Nach dem 3:0-Sieg gegen Rostock bleibt der Aufstieg für St. Pauli in Reichweite. Hansa-Fans bleiben friedlich, braun-weißer Anhang randaliert.
Hamburg. Der FC St. Pauli kann weiter vom direkten Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga träumen. Der Kiez-Club feierte am Sonntag einen 3:0 (1:0)-Pflichtsieg im Heimspiel gegen den Abstiegskandidaten FC Hansa Rostock und profitierte zugleich vom 0:2- Patzer des Konkurrenten SC Paderborn in Karlsruhe. Die gute Laune der Hausherren wurde allerdings getrübt von der Nachricht, dass es nach dem Risiko-Spiel doch noch zu befürchteten Ausschreitungen kam, die von Anhängern des FC St. Pauli ausgelöst worden sein sollen.
Mit 59 Punkten verbesserte sich St. Pauli in der Tabelle hinter Fortuna Düsseldorf (60) auf Rang vier vor Paderborn (58) und peilt weiter den zur Relegation berechtigenden dritten Platz an. „Wir sind noch mittendrin und die Düsseldorfer spüren unseren Atem“, frohlockte Marius Ebbers. Der Torjäger avancierte vor 24.000 Besuchern am Millerntor mit seinen Saisontreffern acht und neun (13./49. Minute) zum Matchwinner der Gastgeber, für die auch Fin Bartels (79.) traf.
Der Kiez-Club, dem die Hamburger Polizei aus Sorge vor Krawallen untersagt hatte, die vorgesehenen 2500 Eintrittskarten an Gäste-Fans abzugeben, startete schwungvoll in sein Heimspiel. Er hatte Glück, dass Ebbers nach schöner Vorarbeit vom Max Kruse gleich die erste gute Einschusschance zum 1:0 nutzte. Nach der Pause dasselbe Bild: Nach einem Fehler von Matthias Holst war erneut Ebbers zur Stelle und sorgte schon vier Minuten nach Wiederanpfiff für die Vorentscheidung. Und zum dritten Treffer leistete Ebbers dann gekonnt die Vorarbeit. „Ich habe Marius vor dem Spiel gesagt, dass zwei Tore von ihm heute gut wären“, berichtete Trainer André Schubert hinterher zufrieden.
Hansa-Fans friedlich, Pauli-Fans attackieren Polizei
Die Partie wurde von einer friedlichen Demonstration, aber auch Ausschreitungen nach dem Abpfiff begleitet. Rund 1700 Rostocker waren zunächst vom Bahnhof Hamburg-Altona aus durch die Stadt gezogen. „Gerechnet haben wir mit anderen Auswirkungen“, sagte ein Polizeisprecher zu diesem gewaltlosen Protest. Die Rostocker Fans waren empört, weil der FC St. Pauli aus Sorge vor Krawallen rund 2500 Karten für das Zweitliga-Spiel nicht an Hansa-Fans verkaufen durfte.
Erst im Anschluss an die Partie, die St. Pauli mit 3:0 gewann, kam es in der Nähe des Millerntor-Stadions zu Ausschreitungen. Sie gingen nach Angaben der Polizei auf das Konto von St. Pauli-Anhängern. Da waren die Hansa-Fans schon auf dem Rückweg zum Hauptbahnhof und von dort nach Rostock – erneut friedlich. Sie hatten das Spiel vor einem Lautsprecher-Wagen beim Bahnhof-Altona verfolgt.
Vor dem Anpfiff hatten sich rund 800 sogenannte Ultra-Fans des Hamburger Vereins vor dem Millerntor-Stadion versammelt. Es habe „massive Angriffe“ durch St.-Pauli-Anhänger auf die Polizei gegeben, berichtete eine Sprecherin zu den Vorfällen. So seien die Reiterstaffeln mit Signalmunition beschossen worden. Auch Steine und Flaschen seien auf Beamte geflogen, ergänzte ein Sprecher. Sieben Randalierer wurden vorübergehend festgenommen, sieben weitere kamen in Gewahrsam. An einem Fan-Lokal des HSV seien Scheiben zu Bruch gegangen. „Wir haben die Lage unter Kontrolle“, sagte der Polizeisprecher am Nachmittag. Auch Wasserwerfer und Pfefferspray kamen zum Einsatz.
+++ Hansa-Fans haben mit Demonstrationsmarsch begonnen +++
+++ Noch alles ruhig: Rostock-Fans treffen sich in Altona +++
Am frühen Abend konnte die Polizei, die mit einem Großaufgebot von mehr als 1500 Beamten aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen präsent war, ihre Arbeit beenden. Zwei Polizisten wurden verletzt.
Unter den Hansa-Fans gab es laut Polizei lediglich zwei Festnahmen. Einer soll mit einer Dose nach einem Hamburger Fußballfan geworfen haben. Ein zweites Mal griff die Polizei ein, als ein Demonstrant während des Protestmarsches einen Böller zündete. Die Veranstalter riefen immer wieder zur Friedfertigkeit auf.
Das Hamburger Verwaltungsgericht hatte nur eine Kundgebung in der Nähe des Hauptbahnhofes erlaubt. Das Oberverwaltungsgericht genehmigte darauffolgend einen Demonstrationszug auf einer geänderten Route. Sicherheitskräfte hatten befürchtet, dass die beiden verfeindeten Fangruppen am Stadion aufeinandertreffen und es zu Krawallen kommen könnte. Vorsichtshalber war die Umgebung der Spielstätte zum Gefahrengebiet erklärt worden.
Das Spiel im Liveticker
Die aktuelle Tabelle
FC St. Pauli - FC Hansa Rostock 3:0 (1:0)
St. Pauli: Tschauner - Rothenbach, Sobiech, Thorandt, Schachten - Boll, Daube (71. Bruns) - Bartels, Kruse, Naki (71. Funk) - Ebbers (80. Sliskovic). - Trainer: Schubert
Rostock: Hahnel - Janecka, Holst, Pannewitz (68. Semmer), Pelzer - Robert Müller, Peitz - Starke (58. Borg), Blum (77. Jänicke) - Weilandt, Mintal. - Trainer: Wolf
Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)
Zuschauer: Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Tore: 1:0 Ebbers (13.), 2:0 Ebbers (49.), 3:0 Bartels (79.)
Zuschauer: 22.620
Beste Spieler: Kruse, Ebbers - Robert Müller, Mintal
Gelbe Karten: keine
Torschüsse: 15:17
Ecken: 5:3
Ballbesitz: 54:46 Prozent
(sid/dpa)