nüchternen Fans hat die Konstruktion ja über Jahre bestanden.