Der FC St. Pauli braucht im Duell gegen Aufsteiger Sandhausen (heute 13 Uhr) unbedingt den Sieg. Trainer Schubert will an seiner Taktik festhalten.

Hamburg. Gemessen an seinem Motto hätte er wohl am liebsten erst am heutigen Sonnabend um 15 Uhr wieder etwas gesagt, denn André Schubert hat Taten eingefordert. Taten statt zu vieler Worte nach der intensiven Aufarbeitung der erschreckenden Vorstellung beim 0:2 in Cottbus. Direkt nach dem Abpfiff der schlechtesten Mannschaftsleistung der vergangenen Jahre waren die Profis des FC St. Pauli in die Selbstkritik eingetaucht, hatten nichts geschönt und keine Ausreden gesucht, die ohnehin nicht zu finden gewesen wären. In den Tagen danach hatte der Trainer zahlreiche Gespräche geführt. Dialoge mit einzelnen Spielern, Gruppeninterviews, mal mit, mal ohne Videounterstützung. Es war ein Krisenmanagement der sachlichen Analyse. "In Cottbus war auf dem Platz Verunsicherung zu spüren, daher haben wir das jetzt ganz in Ruhe gemacht", sagt Schubert, der seiner Mannschaft eine konzentrierte, selbstkritische Arbeitswoche bescheinigt.

Der Wille, es am heutigen Sonnabend gegen den SV Sandhausen (13 Uhr, Millerntor/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) besser zu machen, ist bei den Profis dank der realistischen Lageeinschätzung durchaus erkennbar. "Wir wissen alle, dass wir in Cottbus richtig Bockmist gebaut haben. Das wurmt uns intern ja am allermeisten", sagt Torwart Philipp Tschauner, in der Lausitz mit einem verschuldeten Gegentor und einem misslungenen Dribbling im eigenen Fünfmeterraum negativ aufgefallen. Die branchenüblichen Ankündigungen vom "Ärmelhochkrempeln" und "Wiedergutmachungbetreiben" sind erfolgt. Und so dokumentierte Schubert durchaus, dass er seinen Spielern gern als gutes Beispiel vorangegangen wäre, als er die turnusmäßige Medienkonferenz gestern mit dem Auftrag des Wochenendes eröffnete: "Nicht quatschen, sondern machen! Wir müssen eine gute Grundordnung auf den Platz bekommen, nicht so passiv sein, Druck ausüben, Chancen herausspielen und das Spiel gewinnen. Um mehr geht es nicht. Kevin Schindler wird nicht im Kader stehen. Sören Gonther, Lennart Thy und Akaki Gogia arbeiten in der Reha. Gibt es Fragen?"

Kurz und knapp. Beim FC St. Pauli geht es momentan um das Wesentliche. Im Fußball sind das drei Punkte, ein Sieg und damit ein Ergebnis, das die Hamburger in dieser Saison bei drei Versuchen noch nicht geschafft haben. Zweimal, beim 0:0 in Aue und dem folgenden 1:1 gegen Ingolstadt, war man zu oft im gegnerischen Strafraum gescheitert, vor einer Woche in Cottbus dann die desaströse Leistung. "Wir sollten nicht die ersten beiden Spiele vergessen, in denen wir sechs Punkte hätten holen können. Okay, haben wir nicht getan. Aber ich muss ja auch sehen, was und wie wir da gespielt haben, und das war ja bei allen Steigerungsmöglichkeiten absolut in Ordnung", so Schubert, der den Ernst der Situation sehr wohl erkannt hat: "Keine Frage, wir stehen unter Druck und müssen gegen Sandhausen gewinnen."

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Gestartet als Aufstiegskandidat, droht nun bei einer Niederlage der schlechteste Zweitligastart seit 13 Jahren. Zwei Punkte nach vier Partien hatte es zuletzt 1999 gegeben. Selbst beim letzten Zweitligaabstieg 2002 waren es immerhin drei Zähler gewesen. Befassen wollen sie sich mit derartig düsteren Zahlenspielereien und deren Konsequenzen allerdings nicht. Schubert sagt: "Wenn es kritisch wird, bist du mit einem gut beraten: die Ruhe zu bewahren. Es wäre falsch, daran zu denken, was passiert, wenn es schiefgeht. Dann hast du schon verloren." Noch aber bleiben 90 Minuten gegen den in Liga und Pokal (3:0 gegen Cottbus) bislang ungeschlagenen, konterstarken Aufsteiger, um den Premierensieg noch vor der 16-tägigen Länderspiel-Pause und den sich anschließenden Auswärtsspielen beim 1. FC Köln und dem FSV Frankfurt zu schaffen.

Gelingen soll der auch dank Modifizierungen in den Abläufen. Die Mannschaft arbeitete in dieser Woche an grundlegenden Dingen wie Zweikampfverhalten sowie im taktischen Bereich. In den Einheiten erinnerte der Trainer seine Profis mithilfe von Seilen an die optimalen Abstände in und zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen. Zudem hat er wie angekündigt den Spielaufbau vereinfacht, nachdem die Außenverteidiger mangels Anspielstationen überfordert wirkten.

Eine von vielen erwartete grundsätzliche Rückkehr ins 4-2-3-1-Schema sei hingegen nie ein Thema gewesen, ließ Schubert gestern wissen. Der Trainer glaubt an ein erfolgreiches 4-4-2 und hat Vertrauen in seine Mannschaft: "Wir haben genug Qualität in der Mannschaft. Völlig egal, wer da kommt: Wir müssen uns darauf konzentrieren, dass wir das Spiel in die Hand nehmen und gewinnen. Mit Wegen in die Tiefe, Durchsetzen in Eins-gegen-eins-Situationen. Wir müssen die Zweikämpfe suchen und sie gewinnen. Das ist entscheidend."

Die Spieler wissen, worum es an diesem Sonnabend geht, worauf es ankommt und dass einzig ein Sieg akzeptiert wird, wie auch Tschauner weiß: "Geredet wurde genug. Jetzt zählt's!"