Erstmals nach 66 Spielen fiel in einer Partie der Hamburger kein Treffer. Gegen die Hessen fehlte die spielerische Linie.

Hamburg. Hans-Jürgen Boysen hatte seine Mannschaft vor dem FC St. Pauli gewarnt. Am Millerntor würde der FSV Frankfurt an seine Grenzen stoßen, ja einen Lehrfilm erleben, wenn man keine optimale Leistung abrufen würde, meinte der Trainer der Hessen vor der Partie. Um kurz vor 18 Uhr nahm Boysen schließlich am "Set" Platz, und was er wie die 19 901 Zuschauer im ausverkauften Stadion im Verlauf des Freitagabends erlebte, hatte tatsächlich eher den Charakter eines Theoriestücks als den eines massentauglichen Blockbusters. Beide Teams lieferten sich über weite Strecken der Spielzeit einen von der Taktik geprägten Kampf, am Ende stand ein 0:0. Ein Ergebnis, das, um im Bild zu bleiben, bei St. Pauli schon verdammt in alle Ewigkeit war.

"Mit 66 Spielen, da hören die Tore auf", hätte Udo Jürgens als Filmmusik für den Streifen liefern können, bei dem der Tabellenvorletzte der Zweiten Liga eine durchaus passable Vorstellung ablieferte, während es St. Pauli, anders als in den vergangenen Wochen, an der spielerischen Linie fehlte, um eine dominante Rolle einzunehmen.

"Das Ergebnis fühlt sich so kalt an wie das Wetter...", sagte Sportchef Helmut Schulte, während Fabio Morena die Ursachen für das erste nicht gewonnene Spiel gegen eines der Teams aus dem Tabellenkeller vor allem am "Drehort" suchte: "Der Platz hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagte der Kapitän. "Der Untergrund hat unser Passspiel erschwert."

Der Plot der Partie hätte auch einem Werbefilm entstammen können. Frei nach dem Motto "Raider heißt nicht mehr Twix, sondern FSV Frankfurt" formten die Hessen in der Defensive einen Sechser-Abwehrriegel, an dem sich die Kiezkicker die Zähne ausbissen. Da der Raum für ihre gefährlichen Pässe in die Tiefe verstellt war, versuchten es die Mannen von Trainer Holger Stanislawski über die Außen oder mit Schüssen aus der Distanz. Später entdeckte vor allem Florian Bruns ein weiteres Mittel für sich, versuchte im Stile eines Tennisspielers den Ball mit Lobs hinter die Frankfurter Defensivreihe zu bringen. Von zählbarem Erfolg war dies allerdings nicht gekrönt.

Im Gegenteil: Hin und wieder tauchten sogar die Gäste gefährlich vor St. Paulis Keeper Mathias Hain auf. In der 25. Minute schlug der Ball sogar in dessen Tor ein, der ehemalige Werder-Finne Lagerblom hatte jedoch zu St. Paulis Glück Zentimeter im Abseits gestanden. Stanislawski versuchte später, durch die Einwechslung von Charles Takyi und Richard Sukuta-Pasu dem Handlungsstrang einen Wendepunkt zu verschaffen, brachte später auch noch den für Jonathan Bourgault in den Kader gerückten Morike Sako. Doch auch die langen Bälle auf den "Highland" sorgten nicht für den gewünschten Durchbruch. Mal agierte St. Pauli zu ungenau, mal fehlte die Entschlossenheit, mal einfach ein wenig Glück. So blieb es am Ende bei der Nullnummer - Stillstand in der Torfabrik.

Eine Mannschaftsfeier, die für den späten Abend angesetzt war, wollten sich die Kiezkicker davon aber nicht vermiesen lassen. "Wir haben 13 Punkte aus fünf Spielen geholt, da darf man auch mal feiern", sagte Morena und kündigte Besserung für das Spitzenspiel in Kaiserslautern am 22. Februar an: "Da können wir nur zulegen, haben etwas gutzumachen." Auch die Fans forderten, was ihnen am Freitagabend verwehrt blieb: ein Happy End - in Form eines Auswärtssieges.

St. Pauli: Hain - Rothenbach, Morena, Gunesch, Oczipka - Lehmann, Bruns - Naki (59. Takyi), Hennings (59. Sukuta-Pasu), Kruse (74. Sako) - Ebbers.

Frankfurt: Klandt - Müller, Klitzpera, Husterer, Voigt - Mehic - Gallego, Gjasula, Lagerblom (62. Ledgerwood), Munteanu - da Silva.

Schiedsrichter: Christ (Kaiserslautern). Z.: 19 901 (ausverkauft). Gelb: Bruns, Sukuta-Pasu - Husterer.