Hamburg. Der Streit geht um den Betrieb der Sportanlage Königshütter Straße in Dulsberg. Warum es zu einem Rechtstreit kommt.
Wenn Andreas Weise (58) sich zuletzt in etwas üben musste, dann in Geduld. Am 23. Februar 2022 legte er als Vorsitzender für den Sportclub Urania Klage ein gegen das Bezirksamt Nord. Sein klares Ziel: „Aufhebung des Beschlusses zur Vergabe der Sportanlage Königshütter Straße an den HSV e.V.“ Seitdem liegt diese Klage beim Verwaltungsgericht am Lübeckertordamm. Eine mündliche Verhandlung und Entscheidung seien noch nicht absehbar, teilte die Pressestelle mit.
HSV und Urania hatten sich um den Sportplatz beworben
Darum geht es: Der SC Urania mit Hauptsitz an der Habichtstraße ist mit seinen 675 Mitgliedern ein klassischer Quartiersverein und seit mehr als 40 Jahren Hauptnutzer der Sportanlage Königshütter Straße in Dulsberg. Neben Breitensportangeboten wie Leichtathletik, Fußball und Handball bietet der Verein auch Kinder-, Gesundheits- und Integrationssport an. Betrieben wird die Anlage aktuell noch vom Olympiastützpunkt.
Anlässlich der Active-City-Strategie entschied die Stadt Hamburg, die Anlage zu sanieren und zu modernisieren. Neben der Leichtathletik sollen auch Trendsportarten wie Parkour integriert werden. Zudem ist der Bau eines Funktionsgebäudes mit Bewegungsräumen geplant. Fehlte bloß noch ein neuer Betreiber.
In einem im April 2021 veröffentlichten Interessensbekundungsverfahren konnten sich Vereine bewerben. Dies tat Urania, zog aber gegen den HSV im August 2021 den Kürzeren – und fühlte sich benachteiligt.
Anfang 2024 soll der HSV seine Arbeit als Betreiber aufnehmen
„Die Vergabe an den HSV e.V. ist rechtswidrig, weil dabei gegen Vergabevorschriften verstoßen wurde“, kritisiert Weise. Unter anderem sei bereits vor der Präsentation klar gewesen, dass der HSV den Zuschlag erhalte, behauptet der seit 13 Jahren amtierende SC-Vorstand.
Das Bezirksamt ließ Weises Beschwerde durch einen Ausschuss überprüfen, gebildet aus Vertretern des Hamburger Sportbundes, des Hamburger Betriebssportverbands, des Landessportamts, der Behörde für Schule und Bildung und des Bezirksamts. „Der Ausschuss hat bestätigt, dass das Verfahren transparent und korrekt durchgeführt worden ist und die Entscheidung für den HSV nachvollziehbar und begründet“, teilte das Bezirksamt jetzt mit. Weise wiederum monierte, dass der SC Urania vor dem Ausschuss nicht gehört wurde und legte Klage ein.
Urania füchtet, künftig Nutzungsgebühr an die Mitglieder weitergeben zu müssen
Seine Befürchtung: Zwar würden dem SC Urania weiterhin Nutzungszeiten zugesichert, doch anders als zuvor müsse der Verein künftig eine Nutzungsgebühr zahlen, was wiederum eine kräftige Erhöhung der Mitgliedsgebühr nach sich ziehen dürfte, die sich viele Menschen in dem Stadtteil nicht leisten könnten. So könnte der SC Urania im schlimmsten Fall nach Jahrzehnten seine Heimat an der Königshütter Straße verlieren. Weise: „Das Bezirksamt hat doch die Aufgabe, Quartiersentwicklung zu betreiben und nicht gewachsene Strukturen kaputtzumachen.“
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Sein Vorschlag: eine Kostendeckelung plus optionalem Zuschuss durch das Bezirksamt. Doch die Behörde lehnt dies ab, da alle Wünsche Uranias erfüllt worden seien: „Aus Sicht des Bezirksamtes gibt es keine weiteren Möglichkeiten, dem SC Urania darüber hinaus noch entgegenzukommen.“
HSV will in den Dialog mit dem SC Urania treten
Der HSV e.V. kündigte an, die Gespräche mit dem SC Urania und anderen interessierten Sportvereinen in den nächsten Wochen noch weiter zu intensivieren. Anfang 2024 soll der Verein seine Arbeit als Betreiber aufnehmen, so zumindest lautet der Plan – wenn das Gericht mitspielt. Dort wurde dem Abendblatt geraten, sich im Sommer noch einmal nach dem Stand des Verfahren zu erkundigen.