Der Fußballer hat sich im Alter von 33 Jahren das Leben genommen. Kurz nach dem Tod Robert Enkes hatte Andreas Biermann 2009 öffentlich gemacht, an Depressionen zu leiden. FC St. Pauli und Ex-Kapitän reagieren tief betroffen.

Berlin. Der ehemalige Fußball-Profi Andreas Biermann (FC St. Pauli, Union Berlin) ist tot. Das bestätigte sein letzter Klub FSV Spandauer Kickers 1975 am Sonnabendabend. Biermann, der für St. Pauli zehn Zweitligaspiele absolvierte und vor einigen Jahren sein Depressionsleiden öffentlich gemacht hatte, verstarb im Alter von 33 Jahren.

„Unser Seniorenspieler Andreas Biermann hat seine depressive Krankheit nicht überwinden können und ist gestern morgen verstorben. Unser Mitgefühl ist bei seiner Familie“, schrieb der Berliner Klub auf seiner Facebook-Seite.

Der „Bild am Sonntag“ bestätigte der Verein, dass sich Biermann das Leben nahm. „Es stimmt leider. Andreas hat sich umgebracht. Wir sind alle geschockt und tieftraurig“, sagte Geschäftsführer Günter Hagedorn.

Benedikt Pliquett, frührer St.-Pauli-Torwart, jetzt Sturm Graz: "Wir waren zur gemeinsamen Zeit bei St. Pauli meist Zimmer-Kollegen bei Auswärtsspielen. Ich habe nichts von seinen Depressionen mitbekommen. Erst im Nachhinein, als es bekannt geworden war, ist mir einiges bewusst geworden.“

Biermann war 2009 mit seiner Krankheit an die Öffentlichkeit gegangen. Wenige Tage nach dem Selbstmord des ebenfalls an Depressionen leidenden damaligen Nationaltorwarts Robert Enke am 10. November hatte sich Biermann in stationäre Behandlung begeben. Zuvor hatte er einen missglückten Suizidversuch unternommen und spätere weitere Versuche zugegeben.

Bei Auftritten im ZDF-Sportstudio oder in der ARD-Talkshow „Beckmann“ hatte Biermann über seine Krankheit gesprochen. 2011 erschien sein Buch „Rote Karte Depression“. 2012 machte Biermann einen Suizidversuch öffentlich und begab sich anschließend in stationäre Behandlung. Zuletzt spielte Biermann in Berlin in der Senioren-Mannschaft der Spandauer Kickers.

St. Pauli reagiert bestürzt

Der FC St. Pauli drückte den Angehörigen seines ehemaligen Spielers in einer Mitteilung sein Mitgefühl aus. Sportdirektor Rachid Azzouzi meldet sich aus dem Trainingslager im österreichischen Villach zu Wort. „Mit großer Bestürzung haben wir vom Tod von Andreas Biermann erfahren. Wir sind alle geschockt von dieser Nachricht und zutiefst betroffen darüber, was diese grauenvolle Krankheit anrichten kann“, teilte Azzouzi am Sonntag mit und ergänzte: „Wir wünschen seiner Familie in dieser schweren Zeit die nötige Kraft, um mit dieser extrem schwierigen Situation umgehen zu können.“

Jan-Philipp Kalla, der aktuell dienstälteste Profi im Kader des FC St. Pauli, zeigte sich ergriffen."Ich habe die Nachricht gestern Abend im Bus erfahren und konnte es zuerst gar nicht glauben. Das Tückische an dieser Krankheit ist offenbar, dass andere denken, es würde einem gut gehen. Es ist für mich nicht leicht, das zu begreifen“, so Kalla.

Die beiden Fußballprofis hatten bis 2010 gemeinsam für den Kiezclub auf dem Rasen gestanden. „Ich habe ihn als einen ruhigen, eher introvertierten Mitspieler erlebt. Er war aber immer sehr zuverlässig. Ich habe es als Mitspieler überhaupt nicht mitbekommen, dass er unter Depressionen leidet. Nachdem er St. Pauli verlassen hatte, hatten wir nur noch kurz Kontakt miteinander, auch über Facebook.“, sagt Kalla. Aber später hatte ich den Eindruck, dass er sich abkapseln wollte. Auch seine Frau und meine Freundin hatten noch eine gewisse Zeit Kontakt, das ist aber auch abgebrochen.“, sagte Kalla.

Biermann war 2008 von Tennis Borussia Berlin zu den Hanseaten gewechselt. Dort hatte er großes Verletzungspech und absolvierte für St. Pauli bis 2010 zehn Spiele in der 2. Bundesliga. Auch die Ex-Kollegen reagierten auf die Nachricht tief betroffen. „Geschockt, entsetzt und traurig !!! RUHE IN FRIEDEN, mein "Biere"...“, schrieb der frühere St.-Pauli-Kapitän Fabien Boll auf seiner Facebook-Seite.

Auch Union Berlin widmete seinem Ex-Spieler (2006/07) einen Eintrag auf der Internetseite. „Er hat sich lange und mutig gegen seine Krankheit gestemmt, aber er konnte den Kampf nicht gewinnen. Wir sind geschockt und traurig. Unsere Anteilnahme und unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen von Andreas Biermann“, so Union-Präsident Dirk Zingler.

Andreas Biermann über Depressionen: