Hamburg. Der Linksverteidiger gab nicht nur wegen des Tores ein starkes Comeback. Allerdings waren nicht alle HSV-Profis glücklich.

Miro Muheim war ein bisschen durcheinandergekommen. Inmitten des Jubels über den 3:0-Heimsieg über Wehen Wiesbaden schnappte sich der Linksverteidiger des HSV aus Versehen den Pullover von Stürmer Robert Glatzel. „Ich habe den von der Bank genommen, ist ganz schön“, sagte Muheim über das Kleidungsstück mit der Nummer neun und lachte.

Die Laune bei dem 25 Jahre alten Schweizer, der zuletzt wegen eines kleinen Muskelfaserrisses im hinteren Oberschenkel pausieren musste, war prächtig. Nicht nur wegen seines Comebacks, sondern auch wegen seines Tores, mit dem er die Hamburger in Halbzeit eins in Führung brachte. Neben Bakery Jatta ist der Linksverteidiger mit vier Saisontoren nun drittbester HSV-Torschütze in der aktuellen Spielzeit. Häufiger getroffen haben nur Glatzel (16 Tore) und Laszlo Benes (zwölf).

HSV News: Muheim scherzt über die Nummer neun

Wäre die Nummer neun vielleicht eine dauerhafte Idee für die Zukunft? „Ich weiß nicht, ob Bobby damit einverstanden wäre“, sagte Muheim und lachte erneut. Dann lieber weiterhin die 28, die scheint auch zu funktionieren. „Ich bin zufrieden mit meiner Entwicklung, auch wenn noch Luft nach oben ist“, sagte der Linksfuß, der am Sonntag starke 79 Prozent seiner Zweikämpfe gewann.

Miros Entwicklung über die zurückliegenden drei Jahre ist genau so, wie man es sich als Verein vorstellt, wenn man einen Spieler verpflichtet. Er geht kontinuierlich seinen Weg, arbeitet an sich und agiert deutlich konstanter. Wenn er jetzt auch noch Tore schießt, dann freuen wir uns noch mehr über ihn“, lobte Kapitän Sebastian Schonlau.

Muheim hatte nur zweimal mit der Mannschaft trainiert

Trainer Steffen Baumgart, der nach dem Spiel auf ein Sonderlob verzichten wollte, sagte: „Ich hatte nicht vor, ihn einzusetzen. Das war eher aus der Not geboren.“ Muheim hatte den Großteil der Woche nur individuell trainiert, war erst am Freitag ins Teamtraining zurückgekehrt. „Ich hoffe, dass ich jetzt mal eine Woche ganz durchtrainieren kann“, sagte er.

Eine Option als Linksverteidiger wäre theoretisch auch William Mikelbrencis gewesen. Doch der 20 Jahre junge Franzose bekam weder auf der rechten Abwehrseite, wo Mittelfeldspieler Ludovit Reis verteidigen sollte, noch auf der linken Seite eine Chance. Und auch als Muheim nach gut einer Stunde ausgewechselt wurde, erhielt Eigengewächs Nicolas Oliveira den Vorzug vor Mikelbrencis, der mit dieser Entscheidung offenbar so gar nicht d‘accord war.

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Während die Ersatzspieler in der zweiten Halbzeit schon mit Athletiktrainer Daniel Müssig zum Aufwärmen gejoggt waren, trottete Mikelbrencis nur sehr behäbig hinterher. Weil Müssig das Aufwärmen aber gemeinsam beginnen wollte, pfiff er mehrfach auffordernd in Richtung von Mikelbrencis, der jedoch nur verträumt auf das Spielfeld blickte.

Als der Franzose schließlich bei der Gruppe angelangt war, gab ihm Müssig einen sanften Stoß in den Rücken, um zu signalisieren, dass er sich doch bitte etwas dynmischer bewegen möge. Ob Trainer Steffen Baumgart die Szene mitbekam, ist unklar. Gefallen dürfte dem Trainer dieses beleidigte Verhalten allerdings nicht.