Hamburg. Weil der Richter HSV-Mitglied ist, kritisiert der Berater die Justiz schwer. Wie viel Geld er vom HSV fordert, wie es nun weitergeht.

Es ist ein paar Tage her, dass Marcus Haase Post erhielt. Der Absender: Richter Michael-Peter Wehsack vom Hamburger Landgericht. Der Inhalt des Bulletins: Der Richter wollte Haase wissen lassen, dass er HSV-Mitglied sei.

Wobei eine Kleinigkeit bei dieser Geschichte nicht unerheblich ist: Der Spielervermittler Haase hatte unter dem Aktenzeichen 308 O 402/19 Klage am Landgericht Hamburg eingereicht, wo Wehsack nach einem Wechsel der zugeteilte Richter ist. Und der Beklagte: Wehsacks HSV.

HSV-Prozess um 1,2 Millionen Euro Provision

Die kuriose Vorgeschichte: Bereits vor drei Jahren hatte Haase den HSV auf eine Provision in Höhe von 1,2 Millionen Euro (plus 200.000 Euro Zinsen) im Anschluss an den Wechsel von Douglas Santos für 12,5 Millionen Euro zu Zenit St. Petersburg verklagt (das Abendblatt berichtete mehrfach). Immer wieder wurde der Prozess verschoben, zuletzt vom 1. Dezember 2022 auf den 24. März 2023 – also auf diesen Freitag.

Der Hintergrund für die letzte Verschiebung: Ex-HSV-Sportvorstand Ralf Becker, der am 1. Dezember neben Ex-Vorstandschef Bernd Hoffmann als Zeuge geladen war, weilte im Urlaub. Weil Richter Thorsten Held, der vor seiner Beförderung an das Oberlandesgericht für die Santos-Klage zuständig war, denselben Namen wie ein früherer HSV-II-Spieler trug, fragte Kläger Haase beim Amtsgericht nach. Das versicherte, dass Held und Held nicht dieselbe Person seien, sondern nur denselben Namen trügen.

Der Prozess gegen den HSV läuft bereits seit dreieinhalb Jahren

Als dann aber Held (der Richter, nicht der Fußballer) befördert wurde und sein Nachfolger Wehsack sich des Falles annahm, wollte dieser mit offenen Karten spielen und Haase mitteilen, dass er objektiv sei, obwohl er HSV-Mitglied sei. Doch die Offenheit ging nach hinten los. Haase stellte einen Befangenheitsantrag – und der sich seit dreieinhalb Jahren hinziehende Prozess ist nun erneut verschoben.

Möglicherweise könnte man über all dies sogar lachen, wenn es besonders für Kläger Haase nicht so traurig wäre. „Aufgrund des bisherigen Verfahrensverlaufs ist mein Vertrauen in die hanseatische Gerichtsbarkeit erschüttert. Das Verfahren dauert vollkommen untypisch lange und zieht sich seit über drei Jahren, Termine sind mehrfach verschoben worden, und jetzt soll drei Tage vor der Verhandlung inklusive Zeugenvernehmung ein Richterwechsel erfolgen“, sagte Haase nun dem Abendblatt. „Dass ich den nun zuständigen Richter als HSV-Mitglied für befangen halte, versteht sich wohl von selbst.“

Haase kritisiert auch den HSV stark

Doch Haase ist nach dem dreijährigem Hin und Her mit den Gerichten nicht nur auf Justitia schlecht zu sprechen. „Auch das Verhalten des HSV halte ich für gänzlich unhanseatisch. Noch vor zehn Jahren sollte ich im Auftrag des HSV mit einer brasilianischen Bank über eine Partnerschaft und Investitionen in den HSV verhandeln, habe den Zweitliga-Rekordtransfer von Douglas Santos vermittelt, hatte nach wochenlangen Gesprächen mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden eine vergleichsweise Regelung hinsichtlich der Vergütung gefunden. Als ich den nun Verantwortlichen in diesem Januar einen Vorschlag für ein Gespräch im Trainingslager in Marbella gemacht habe, erhielt ich nicht mal eine Antwort. So geht man meinem Verständnis nach nicht miteinander um.“

Über all das muss geredet werden. Vor Gericht. Nur die Fragen, wann der Prozess stattfindet und welcher Richter dann entscheidet, müssen noch geklärt werden. Fortsetzung folgt...