An Düsseldorfs Sascha Rösler scheiden sich die Geister. Er avancierte mit seiner provokanten Spielweise zum Feindbild der St. Pauli-Fans.
Hamburg. Lange nach Abpfiff zeigte Sascha Rösler sein anderes, sein freundliches Gesicht. In den Katakomben des Millerntor-Stadions war es kalt geworden und so gab er Andreas Lambertz, der den wartenden Journalisten seine Analyse des Spiels mit nacktem Oberkörper in die Blöcke diktierte, einen Klaps und sagte: «Komm' Lumpi, geh' duschen und zieh' dich an, wir haben Freitag wieder ein Spiel.» Es war Röslers einzige nette Szene des Abends.
In den 90 Minuten zuvor zeigte der Stürmer von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf beim hart umkämpften 3:1 (1:1)-Erfolg beim FC St. Pauli seine hässliche Seite - er provozierte, lamentierte und gestikulierte. Und brachte so nicht nur seine Gegenspieler zur Weißglut, sondern avancierte auch bei den St. Pauli Fans unter den 24.487 Zuschauern zum Feindbild.
«Zu Beginn fehlte uns die Galligkeit, da muss man was machen», sagte der privat eher introvertierte Rösler, «natürlich habe ich ein Stück provoziert.» St. Pauli-Trainer Andre Schubert warf seiner Mannschaft hinterher vor, dass sie sich durch dieses dreckige Spiel zu sehr beeindrucken ließ. «Wir haben uns in der zweiten Halbzeit in Dinge verstricken lassen, die mit Fußball nicht so viel zu tun haben, da müssen wir cleverer und besonnener agieren», sagte er sichtlich angefressen, «jeder weiß, dass er unangenehm ist.»
***Gunesch erfährt seine Grenzen***
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Doch weil Fortuna cleverer agierte, blieb sie auch im 19. Pflichtspiel in Serie ungeschlagen und hat als Dritter nur einen Punkt Rückstand auf Tabellenführer SpVgg Greuther Fürth. «Kompliment an die Truppe, sie hat in diesem Hexenkessel sehr gut funktioniert und darf den Blick auf die Tabelle auch genießen», sagte Trainer Norbert Meier, nachdem Lambertz (45.+1/57.) und Maximilian Beister (76.) das Verfolgerduell gedreht hatten und so die Aufstiegsambitionen nachhaltig untermauerten. Max Kruse (15.) erzielte die Führung für die Kiezkicker, die hinterher mit ihrem Auftritt haderten. «Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen und verdient verloren», sagte Fin Bartels. Und Kruse meinte: «Irgendwie haben wir uns auf dem 1:0 ausgeruht.»
Trotz der starken Leistung sieht Meier seine Mannschaft nicht als Aufstiegsfavorit. «Die Fans dürfen träumen, aber wir dürfen nur auf das nächste Spiel schauen. Ich habe schon viele Favoriten sterben sehen», sagte er und schickte seine Spieler mit Blick auf die Partie am Freitag gegen Hansa Rostock umgehend zur Regeneration auf die Massagebänke. Und Lambertz sagte: «Wir müssen jetzt blitzschnell umschalten und dürfen Hansa nicht unterschätzen und meinen: 'Das schaffen wir im Vorbeigehen'».
Aber wenn es zu Beginn wieder nicht laufen sollte, haben sie ja noch Rösler - Typ Drecksau, der in den engen Partien den Unterschied ausmacht. Wohl deshalb hat Schubert auch noch gesagt: «Manchmal wünscht man sich ja selber so einen Spieler in seinen Reihen.» Dann klappt es vielleicht auch mit dem Aufstieg. (sid/abendblatt.de)