Der frühere St.-Pauli-Spieler Deniz Naki veröffentlicht die Absage auf seiner Facebook-Seite und gibt dabei Details aus den Gesprächen zwischen ihm und dem Verein bekannt.

Hamburg. Diese Nachricht wird zahlreiche Fans des FC St. Pauli traurig stimmen: Deniz Naki kehrt nicht zurück zu den Kiezkickern. Der Verein erteilte dem früheren Publikumsliebling am Montag eine Absage, teilt Naki auf seiner Facebook-Seite mit und nennt dabei chronologisch alle Verhandlungsdetails.

Laut Naki begann der Kontakt Mitte November, als er von Präsident Oke Göttlich zu „einer Befragung“ gebeten wurde. Naki vermisste in diesem Gespräch einen „Austausch über sportliche oder vertragliche Einzelheiten“. Vielmehr soll es darum gegangen sein, „wie ich denn mit einer möglichen, mir gegenüber distanzierten Haltung der Mannschaft umgehen würde, da meine Verpflichtung von den Fans gefordert werde, und dies eine womöglich schwierige Situation für das Team sei“, schildert der Offensivspieler: „Ich habe geantwortet, in dem ich die Frage stellte, ob ich mich denn für das Votum der Fans entschuldigen solle.“

Einen Tag vor dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:3) wurde Naki für den 4. Dezember zum Medizincheck gebeten. Dabei soll er von Vizepräsident Joachim Pawlik zur Ausfüllung eines Fragebogen-Tests, der in etwa 120 Minuten Zeit in Anspruch hätte nehmen sollen, gebeten. Auf dieser Basis sollte dann ein Gespräch zwischen ihm und Pawlik stattfinden. „Ich habe meine Bereitschaft zu einem Gespräch mit Herrn Pawlik bekundet, das Ausfüllen des Tests jedoch nach Beratung mit Personen meines Vertrauens abgelehnt, da dies im Fußball-Business nach meiner Kenntnis nicht üblich ist. Ich habe vorgeschlagen, falls dies für erforderlich gehalten wird, Erkundigungen über meine Person bei ehemaligen Mitspielern einzuziehen, und ich habe darum gebeten, eventuell vorhandene Vorbehalte mir gegenüber zu benennen, damit ich dazu Stellung nehmen kann“, erklärt Naki. Den Medzincheck absolvierte er in vollem Umfang.

Zu einem Gespräch mit Pawlik sei es letztlich nicht gekommen. Sportchef Rachid Azzouzi soll Naki aber mitgeteilt haben, dass er ihm bis zum 8. Dezember „Bescheid geben“ will. Es folgte eine Absage des Vereins – eine Woche später als zunächst vereinbart. „Ich bin über diese Entscheidung natürlich enttäuscht“, teilte Naki mit, der zudem den Stil des Vereins kritisiert.

Göttlich reagierte überrascht auf Nakis detaillierten Facebook-Post: „Deniz hat ein großes Herz und wir lieben ihn hier, aber deshalb müssen wir ihm ja noch lange keinen Vertrag geben“, sagte er dem Abendblatt.

Naki will gegen Aalen im Fanblock stehen


Der 25-Jährige spricht in der Mitteilung auch davon, dass Trainer Thomas Meggle Interesse an ihm äußerte, die Entscheidung aber nicht allein treffe. Auch Azzouzi sei wohl nicht abgeneigt von einem Transfer gewesen, Naki befürchtet allerdings, St. Paulis Sportchef wurde von Dritten zu einer Absage des früheren Publikumslieblings aufgefordert.

Naki beendet seinen Post mit den Worten „Euer Deniz #23“, seiner damaligen Rückennummer beim FC St. Pauli, für den er zwischen 2009 und 2012 zwölf Tore in 71 Spielen schoss. Höhepunkt seiner Zeit bei den Hamburgern war der Aufstieg in die Bundesliga im Jahr 2010. Am Sonnabend beim Heimspiel gegen den VfR Aalen will Naki den „Verein seines Herzens“ im Fanblock unterstützen.

Naki spielte zuletzt für Genclerbirligi, wo sein Vertrag aufgelöst wurde. Auslöser des plötzlichen Vertragsendes in der Türkei war ein simpler Facebook-Post. Was dieser ausgelöst hat, hätte Deniz Naki wohl niemals für möglich gehalten. Weil er den IS-Terror verurteilte und sich klar pro Kobane positionierte, wurde der ehemalige Profi des FC St. Pauli in der Türkei verprügelt. „Die drei Männer, die mich angriffen, bedrohten mich damit, dass dies die erste Warnung sei, ansonsten solle ich mehr Konsequenzen in Kauf nehmen“, schildert der Kurde den Vorfall auf seiner Facebookseite.

Inzwischen wurde Nakis Facebook-Post zu häufig gemeldet und deshalb gelöscht, wie der Mittelfeldspieler mit Verwunderung feststellte und seinen Abonnenten mitteilte.