Kaum hatte 1860 Münchens neuer Trainer Ewald Lienen das gestrige Training beendet, stand bei Löwen-Verteidiger Markus Thorandt das Telefon nicht mehr still.

Hamburg/München. Medienvertreter aus Hamburg und München wollten vom 28-Jährigen alles über seinen seit gestern feststehenden Wechsel zum FC St. Pauli wissen. "Ich hatte bei den Gesprächen mit den Offiziellen immer das Gefühl, dass man mich unbedingt in Hamburg haben wollte. Das ist natürlich ein schönes Gefühl", erklärte Thorandt dem Abendblatt.

Der Defensivallrounder stand bereits seit Monaten beim Kiezklub auf der Wunschliste für die neue Saison. So hat sich Chefscout Stefan Studer den Innenverteidiger, der erst in den vergangenen zwei Jahren vom Offensivmann zum Defensivspezialisten umgeschult wurde, am 5. April beim Heimspiel der Löwen gegen Osnabrück ganz genau angeguckt - und anschließend zur Verpflichtung geraten. Nachdem sich Trainer Stanislawski bereits bei St. Paulis 1:5-Pleite in München wenige Wochen zuvor von Thorandts Qualitäten überzeugen konnte, brauchte Studer keine große Überzeugungsarbeit leisten. "Markus ist ein robuster und zweikampfstarker Innenverteidiger. Charakterlich passt er hervorragend", lobt Stanislawski schon jetzt seinen Neuzugang, der ablösefrei für drei Jahre an die Elbe wechselt.

Durch die Verpflichtung des ehemaligen BWL-Studenten, der seine Profikarriere beim FC Augsburg startete, wird im nächsten Jahr aus dem bisherigen Drei- ein Vierkampf um die beiden Planstellen in der Innenverteidigung. So soll der Noch-Löwe Fabio Morena, Marcel Eger und Ralph Gunesch ab Sommer Konkurrenz machen. "Ich habe mich bei 1860 als Zweitligaspieler etabliert, jetzt will ich was Neues ausprobieren", sagte Thorandt.

Um ein Zuhause hat sich der Noch-Münchner in seiner neuen Wahlheimat noch nicht gekümmert. Gut möglich, dass sich der zukünftige Kiezkicker bei Björn Brunnemann über eine bald leerstehende Wohnung erkundigen kann. Denn trotz aller offiziellen Dementi steht weiterhin ein Wechsel des Mittelfeldmanns zu Union Berlin bevor. "Noch ist nichts entschieden. Es stimmt aber, dass mein Berater mit Union verhandelt hat", gibt der 28-Jährige zu, wenige Minuten nachdem sein Agent Jörg Neubauer gegenüber dem Abendblatt die Gerüchte über einen eventuellen Wechsel Brunnemanns nach Berlin als "Unsinn" bezeichnet und Gespräche verneint hatte. Interessant dürfte gewesen sein, ob Neubauer die "Missverständnisse" im Gespräch mit Trainer Stanislawski und Sportchef Schulte aufklären konnte. Das Trio saß gestern gemeinsam mit Brunnemann zusammen, um über dessen sportliche Zukunft zu sprechen. "Bis Freitag wird es eine Entscheidung geben", sagt Brunnemann, der angibt, zwei Offerten aus der Zweiten Liga zu besitzen. Und egal was Neubauer sagt: Eine davon dürfte aus Berlin sein. (ks)