Er war der Weltpokalsiegerbesieger: Jetzt darf Thomas Meggle den FC St. Pauli trainieren. Er ist durch die härteste Schule gegangen, die man sich vorstellen kann.

Hamburg. Ein waschechter Münchner in Hamburg, und dann auch noch auf St. Pauli – kann das gutgehen? Wer könnte das besser beurteilen als der legendäre Trainer Uli Maslo? Ja, Maslo, heute 76, war beim FC St. Pauli eine Legende. Er führte den Verein mit einer der besten Pauli-Mannschaften der Geschichte in die Bundesliga, konnte zwei Jahre später den Abstieg aber nicht verhindern.

Sein knorriger Altherrenstil hatte sich verbraucht. Die Legende bleibt. Und Maslo, der alte Trainerfuchs, holte an einem sonnigen Tag des Frühsommers 1997 nach einem Probetraining den gebürtigen Münchner Thomas Meggle zum Bundesligaverein FC St. Pauli. Der war damals 22 und ein technisch begabter, aber läuferisch nicht allzu dynamischer Spieler vom FC Starnberg. Eher ein Altherrenverein aus dem Alpenvorland.

Doch irgendwas sah Maslo in ihm, dass er Meggle verpflichten wollte. Der Bursche hatte recht weiche Züge. Kein Wunder, dass Mitspieler und Fans ihn später „Meggi“ tauften. Als Meggle dann nach Hamburg wechseln durfte, war Maslo weg, die Bundesliga passé, und der neue Trainer hieß Eckhard Krautzun, auch ein Wandervogel, aber viel unstetiger als Maslo.

Meggle musste sich durchbeißen neben einem eisenharten Alkoholiker, der im Kader stand, neben dem einen oder anderen Gelegenheitsraucher und neben vielen, denen die zweite Liga als Altersruhespielstätte genügte. Und neben Holger Stanislawski zum Beispiel, der Innenverteidiger, der keine Kompromisse machte. Es ist kein Zufall, dass Meggle, obwohl ein ganz anderer Charakter als „Stani“, jetzt Trainer beim FC St. Pauli wird.

Er hat bewiesen, dass er den Verein lebt. Das ist wichtig für die Identifikation vom Start weg. Meggle sagte dem Abendblatt im Jahr 2010: „Man entscheidet sich in seinem Leben irgendwann für einen Verein - und dem bleibt man ein Leben lang treu.“ Meggle geht mit einigen imposanten Details in die 104-jährige Vereinsgeschichte ein. Er führte den Verein 2001 als Spielmacher in die Bundesliga und schoss dabei 13 Tore. Teamkollege Marcel Rath schaffte sogar 15, aber Meggle schien nie wie der geborene Knipser.

Unsterblich wurde Meggle in der folgenden Saison mit seinem Tor zum 2:1-Sieg über den FC Bayern München, der zuvor die Champions League und den Weltpokal gewonnen hatte. Das T-Shirt mit dem Titel „Weltpokalsiegerbesieger“ dürfte keiner stolzer tragen als er. Und das als Münchener.

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Zwischendurch war Meggle beim TSV 1860 München gewesen, kehrte nach Hamburg zurück, ging nach Rostock, kam wieder ans Millerntor, beendete im Jahr 2010 seine Karriere und enterte den Co-Trainerstuhl. Als André Schubert 2012 beurlaubt wurde, durfte Meggle mit einem Team kurzzeitig die Profis übernehmen. Jetzt steht er allein in der Verantwortung. Das wird er wuppen. Mit seiner Frau und den Kindern ist er in Hamburg fest verwurzelt.

Ob Meggle die sportliche Wende Erfolg bringt, wird sich zeigen. Er warb um Geduld: „Wir wollen auch ein paar Erfolge feiern, aber jetzt gilt es, kurzfristig zu agieren und von Tag zu Tag zu schauen.“ Das ist ein wichtiges Credo in einer schnelllebigen Branche. Meggle war selbst mehrfach verletzt und kämpfte sich heran. In der Reha lernt man genau die Einstellung: hart arbeiten, warten, auf die Chance lauern, zuschlagen.

Anders als die letzten Vorgänger trägt Meggle keine Glatze. Dass der privat sehr lustige Trainer sich in seinem neuen Job etwas zurückhalten muss, zeigte er bei der Pressekonferenz am Mittwoch: „Heute ist nicht der Tag für Witze – deshalb bin ich auch nicht mit einer Badekappe gekommen.“