Torwart Mathias Hain hält das 1:0 in Cottbus fest und bringt sein Team wieder in die Erfolgsspur. Auch Charles Takyi zeigt sich verbessert.
Hamburg. Wer am Freitag im Stadion der Freundschaft weilte, dürfte sich ein wenig gewundert haben. Denn etwas war anders an diesem unterhaltsamen Zweitligaabend beim Spiel zwischen Energie Cottbus und dem FC St. Pauli. Anders als zuletzt, anders als gefühlt in den vergangenen fünf Monaten: Die Zuschauer mussten auf den Rängen nicht mehr frieren. Gezittert wurde trotzdem. Bis zum Schluss. Energies Fans hofften auf wenigstens einen Punkt im Kampf um den Klassenerhalt, St. Paulis Anhänger sehnten den Abpfiff und drei Zähler im Aufstiegsrennen herbei.
Dass es letztlich den Hamburgern auch emotional warm ums Herz wurde, war vor allem ein Verdienst von Torhüter Mathias Hain, der mit tollen Paraden den 1:0-Erfolg seines Teams in der Lausitz sicherte. St. Paulis Sportchef Helmut Schulte sollte später, passend zu den äußeren Bedingungen, vom 17. Frühling des 37 Jahre alten Keepers sprechen. Eine Woche zuvor hatte Hain beim 5:3 im Heimspiel gegen Oberhausen noch eine seiner schwächsten Saisonleistungen abgeliefert. "Solche Spiele wie gegen RWO tun mir leid", entschuldigte sich der Mann, der für Arminia Bielefeld mehr als 150 Bundesligaspiele absolvierte und im Herbst seiner Karriere unbedingt noch einmal in die Eliteklasse des deutschen Fußballs zurückkehren möchte.
Umso mehr freute er sich natürlich, in Cottbus seinen Anteil an einem wichtigen Sieg auf dem Weg dorthin geleistet zu haben. "Das sind die Schlachten, die auch mal Fußballhelden hervorbringen können", sagte Hain, der auch von Trainer Holger Stanislawski ein Extralob bekam. "Wir hatten Mathias Hain und das Quäntchen Glück", meinte der Coach und verbuchte den ersten Auswärtssieg in der von ihm nach drei Niederlagen in Folge vor dem Oberhausen-Spiel ausgerufenen Kurzsaison.
In dieser sind die Kiezkicker noch ungeschlagen, was unter anderem an der Aufwärtstendenz bei einigen Führungsspielern und Leistungsträgern wie Hain liegt. Auch Florian Bruns und vor allem Torschütze Charles Takyi zeigten sich in Cottbus stark verbessert. "Wir hatten vor ein paar Tagen ein intensives Gespräch", berichtete Stanislawski von seiner Arbeit mit dem Deutschghanaer. "Ich freue mich sehr für ihn, weil er ein außergewöhnlicher Fußballer ist."
Für das gesamte Team gilt, dass die Einstellung wieder stimmt und mit dem Sieg gegen Oberhausen auch das nötige Selbstbewusstsein zurückgekehrt ist. "Wir haben in Cottbus 70 Minuten lang richtig guten Fußball gespielt", erklärte Stanislawski. "Da waren einige schöne Ballstafetten dabei."
Stanislawski wird allerdings registriert haben, dass sein Team nicht die Leichtigkeit der Hinrunde versprüht und die letzten beiden Spiele auch anders hätten ausgehen können. "Diese Leichtigkeit können in dieser Phase der Saison nur die haben, die mit oben und unten nichts mehr zu tun haben", glaubt der Coach, dem es am Ende des Tages auch reichen dürfte, wenn kommenden Sonntag im brisanten Heimduell gegen Hansa Rostock einfach das Ergebnis stimmt und damit die Frühlingsgefühle auf St. Pauli nicht nur wegen steigender Temperaturen anhalten.