Der FC St. Pauli feiert trotz der 1:2-Niederlage gegen Paderborn den Aufstieg in die Bundesliga - maximal vier Neuzugänge sollen kommen

Hamburg. Als Polizist ist Fabian Boll es gewohnt, dass ihm auch mal Antipathien zuteil werden. Nicht nur deshalb blieb der Oberkommissar in Diensten des FC St. Pauli gelassen, als ihn die Fans im Millerntor-Stadion am Sonntagnachmittag trotz des nun auch rechnerisch perfekt gemachten Aufstiegs gnadenlos auspfiffen. Konnte er auch, denn die Reaktion der euphorisierten Anhänger auf den Rängen war alles andere als ernst gemeint. "Es tut uns Leid, dass das mit der Schale nicht geklappt hat", hatte der Ersatzkapitän nach dem 1:2 gegen den SC Paderborn und der damit verpassten Zweitliga-Meisterschaft entschuldigend übers Stadionmikrofon bedauert - und damit die scherzhaften Unmutsbekundungen ausgelöst. Als Boll erklärte, dass man ja im nächsten Jahr die Schale in der Hand halten könne, herrschte schon wieder Jubel, der sich noch einmal steigerte, als Kapitän Fabio Morena eine Radkappe mit St.-Pauli-Emblem präsentierte.

Kurz nach dem Abpfiff der regulären Partie hatten die Fans bereits Erstligaluft schnuppern können, als die Mannschaft unter großem Gejohle zu einem Einlagespiel auf den Rasen zurückkehrte: Die eine Hälfte des Teams trug wie gewohnt Braun-Weiß, die andere Trikots verschiedener Bundesliga-Mannschaften. Eine oscarreife Vorstellung in der "Gäste-Elf" lieferte Timo Schultz als HSV-Kapitän David Jarolim ab, der bereits auf dem Weg zum Anstoß mit vier Schwalben auffällig geworden war und kurz darauf vom Schiedsrichter (gespielt von Team-Manager Christian Bönig) vom Platz gestellt wurde. "Das war eine klare Fehlentscheidung", sagte Schultz mit einem Grinsen.

Einen Vorgeschmack auf die neue Saison erlebte auch das Präsidium des FC St. Pauli, das die letzten 90 Zweitliga-Minuten in Teilen auf der Baustelle der neuen Haupttribüne verfolgt hatte. Beim Stand von 1:1 stießen Präsident Corny Littmann und Sportchef Helmut Schulte einmal mehr auf den Aufstieg an. "Wir wollten das Tor noch reintrinken", sagte Schulte, der auch eine interessante Rechnung aufmachte. "Ich danke dem lieben Gott, dass ich zum zweiten Mal mit St. Pauli aufgestiegen bin. Wenn man das hochrechnet, dann werde ich 2032 zum dritten Mal mit dem Klub aufsteigen." Selbst vor einer möglichen Rückkehr in die Zweite Liga braucht den Fans also in Zukunft nicht bange zu sein.

Damit dies nicht schon in der kommenden Serie passiert, wird der Kader nur punktuell verstärkt. Die mannschaftliche Geschlossenheit soll als Stärke konserviert werden. Im Klassenkampf vertraut St. Pauli auf das Kollektiv. Drei, maximal vier Neuzugänge werden das Team verstärken, darunter ein Torwart, ein Innenverteidiger und ein Angreifer. Für den Platz zwischen den Pfosten hatten die Hamburger lange Zeit um Duisburgs Schlussmann Tom Starke geworben, der im April allerdings in Hoffenheim zusagte. Spätestens seitdem gelten Rostocks Alexander Walke und Philipp Tschauner, Ersatztorwart bei 1860 München, als mögliche neue Nummer eins, Kölns Thomas Kessler schließt den Kandidatenkreis.

Fest steht dagegen der Transfer eines Offensivspielers. Der 23-Jährige (Name der Redaktion bekannt) hat bereits einen Vertrag unterschrieben, wird aus privaten Gründen aber erst in der kommenden Woche vorgestellt. Mit Personalplanungen wollte sich im Feiertaumel gestern allerdings niemand auseinandersetzen. "Heute wird gefeiert, nicht geredet", so Charles Takyi, während Deniz Naki das Motto des Abends vorgab: "Drei Dinge sind wichtig: saufen, saufen, Sau rauslassen!"

St. Pauli: Pliquett - Rothenbach, Morena, Thorandt, Oczipka - Boll, Lehmann - Bruns (59. Hennings), Takyi (70. Sukuta-Pasu), Naki (65. Schultz) - Ebbers. Paderborn: Masuch - Wemmer, Schachten, Mohr, Gonther - Krösche - Guie-Mien (90.+1 Zedi), Alushi, Brückner (85. Holst) - Brandy (67. Daghfous), Saglik. Tore: 1:0 Ebbers (19.), 1:1 Brückner (45.), 1:2 Daghfous (81.). SR.: Zwayer (Berlin). Z.: 19 901 (ausverkauft).