St. Paulis neuer Stammtorwart kann den Kiezclub schon im Sommer ablösefrei verlassen. Sportchef Meggle brachte sich kurioserweise selbst in den aktuellen Zugzwang. Relegationsspiele könnten helfen.

Hamburg. Auf den ersten Blick stellt sich die Vertragssituation bei den drei Torhütern des FC St. Pauli ziemlich einfach dar. Der gerade von Cheftrainer Ewald Lienen als Stammtorwart bestätigte Robin Himmelmann, 26, besitzt einen Kontrakt bis Ende Juni 2016, sein Anfang Dezember zum Stellvertreter degradierter Philipp Tschauner, 29, und auch der dritte Keeper, Philipp Heerwagen, 31, haben Arbeitspapiere, die nur bis zum Sommer dieses Jahres datiert sind. Man könnte also meinen, Sportchef Thomas Meggle müsste sich bei der Kaderplanung für die kommende Saison, sofern St. Pauli den Klassenverbleib schafft, nur um die Besetzung der Reservetorwart-Positionen kümmern.

Doch die Angelegenheit hat einen sogar ziemlich großen Haken. Wie das Abendblatt erfuhr, hat sich Robin Himmelmann im Januar 2014 bei seiner damals überraschenden, vorzeitigen Vertragsverlängerung eine Ausstiegsklausel in das Papier schreiben lassen. Diese kann er zum Ende der laufenden Spielzeit ziehen, sofern er in dieser Saison weniger als 20 Punktspiele für den FC St. Pauli absolviert hat. Bisher hat er seit dem Match am 5. Dezember beim VfL Bochum fünf Zweitliga-Einsätze zu verzeichnen.

Da bis zum Saisonende nur noch 14 weitere Spiele auf dem Plan stehen, kann er nur noch auf maximal 19 Partien kommen. Damit hätte er also die Möglichkeit, den Kiezclub ein Jahr vor dem eigentlichen Vertragsende ablösefrei zu verlassen. Nur wenn St. Pauli am Ende Tabellenplatz 16 belegt und Himmelmann in der Relegation spielt, wäre die Klausel hinfällig.

Auch wenn sich Himmelmann augenscheinlich beim FC St. Pauli wohl fühlt und sich dieses Empfinden durch die Ernennung zum Torwart Nummer eins noch einmal verstärkt hat, so könnte er sich auch für lukrative Angebote anderer Clubs interessieren. Schließlich war Himmelmann bei seiner Vertragsverlängerung vor rund 13 Monaten nur Reservetorwart. Entsprechend bescheiden dürfte sein Gehalt bemessen sein. Sollte Himmelmann also in den kommenden dreieinhalb Monaten entscheidend dazu beitragen, dass der FC St. Pauli den Klassenverbleib in der Zweiten Liga schafft, wird er das Interesse anderer Clubs wecken.

Meggle brachte sich selbst in den aktuellen Zugzwang


Für St. Paulis Sportchef Thomas Meggle besteht jetzt also auch in Sachen Himmelmann Handlungsbedarf. Mit einer erneuten Vertragsverlängerung und einem entsprechend angepassten Stammtorhüter-Gehalt könnte er die aktuell brisante Situation beheben. „Über detaillierte Vertragsinhalte spreche ich nicht“, sagte Meggle am Dienstag auf Anfrage. Grundsätzlich, so der Sportchef, würden Cheftrainer Lienen und er „nach zwei bis vier Spielen“ die Leistungen der einzelnen Akteure bewerten und entsprechend handeln. Dies gelte auch für den Torhüter.

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass sich Meggle im vergangenen Herbst selbst in den aktuellen Zugzwang gebracht hat, ohne dies damals ahnen zu können. Schon nach dem 1:4 bei RB Leipzig, bei dem sich Tschauner vor dem 0:2 einen Patzer geleistet hatte, erwarteten Beobachter, dass Meggle beim folgenden Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern Himmelmann eine Chance gibt. Tatsächlich geschah dies erst eine Partie später, was aber eben genau ein Spiel zu spät war, damit Himmelmann noch auf 20 Saisoneinsätze in der Zweiten Liga kommen könnte. Es sei denn, St. Pauli müsste noch die Relegationsspiele bestreiten. Doch darauf wird St. Paulis sportliche Führung sicher nicht spekulieren.