Nach dem 0:3 gegen Heidenheim ist eine Verpflichtung des 25-Jährigen offenbar nicht mehr ausgeschlossen. Der frühere Publikumsliebling des FC St. Pauli erzielte einst zwölf Treffer in 71 Spielen für die Hamburger.

Hamburg. Sie waren im ungewohnt ruhigen Millerntor-Stadion nicht zu überhören, die Rufe der St.-Pauli-Fans nach Deniz Naki. Seit der frühere Offensivspieler des FC St. Pauli in der vergangenen Woche seinen Vertrag beim türkischen Erstligisten Genclerbirligi aufgelöst hatte, könnte er ablösefrei und sofort zum Kiezclub zurückkehren. St. Paulis Sportchef Rachid Azzouzi hatte dies bisher als „nicht aktuell“ bezeichnet.

Nach dem 0:3 gegen Heidenheim aber ist eine Verpflichtung des 25-Jährigen offenbar nicht mehr ausgeschlossen. „Es war wohl ein Ruf der Fans nach alten Zeiten und Identifikation“, sagte Trainer Thomas Meggle zu den Sprechchören. „Wir haben in der Länderspielpause die Möglichkeit, Dinge zu verändern“, sagte Azzouzi am Sonntag. Denkbar wäre es, dem nicht unumstrittenen Naki, der bis 2012 für St. Pauli spielte, einen leistungsbezogenen Vertrag bis Saisonende zu geben.

Auslöser des plötzlichen Vertragsendes in der Türkei war ein simpler Facebook-Post. Was dieser ausgelöst hat, hätte Deniz Naki wohl niemals für möglich gehalten. Weil er den IS-Terror verurteilte und sich klar pro Kobane positionierte, wurde der ehemalige Profi des FC St. Pauli in der Türkei verprügelt. „Die drei Männer, die mich angriffen, bedrohten mich damit, dass dies die erste Warnung sei, ansonsten solle ich mehr Konsequenzen in Kauf nehmen“, schildert der Kurde den Vorfall auf seiner Facebookseite.

Naki kam mit einem blauen Auge davon und löste danach seinen Vertrag bei Genclerbirligi Ankara auf. „Ich komme zurück nach Deutschland“, schrieb der 25-Jährige bei Facebook: „Ich kann nicht länger mit ansehen, dass man in der Türkei noch nicht mal neutral Fußball spielen kann.“

Der frühere Publikumsliebling des FC St. Pauli erzielte einst zwölf Treffer in 71 Spielen für die Hamburger. Außerdem lief er insgesamt 29-mal für die Junioren-Nationalmannschaften des DFB auf (17 Tore). 2008 wurde Naki unter der von Horst Hrubesch trainierten Mannschaft um Manuel Neuer, Sami Khedira, Mesut Özil, Mats Hummels und Jerome Boateng U19-Europameister.

Bei Fabian Bolls Abschiedsspiel war der Offensivspieler bester Mann auf dem Platz. Beim 5:1-Sieg der Altmeister gegen die aktuelle Mannschaft von St. Pauli erzielte er einen Treffer selbst und bereitete drei weitere vor. Schon damals sprach Naki davon, die Türkei aus sportlichen und politischen Gründen bald verlassen zu wollen und wünschte sich eine Rückkehr ans Millerntor. „Wenn St. Pauli anruft, nehme ich den ersten Flieger nach Hamburg.“ Nun ist Naki vereinslos und zurück in Deutschland.