Sein Abschiedsspiel war für Fabian Boll der emotionale Schlusspunkt einer erfolgreichen Fußball-Karriere. Künftig steht für den langjährigen St. Pauli-Spieler die Trainerlaufbahn im Mittelpunkt.

Hamburg. Es war die 85. Spielminute, als Fabian Boll zum letzten Mal als Fußballer das Spielfeld am Hamburger Millerntor verließ. Die rund 17 000 Zuschauer sangen gemeinsam „You' ll never walk alone“, um einen der treuesten Spieler in der Geschichte des FC St. Pauli würdig zu verabschieden. Zwölf Jahre stand er beim Kiezclub unter Vertrag, bestritt 28 Erst- und 141 Zweitliga-Spiele. Das Abschiedsspiel am Samstag war der Schlusspunkt einer tollen Laufbahn.

„Ein fantastischer Tag. Es ist einmalig, dass so viele Leute gekommen sind. Aber genau das macht St. Pauli eben halt aus“, sagte der 35-Jährige. Der Mittelfeldakteur war mit den „Höllenhunden“ – einer Auswahl an ehemaligen Mitspielern, Freunden und Familienangehörigen – gegen die aktuelle Zweitliga-Mannschaft des FC St. Pauli angetreten.

Dass Bolls Team den nicht mit vollem Ernst geführten Kick 5:1 gewann, war lediglich eine Randnotiz. Natürlich trug sich auch Boll, der als Kriminaloberkommissar halbtags bei der Hamburger Polizei arbeitet, einmal in die Torschützenliste ein (47. Minute). Im Mittelpunkt aber standen die Emotionen. „Das war heute ein würdiger Abschied für ,Boller'. Jeder Zuschauer hat sich gefreut, bei diesem Anlass dabei sein zu dürfen“, sagte der langjährige St. Pauli-Trainer Holger Stanislawski. Bolls einstiger Mitspieler Deniz Naki meinte: „Für mich war Fabian immer ein großer Bruder. Das wird er auch immer bleiben“.

Boll nennt seine Karriere-Highlights


Fabian Boll nimmt viele tolle Momente mit aus seiner Profi-Laufbahn. „Die Aufstiege, die Bilder von der Reeperbahn, die Pokalspiele, der Derbysieg beim HSV – es gab so viele Highlights“, gerät er heute noch ins Schwärmen. „Wenn man aufhört, Fußball zu spielen, vermisst man nicht den Applaus, das Geld oder die Anerkennung. Mit den Jungs in der Kabine zu sitzen und das Adrenalin zu spüren, vermisst man viel mehr. Das lässt sich mit keinem Gefühl der Welt vergleichen“.

In der Kicker-Karriere, die er nach der Saison 2013/2014 im Sommer beendete, hat er viele Mitspieler kommen und gehen sehen. Besonders in den letzten Jahren gab es viele Wechsel. Umso mehr hofft der gebürtige Bad Bramstedter, dass der FC St. Pauli wieder zu einem Club mit echten Identifikationsfiguren wird: „Viele Spieler sind erst ein oder zwei Jahre hier. Man muss der Mannschaft Zeit geben, damit sich die Fans mit ihnen genauso identifizieren können wie mit unserer früheren Mannschaft.“

Ganz ohne Boll muss der FC St. Pauli aber nicht auskommen. Aktuell unterstützt er die U23 als spielender Co-Trainer. „Der Trainerjob reizt mich sehr“, sagt Boll, der deshalb zeitnah die Trainerlizenzen in Angriff nehmen will. Sein früherer Coach André Schubert traut ihm eine erfolgreiche Laufbahn an der Seitenlinie zu: „Er bringt alle Eigenschaften dafür mit, weil er bereits als Spieler eine Führungsperson war und immer ein gutes Auge für seine Mitmenschen hat“. Von allzu großen Trainerambitionen möchte Boll aber zumindest noch nicht sprechen: „Ich bin kein Mensch, der allzu weit nach vorne blickt“. Als Spieler hat er es mit dieser Einstellung weit gebracht.