Hamburg. Neuer Bildband über die aktive Karriere des HSV-Idols: Eine Reise mit Malocher „Uns Uwe“ in eine längst vergangene (Fußball-)Zeit.

Am 21. Juli 2022 verabschiedete sich Hamburgs Ehrenbürger von dieser Welt. Ein gutes Jahr später ehrt die Familie Metelmann die HSV-Legende Uwe Seeler mit einem opulenten und persönlichen Bildband „Uwe Seeler – ikonische Bilder eines Idols“. Otto Metelmann hatte Seeler bis zu seinem Tod 1970 eng mit der Kamera begleitet. Sein Sohn Thomas, damals 15 Jahre jung, führte die Agentur mit seiner Mutter Christa fort und hütet bis heute das riesige Archiv, aus dem er nun die Abbildungen für das Buch aussuchte, teilweise auch frühe Werke von ihm selbst und bislang unveröffentlichte Bilder des Privatmenschen Uwe Seeler.

Besonders wird die Komposition auch durch die Aufnahmen abseits des Fußballplatzes, durch die Zuschauer direkt an den Außenlinien oder den Blick durch die Fensterscheibe in den Umkleideraum während eines Länderspiels.

Mit einem entspannten Waldspaziergang bereiteten sich Uwe Seeler (2. v. r.) und seine Kollegen auf ein Spiel vor. 
Mit einem entspannten Waldspaziergang bereiteten sich Uwe Seeler (2. v. r.) und seine Kollegen auf ein Spiel vor.  © Metelmann | Otto Metelmann

Wer in die zwischen den 40er- und 70er-Jahren entstandenen Schwarz-Weiß-Motive (inklusive einiger seltener Farbfotos) und damit in eine längst vergangene Fußball-Welt eintaucht, spürt automatisch, was für ein besonderer Mensch und Sportler er gewesen ist. „Uwe machte nie nur ,sein‘ Ding“, schrieb Christian Krug, der Sohn von Seelers Mitspieler Gerhard Krug, in seinem Essay für das Buch, „er machte Dinge für sich, seine Mannschaft, seine Freunde, seine Familie und eben auch für die Bürgerinnen und Bürger seine Heimat. Manchmal waren die Dinge Tore, manchmal sagte er nur die einfachen Wahrheiten zur richtigen Zeit. Dinge, die Mut machten. Auch in schweren Zeiten. Uwe Seeler war ein Optimist. Er konnte Menschen dadurch Kraft verleihen.“

Uwe Seeler: immer bereit, sich für Erfolg zu quälen

Ein Foto wie ein Gemälde: Uwe und Dieter Seeler 1961 beim Europapokal-Halbfinale in Barcelona (0:1).
Ein Foto wie ein Gemälde: Uwe und Dieter Seeler 1961 beim Europapokal-Halbfinale in Barcelona (0:1). © Metelmann | Otto

Als „besonders normal“ bezeichnet Krug den Weltklasse-Torjäger, der trotz seines Ruhms nie abhob und seine ganze Karriere wusste, dass er weiter hart arbeiten muss für den Erfolg und sich nicht auf Vergangenem ausruhen darf. Eine der auf den ersten Blick einfachen Wahrheiten, wie es Krug ausdrückte, die aber wie ein Vermächtnis wirkt für die nächsten Generationen: Qualität kommt eben auch von quälen, steht dafür, bereit zu sein, für die Ziele zu kämpfen und sich nicht im Mittelmaß zufriedenzugeben. Immer weiter, auch davon erzählen die Fotos.

Spuren eines harten Spiels: Doppeltorschütze Uwe Seeler nach dem 3:2 1963 in der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger gegen den FC Barcelona.
Spuren eines harten Spiels: Doppeltorschütze Uwe Seeler nach dem 3:2 1963 in der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger gegen den FC Barcelona. © Metelmann | Otto Metelmann
In der Partie gegen den VfL Oldenburg  erzielte Uwe Seeler 1954 sein erstes Oberligator für den HSV.
In der Partie gegen den VfL Oldenburg erzielte Uwe Seeler 1954 sein erstes Oberligator für den HSV. © Metelmann | Thomas Metelmann
Diesen Platz mochte Uwe Seeler in seinem Zuhause in Norderstedt immer besonders gerne. Nach seiner schweren Achillessehnenverletzung 1965 in Frankfurt (Main) hatte der HSV-Spieler aber mehr Zeit zur Entspannung, als ihm lieb war.  
Diesen Platz mochte Uwe Seeler in seinem Zuhause in Norderstedt immer besonders gerne. Nach seiner schweren Achillessehnenverletzung 1965 in Frankfurt (Main) hatte der HSV-Spieler aber mehr Zeit zur Entspannung, als ihm lieb war.   © Metelmann | Thomas Metelmann

Uwe Seeler berührte das Herz der Menschen und entwickelte sich zum Sympathieträger einer ganzen Nation, weil er nicht nur sein Leben lang bodenständig blieb, sondern auch das richtige Maß für seinen Ehrgeiz entwickelte. „Gewinnen wollen, verlieren können“, sagte er stets. Fairness war für Seeler nicht nur eine abgedroschene Plattitüde, sondern Gesetz.

Rhythmusgefühl bewies Uwe Seeler 1958 im Kreis der deutschen Nationalmannschaft an den Bongos, als er in Schweden Berni Klodt begleitete.
Rhythmusgefühl bewies Uwe Seeler 1958 im Kreis der deutschen Nationalmannschaft an den Bongos, als er in Schweden Berni Klodt begleitete. © Metelmann | Otto Metelmann
Entschlossener Blick: Bei der WM in Chile 1962 erzielte Uwe Seeler einen Treffer zum 2:1-Sieg gegen die Schweiz.  
Entschlossener Blick: Bei der WM in Chile 1962 erzielte Uwe Seeler einen Treffer zum 2:1-Sieg gegen die Schweiz.   © Metelmann | Otto Metelmann

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So temperamentvoll und auch mal jähzornig er auf dem Rasen agierte – nach dem Abpfiff besaß Uwe Seeler die Fähigkeit, in den Entspannungsmodus zu schalten. Stets freundlich, nicht nur zu seiner Ehefrau Ilka, die er liebevoll „Mäuschen“ nannte, sondern auch zugänglich zu den Mitmenschen. Diese Charaktereigenschaft strahlen die Motive dieses Buchs ebenfalls aus, die vor allem an eines erinnern: wie sehr Uwe Seeler fehlt.

Das Buch „Uwe Seeler: Ikonische Bilder eines Idols“ ist im Verlag Die Werkstatt erschienen und kostet 68 Euro.
Das Buch „Uwe Seeler: Ikonische Bilder eines Idols“ ist im Verlag Die Werkstatt erschienen und kostet 68 Euro. © Otto Metelmann | Otto Metelmann

Uwe Seeler: Ikonische Bilder eines Idols; Thomas und Otto Metelmann; Verlag Die Werkstatt, 256 Seiten, 27,5 x 3 x 29,7 cm; 68 Euro.