Hamburg. Der HSV lag bis zur fünften Minute der Nachspielzeit in Karlsruhe in Führung, doch dann hatte Lars Stindl einen Geistesblitz.
Der HSV hat am Sonntag den perfekten Saisonstart in der 2. Bundesliga nur knapp verpasst. Die Hamburger kassierten beim Karlsruher SC in der letzten Minute der Nachspielzeit das 2:2 (0:1). Mit der letzten Aktion des Spiels glich der KSC durch Budu Zivzivadze (90.+5) aus. Ein später Schock für den HSV. Zuvor hatte die Hamburger große Konterchancen liegen lassen.
Benes leitet die Wende ein – einer war Gelb-Rot-gefährdet
Gegen einen starken KSC hatte der HSV allerdings schon in der ersten Halbzeit große Probleme und lag durch ein Tor von Fabian Schleusener mit 0:1 zurück. Doch Laszlo Benes und Robert Glatzel drehten das Spiel in der zweiten Halbzeit innerhalb von nur vier Minuten mit einem Doppelschlag (61./65.). Am Ende verdiente sich der KSC den Ausgleich, so bitter er für den HSV auch war.
"Mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden. Aber wir sind immer noch ein Stück weit in der Vorbereitungsphase und versuchen uns zu finden", sagte HSV-Trainer Tim Walter. "Am Ende müssen wir die Konterchancen nutzen. Jean-Luc Dompé muss den Ball nur in die Ecke schieben", sagte Walter.
Auch Glatzel war frustriert. "Es ist ein scheiß Gefühl. Einfach bitter, wenn man den Sieg mit der letzten Aktion verschenkt. Es war kein gutes Spiel von uns. Wir haben den Kampf in der ersten Halbzeit nicht angenommen. Dann wird es schwer. Karlsruhe ist eine super Mannschaft, die waren von Anfang an da. Dann dauert es, bis wir reinkommen. Wir haben trotzdem die Qualität zurückzukommen, das kann uns Mut machen."
Jonas David aus dem Kader gestrichen
Eine Woche nach dem furiosen 5:3 zum Auftakt gegen Schalke 04 vertraute Walter auf die nahezu identische Startelf. Lediglich Neuzugang Dennis Hadzikadunic übernahm in der Innenverteidigung den Platz von Stephan Ambrosius. Auf den Flügeln erhielten Levin Öztunali und Ransford Königsdörffer erneut den Vorzug vor Bakery Jatta und Jean-Luc Dompé.
Immanuel Pherai hatte es nach seinen Sprunggelenksproblemen unter der Woche rechtzeitig zurück in die Startelf geschafft. Gar nicht im Kader stand überraschend Jonas David. Ein klares Signal an den Verteidiger, sich einen neuen Verein zu suchen.
Hadzikadunic mit Problemen in der Anfangsphase
Es war im umgebauten und ausverkauften BBBank Wildpark vor 33.000 Zuschauern das erwartete Spiel. Der HSV, der erstmals in den neuen schwarzen Auswärtstrikots spielte, wurde von den Karlsruhern immer wieder früh unter Druck gesetzt. Die erste KSC-Chance hatte Marvin Wanitzek, der Daniel Heuer Fernandes aus der Distanz prüfte (11.).
Hadzikadunic, der im Ballbesitz häufig auf die Sechs rückte, hatte gegen den Ball zunächst Probleme. So auch beim ersten Gegentor in der 14. Minute erzielte. Lars Stindl leitete den Angriff mit einer schönen Seitenverlagerung ein. Rechtsverteidiger Ignace Van der Brempt kam gegen Philip Heise zum wiederholten Male zu spät und Hadzikadinic orientierte sich bei der Hereingabe zum Ball. Im Rücken stand Schleusener völlig frei und schob zum 1:0 ein.
Ein Tor, das an das 4:2 des KSC gegen den HSV im März erinnerte, als die Hamburger immer wieder über die Außenverteidiger attackiert wurden. So auch diesmal. Vor allem über die Seite von Van der Brempt ging fast alles beim KSC. Aber auch Rechtsverteidiger Sebastian Jung stellte den HSV vor Probleme. Nach dessen Flanke hätte Paul Nebel nach einer halben Stunde beinahe das 2:0 erzielt, doch der Ball landete knapp neben dem linken Pfosten (34.).
HSV kommt erst nach einer halben Stunde besser ins Spiel
Kurz zuvor war der HSV das erste Mal überhaupt gefährlich geworden, als Öztunali Glatzel freispielte, dem Stürmer aber im Strafraum die Ballannahme missglückte (30.). Zehn Minuten vor der Halbzeit konnten die Hamburger sich allmählich aus dem Karlsruher Dauerdruck befreien. Vor allem Glatzel fand jetzt besser ins Spiel. In der 40. Minute hatte er die beste HSV-Chance der ersten Halbzeit, doch sein Schuss wurde abgeblockt. Bei der anschließenden Ecke wurde er per Kopf erneut gefährlich, doch es blieb dabei: KSC-Torhüter Patrick Drewes wurde nicht einmal ernsthaft geprüft.
Beide Innenverteidiger des HSV sehen in der ersten Halbzeit Gelb
Nachdem mit Guilherme Ramos der eine Innenverteidiger schon früh mit Gelb verwarnt wurde (6.), erwischte es kurz vor der Pause mit Hadzikadunic auch den anderen, als dieser gegen Stindl einen Konter nur mit einem Foul unterbinden konnte (41.). So mussten beide zentralen Abwehrspieler des HSV schon zur Halbzeit aufpassen.
Nur zehn Minuten nach der Pause musste Walter tatsächlich schon reagieren, nachdem Schiedsrichter Felix Brych den vorbelasteten Ramos ein letztes Mal ermahnen musste. Ambrosius kam für den Portugiesen rein. Zudem ersetzten Jatta und Dompé auf den Flügeln die schwachen Öztunali und Königsdörffer.
Der Dreifachwechsel brachte neuen Schwung in das Hamburger Spiel. Und es dauerte nicht lange, ehe der HSV den Ausgleich erzielte. Pherai wurde kurz vor dem Strafraum von Jerome Gondorf von den Beinen geholt. Den anschließenden Freistoß schlenzte Laszlo Benes aus rund 20 Metern mit seinem starken linken Fuß ins Netz (61.). Ein Traumtor und schon der dritte Saisontreffer des Slowaken.
Benes sammelt erneut reichlich Scorerpunkte
Benes war auch am zweiten Tor der Hamburger maßgeblich beteiligt, wenn auch etwas ungewollt. Der HSV konterte nach einem Ballgewinn von Meffert, der vor dem Strafraum auf Benes ablegte. Der eigentlich nicht sauber getroffene Schuss des Mittelfeldspielers aus 16 Metern landete vor den Füßen von Glatzel, der den Ball mit rechts irgendwie an Drewes vorbeilöffelte (65.). Wie schon gegen Schalke hatte der HSV das Spiel innerhalb von wenigen Minuten gedreht. Auch für Glatzel war es das dritte Saisontor im zweiten Spiel.
Jatta vergibt den Sieg und wird wieder ausgewechselt
Ein bitterer Spielverlauf für den KSC, der sich aber nicht geschlagen gab. Wanitzek hätte beinahe den Ausgleich erzielt, doch Daniel Heuer Fernandes rettete gegen den Rechtsschuss aus 18 Metern spektakulär (76.). Der HSV verteidigte das 2:1 mit einer Energieleistung, ließ aber große Konterchancen liegen. Jatta hätte die Entscheidung klar machen müssen, drosch den Ball aber aus wenigen Metern auf die Tribüne (90.+3).
Gleich danach wurde der Gambier ausgewechselt, weil Walter mit Miro Muheim den Sieg absichern wollte. Doch in der fünften Minute der Nachspielzeit war es schließlich Budu Zivzivadze, der nach einem genialen Pass von Stindl den am Ende verdienten Ausgleich erzielte. "Wir haben ein fantastisches Spiel gesehen. Es gehalten, was es versprochen hat", sagte KSC-Trainer Christian Eichner.
- KSC: Drewes - Jung (90. Marino), Bormuth, Franke, Heise (87. Herold) - Gondorf - Nebel (78. Burnic), Wanitzek, Stindl - Rossmann (78. Siwsiwadse), Schleusener.
- HSV: Heuer Fernandes - Van der Brempt, Ramos (55. Ambrosius), Hadzikadunic, Heyer - Meffert - Pherai (90. Krahn), Benes - Königsdörffer (55. Jatta/90.+3 Muheim), Glatzel, Öztunali (55. Dompé).
- Tore: 1:0 Schleusener (14.), 1:1 Benes (61.), 1:2 Glatzel (65.) 2:2 Zivzivadze (90.+5).
- Gelbe Karten: Nebel, Gondorf, Heise - Ramos, Hadzikadunic
- Statistik: Torschüsse: 17:13, Ecken: 7:3, Ballbesitz: 53:47 Prozent, gewonnene Zweikämpfe: 74:68.