Hamburg. Der Offensivspieler erzielte beim U-17-Turnier in Indonesien sein erstes WM-Tor. Seine Leistungen wecken bei vielen Personen Interesse.

Bilal Yalcinkaya ist ein bodenständiger Typ. In diesen Tagen muss der 17-Jährige, der beim FC Süderelbe mit dem Fußballspielen begann und über den FC St. Pauli im Jahr 2017 in den HSV-Nachwuchs wechselte, aber Eindrücke verarbeiten, die alles andere als alltäglich sind. „Unbeschreiblich“, sagt Yalcinkaya dazu im Interview auf dfb.de. „Erst stand ich im Kader bei der Zweitligapartie gegen Holstein Kiel, einen Tag später war ich schon unterwegs zur U-17-WM nach Indonesien.“ Weil Farid Alfa-Ruprecht, der einst ebenfalls im HSV-Nachwuchs kickte und mittlerweile bei Manchester City aktiv ist, sich bei der deutschen U 17 krank abgemeldet hatte, wurde Yalcinkaya am vergangenen Wochenende nachnominiert.

Am Morgen vor der 2:4-Niederlage des HSV in Kiel mussten die DFB- und HSV-Verantwortlichen mit Yalcinkaya schnell besprechen, wie der Zeitplan aussehen kann. Während der DFB dafür plädierte, dass der Teenager noch am selben Tag um 18 Uhr in den Flieger steigt, präferierten Yalcinkaya und der HSV eine Abreise am nächsten Vormittag – und setzten sich damit auch durch.

HSV-Talent Yalcinkaya überzeugt bei U-17-WM

Als die deutsche U17 am Mittwoch im zweiten Gruppenspiel gegen Ozeanienmeister Neuseeland vorzeitig in die K.-o.-Runde eingezogen war, traf der eingewechselte Yalcinkaya zum 3:1-Endstand. „Meine gesamte Familie und Freunde haben das Spiel verfolgt und waren stolz“, sagt er. Wenig überraschend hatte jedoch nicht nur seine Familie, sondern auch die Scouts internationaler Topclubs seine Leistung verfolgt, die U-17-WM gilt als größte Bühne im Jugendfußball.

Während zuvor vor allem Anfragen deutscher Spitzenteams bei Yalcinkaya, der im März zum ersten Mal bei den HSV-Profis trainiert hatte, eingegangen waren, waren es direkt nach dem Neuseeland-Spiel nun auch etliche internationale Topclubs, die ihr Interesse hinterlegten. Dass derartige Wechsel bei Nachwuchs-Toptalenten nicht unüblich sind, zeigt Noah Darvich (17), der im Sommer vom SC Freiburg zum FC Barcelona ging.

Yalcinkaya und der HSV sprechen über Zukunft

Beim HSV besitzt Yalcinkaya nach wie vor einen Fördervertrag, der im Sommer 2024 ausläuft. Erst wenn das Talent am 30. März volljährig wird, darf es einen offiziellen Profivertrag unterschreiben. Nach Abendblatt-Informationen will der HSV nach dem Ende der WM intensiv in die Gespräche gehen und ihm einen Weg für die Zukunft aufzeigen.

„Seine Disziplin und die vielen zusätzlichen Trainingseinheiten mit seinem Vater, in denen der Fokus auf die Technik, Ballbehandlung und Tricks gelegt wird, zahlen sich aus“, sagt Yalcinkayas Beraterin Dajanna Feimann dem Abendblatt. Auch weil Trainer Tim Walter auf den flexiblen und torgefährlichen Offensivspieler setzt, soll die Tendenz trotz der externen Anfragen weiter in Richtung HSV-Verbleib gehen.

Bei den HSV-Profis ist Bilal Yalcinkaya regelmäßiger Trainingsgast.
Bei den HSV-Profis ist Bilal Yalcinkaya regelmäßiger Trainingsgast. © WITTERS | TimGroothuis

Abgesehen von den Angeboten anderer Clubs sind nach dem Neuseeland-Spiel auch sämtliche großen Sportartikelhersteller bei Yalcinkaya aktiv geworden, um einen Ausrüstervertrag abzuschließen. Beim HSV hatte das Talent in der Vergangenheit bereits Schuhe von Adidas und Nike getragen. „Bilal ist der Herr seines eigenen Schicksals. Nicht nur jetzt, sondern schon sein ganzes Leben lang und das zu 100 Prozent“, sagt Beraterin Feimann.

Yalcinkaya könnte zwei HSV-Spiele verpassen

An diesem Sonnabend (10 Uhr) trifft Yalcinkaya mit der deutschen U 17 im abschließenden Gruppenspiel auf Venezuela. „Ich glaube, wenn wir in den nächsten Spielen alles geben, können wir weit kommen und den Titel mit nach Hause nehmen. Wir haben bei der EM schon gezeigt, dass wir auf dem Platz performen können. Hier ist noch viel drin, jetzt liegt es an uns“, sagt Yalcinkaya, der nach der verletzungsbedingten Abreise von Schalke-Toptalent Assan Ouédraogo auf noch mehr Spielzeit in Indonesien hoffen darf.

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Sollte das DFB-Team tatsächlich das Endspiel (2. Dezember) erreichen, würde Yalcinkaya nicht nur das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig (24. November), sondern auch das Derby beim FC St. Pauli (1. Dezember) verpassen.

Die HSV-Verantwortlichen sind sich dieser Situation bewusst, sehen Yalcinkayas Auftritte auf der internationalen Bühne aber auch als Auszeichnung für den gesamten Verein. Zudem schätzt der HSV die Erfahrungen, die Yalcinkaya in Indonesien sammeln kann als extrem wertvoll ein. Das Zweitligadebüt kann schließlich auch noch ein paar Tage warten.