Hamburg. Hamburg oder Heidenheim? Wie ARD und Sky die entscheidenden Spiele in Sandhausen und Regensburg übertragen.

Am Sonntag um 17.15 Uhr könnte Jens-Jörg Rieck einen besonderen Moment erleben. Der ARD-Reporter wird auf der Tribüne des BWT-Stadions am Hardtwald in Sandhausen sitzen und möglicherweise etwas Historisches kommentieren: Den ersten Aufstieg des HSV in die Bundesliga. Der 60-Jährige sitzt am Freitagnachmittag mit seinen Kollegen in einer Online-Konferenz und bereitet sich auf den Fall der Fälle vor. Alles ist minuziös durchgeplant. „Man sagt ja immer, dass der Vorrat an Wundern verbraucht ist. Doch es gibt immer wieder etwas Neues“, sagt Rieck, der als Stimme der Bundesligakonferenz bekannt wurde.

Am Sonntag ist Rieck wieder als Konferenzreporter im Einsatz, wenn die letzten Minuten des letzten Spieltags der laufenden Zweitligasaison anbrechen. Und der Radiomann hofft auf seinen großen Moment. Toooor in Sandhausen? Tooooor in Regensburg? Beim Fernduell zwischen dem HSV in Sandhausen (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) sowie dem 1. FC Heidenheim bei Jahn Regensburg könnten sich Momente und Geschichten ereignen, von denen man sich noch Jahrzehnte später erzählt.

Edgar Endres kommentierte historisches Bayern-Spiel beim HSV

So wie im Mai 2001, als Edgar Endres im Hamburger Volksparkstadion saß und für BR3 die Entscheidung im die Deutsche Meisterschaft kommentierte. Es war der Tag, als die Bayern dem FC Schalke 04 die schon sicher geglaubte Schale in der vierten Minute der Nachspielzeit noch aus der Hand rissen. „Das war das dramatischste Finale. Ich habe selten solche Emotionen erlebt. Es war unglaublich“, sagt Endres, der am Sonntag nach Regensburg reist und in der ARD-Konferenz womöglich den ersten Aufstieg des 1. FC Heidenheim beschreibt.

Rund 5000 Heidenheimer sind in Regensburg mit dabei. „Für Heidenheim wäre das ein Wahnsinnserfolg“, sagt Endres, der genau wie sein Kollege Rieck in den Schlussminuten auf Sendung wäre, wenn die Entscheidung fällt. „Dass die beiden Absteiger das Zünglein an der Waage sind, ist schon eine spezielle Situation“, sagt Endres. „Ich freue mich auf ein erneutes dramatisches Finale.“

Mit einer Charter-Maschine fliegt der HSV am Sonnabendnachmittag nach Frankfurt und fährt dann am Sonntag weiter nach Sandhausen. „Zweiter oder weiter“, fasste Trainer Tim Walter am Donnerstag bereits treffend zusammen, was sich am letzten Spieltag ereignen wird. Am Freitag trainierte die Mannschaft im Volkspark, während im Hintergrund bereits die Bässe wummerten. Tonprobe für das erste Metallica-Konzert am Freitagabend in der Arena. Weil die berühmte US-Metalband am Sonntag noch ein zweites Mal im Volkspark auftritt, kann der HSV im Fall der Fälle seinen Aufstieg nicht am eigenen Stadion feiern.

HSV mit 8000 bis 10.000 Fans nach Sandhausen?

Mit einer möglichen Aufstiegsfeier hat man sich innerhalb des Clubs bislang nicht beschäftigt. Sollte es tatsächlich passieren, setzt der HSV auf Spontanität. Viele Fans wären am Sonntagabend ohnehin noch auf dem Rückweg aus Sandhausen, während die Mannschaft zurück nach Hamburg erneut mit der Chartermaschine fliegt.

8000 bis 10.000 HSV-Fans werden am Sonntag in Sandhausen erwartet. 850 von ihnen fahren bereits um 6 Uhr morgens mit einem Sonderzug in die Kurpfalz. Der Supporters Club hat den „83er Express“ organisiert und ruft in Anlehnung an die Sieger-Trikots von Athen vor 40 Jahren zu einer rot-weißen Mottotour auf.

„Es ist schon eine besondere Geschichte, dass dieser Riesenclub am letzten Spieltag in das Dorf Sandhausen kommt“, sagt ARD-Reporter Rieck, der selbst aber seine Zweifel hat, dass er bei einem historischen Aufstieg des HSV dabei sein wird. „Heidenheim macht auf mich einen stabilen Eindruck“, sagt Rieck, der schon viele Last-Minute-Dramen erlebt hat. Zuletzt den Klassenerhalt des VfB Stuttgart vor einem Jahr, als Wataru Endo in der zweiten Minute der Nachspielzeit das 2:1 gegen Köln köpfte und Hertha BSC in die Relegation gegen den HSV beförderte. „Es wird immer wieder etwas Besonderes bleiben“, sagt Rieck über die Dramen an den letzten Spieltagen.

Für das Netradio des HSV werden Broder-Jürgen Trede und Lars Wegener kommentieren und sich möglicherweise mit ihrer Übertragung unsterblich machen. So wie Kurt Emmerich 1983 beim HSV-Finale gegen Juventus Turin. Dieses Spiel kommentierten Trede und Wegener am Donnerstagabend zur Einstimmung bei einer Veranstaltung im Haus des Sports vor geladenen Gästen noch einmal nach.

Sky mit zwei Reportern pro Spiel im Einsatz

Aber auch Sky ist als Rechteinhaber für die Fernsehübertragung auf das Zweitliga-Finale vorbereitet. Gleich zwei Kommentatoren kümmern sich am Sonntag jeweils um die Spiele des HSV und des FC Heidenheim. Während Martin Groß das Einzelspiel in Sandhausen kommentiert, ist Wolf Fuss für den HSV in der Konferenz zuständig. Toni Tomic (Einzelspiel) und Hansi Küpper (Konferenz) teilen sich das Heidenheim-Spiel in Regensburg.

„Die Konferenz kann bei so einer Konstellation schon mal aus dem Ruder laufen“, sagt ARD-Reporter Edgar Endres, der zwar den Heidenheim-Aufstieg kommentieren könnte, sich aber auch für den HSV freuen würde – insbesondere in der Woche des 83er-Jubiläums. „Die Truppe war legendär für mich“, erinnert sich Endres an Felix Magath, Horst Hrubesch und Uli Stein. „Der HSV war eine Riesenmannschaft.“

Der HSV von 2023 will das wieder werden. Mit einem Aufstieg könnten Kapitän Sebastian Schonlau und Co. Geschichte schreiben. Voraussetzung ist ein Sieg in Sandhausen. „Diese Spiele sind immer wieder ein Geschenk“, sagt Rieck, der am Sonnabend auch das Spiel zwischen dem VfB Stuttgart und 1899 Hoffenheim kommentiert. Für Stuttgart geht es erneut um alles. Theoretisch könnte der VfB auch am Donnerstag in der Relegation gegen den HSV spielen. Sicher ist vor diesem Spieltag eigentlich nur eines: Es wird wieder Drama geben.

Sandhausen: Drewes – Ajdini, Dumic, Höhn, Okoroji – Bachmann, El-Zein, Sicker – C. Kinsombi, Ganda – Evina.

  • HSV: Heuer Fernandes – Heyer, David, Schonlau, Muheim – Meffert – Kittel, Benes – Königsdörffer, Glatzel, Dompé.