Zwei Stunden Krisensitzung beim FC St. Pauli. Fabian Bolls Abschiedsspiel steigt am 11. Oktober. „Es war ein wichtiger Austausch, wir hatten den Eindruck, das musste mal wieder sein“, sagte Sportchef Rachid Azzouzi hinterher.

Hamburg. Es gab noch Redebedarf. Reichlich offenbar. Um 10 Uhr hatte Trainer Roland Vrabec die Profis vom FC St.Pauli am Dienstag kurzfristig zum Training einbestellt, der eigentlich freie Tag war gestrichen. Die Sonne schien kräftig über den Übungsplätzen an der Kollaustraße, die Zaungäste warteten, Kinder auf Autogrammjagd fragten, wann die Spieler denn wohl kämen, die Zeit schlich dahin. Bis 12.05 Uhr. Dann öffnete sich die Kabinentür.

„Es war ein wichtiger Austausch, wir hatten den Eindruck, das musste mal wieder sein“, sagte Sportchef Rachid Azzouzi hinterher. Das 0:3 vom vergangenen Sonntag gegen den VfR Aalen hatte die sportliche Leitung auf den Plan gerufen. Auch wenn es in den beiden verbleibenden Spielen am Sonntag bei Aufsteiger 1. FC Köln und in der Woche darauf gegen Erzgebirge Aue um nichts mehr geht. Außer um den Ruf und einen guten Abschluss der Spielzeit. „Wir haben noch zwei wichtige Spiele“, betonte Azzouzi.

Also Kopfwäsche für die Spieler. Die Saison ist eben auch nach dem verpassten Aufstieg noch nicht zu Ende. In Köln dürfen die Hamburger bei der großen Zweitliga-Meisterfeier des FC als „Partygast“ mitkicken. Gegen Aue soll es eine Versöhnung mit den Zuschauern im wohl ausverkauften Millerntor geben und damit zugleich einen würdigen Abschied für Kapitän Fabian Boll, der dann nach zwölf Jahren letztmals das St.-Pauli-Trikot in einem Punktspiel tragen darf und das Team als Kapitän aufs Spielfeld führen soll.

Allerdings wird der 34-Jährige ganz sicher noch ein weiteres Mal ans Millerntor zurückkehren. Am 11. Oktober wird er sein offizielles Abschiedsspiel bestreiten. Der Club stellt ihm das Stadion zur Verfügung. Boll würde gerne mit einer Truppe seiner ehemaligen Mitstreiter gegen die aktuelle St.-Pauli-Elf spielen. Doch es gibt noch Fragezeichen. Klar ist aber, dass die Einnahmen zum größten Teil gespendet werden. „Der Weiße Ring, Kiezhelden, Dunkelziffer – es gibt einige Organisationen, die etwas bekommen sollen“, sagt Boll.

Beim halbstündigen Kreisspiel zum entspannten Austoben nach der langen Krisensitzung mischte er ebenso munter mit wie Torwart Philipp Tschauner, der am Montag nach seiner Schulterverletzung wieder ins Training eingestiegen war. Angesichts der angespannten Situation im St.-Pauli-Tor, wo nach der schweren Verletzung von Robin Himmelmann nur noch Philipp Heerwagen als erfahrener Schlussmann zur Verfügung steht, wird Vrabec den Comebackversuch seiner etatmäßigen Nummer eins gerne sehen. Ob es schon für das Spiel in Köln reicht, müssen die nächsten Tage zeigen, ausgeschlossen scheint das für Tschauner nicht: „Schau’n mer mal.“

Der FC St. Pauli hat in dem dänischen Sportartikelhersteller Hummel einen neuen Trikot- und Ausrüstungspartner. Der Vertrag läuft bis 2016. Das Unternehmen löst damit den bisherigen Ausstatter Do You Football ab, der seit 2005 die Trikots lieferte.