Sotogrande. HSV sucht einen Verteidiger, rechnet aber nur mit einer Leihe bis zum Saisonende. Tim Walter poltert im Training gegen seine Spieler.

Jonas Boldt hat seinen neuen Wunsch-Innenverteidiger gefunden. „Am liebsten würde ich so einen Gvardiol kaufen“, sagt der HSV-Vorstand und grinst. Josko Gvardiol – 20 Jahre alt, kroatischer A-Nationalspieler und einer der besten Abwehrspieler der Fußball-Bundesliga – würde dem HSV sicher helfen. Insbesondere nach der Dopingsperre von Mario Vuskovic – 21 Jahre alt, kroatischer U-21-Nationalspieler und bis zuletzt immerhin der beste Abwehrspieler der 2. Fußball-Bundesliga.

„Funktioniert aber leider nicht“, sagt Boldt über den RB-Leipzig-Star, der mit einem Marktwert von rund 75 Millionen Euro zurzeit mehr als doppelt so viel wert ist wie der gesamte HSV-Kader (36,85 Millionen) zusammen.

HSV-Transfer: Nur Leihgeschäft bis Sommer möglich

Die gute Nachricht: Seinen Humor hatte Boldt, rosa HSV-Kapuzenpullover, schwarze Jogginghause, weiße Sneaker, angesichts der unschönen Lage im Hamburger Trainingslager offenbar nicht verloren. Die schlechte: Nach dem Muskelfaserriss von Jonas David stehen Trainer Tim Walter im spanischen Sotogrande zurzeit abgesehen von Kapitän Sebastian Schonlau nur noch die U-21-Talente Valon Zumberi und Luis Seifert für die Innenverteidigung zur Verfügung. Und mehr als ein Leihgeschäft bis zum Sommer, das wird beim Gespräch mit dem Vorstand am Rande der ersten Trainingseinheit deutlich, wird es wohl nicht geben.

„Es ist ärgerlich, gerade für so ein Trainingslager“, sagt Boldt über Davids Ausfall. Am 29. Januar steht bereits der Zweitligastart gegen Eintracht Braunschweig an. „Wie ich gehört habe, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er zum ersten Spiel spielen kann“, sagt Boldt. „Optimal ist die Situation aber nicht.“ Es ist unwahrscheinlich, dass David bis zur Abreise am kommenden Donnerstag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann. Mit Laszlo Benes absolvierte er bei der Nachmittagseinheit immerhin leichte Läufe.

HSV-Vorstand Jonas Boldt führt im Trainingslager im spanischen Sotogrande zurzeit viele Telefonate, forscht nach einer Verstärkung für die Defensive.
HSV-Vorstand Jonas Boldt führt im Trainingslager im spanischen Sotogrande zurzeit viele Telefonate, forscht nach einer Verstärkung für die Defensive. © Witters

HSV muss auf feste Neuverpflichtung warten

Sowohl Chefscout Claus Costa als auch Boldt verbrachten unterdessen viel Zeit am Telefon. „Wir beschäftigen uns eher mit Spielern, die woanders nicht so viel Spielzeit bekommen“, sagt Boldt. „Mir würde ein Spieler reichen, der die Wahrscheinlichkeit erhöht, uns in diesem halben Jahr helfen zu können. Damit würden wir Zeit gewinnen.“

Eine feste Neuverpflichtung wird es wohl erst im kommenden Sommer geben – wenn der HSV weiß, in welcher Liga er in der kommenden Saison spielt. „Der entscheidende Unterschied zu einer Wintertransferperiode ist, dass man im Sommer auslaufende Verträge, Ausstiegsklauseln und mehr Planungssicherheit hat, weil die Saison zu Ende ist. Da kann ein Fenster aufgehen, mit dem man heute nicht rechnet“, erklärt Boldt.

HSV soll an Francisco Montero interessiert sein

Ein Kandidat für eine Leihe soll laut verschiedenen türkischen Medien der Spanier Francisco Montero (23) sein, der zurzeit bei Besiktas Istanbul unter Vertrag steht. In dieser Saison kam der bei Atlético Madrid ausgebildete Innenverteidiger nur zu 224 Spielminuten in der türkischen Süper Lig.

Abgesehen von der Erfahrung von sechs Champions-League-Einsätzen für Atlético und Besiktas brächte Montero auch Flexibilität mit sich. Als Linksfuß könnte er ebenso als Ersatz für einen möglichen Ausfall von Linksverteidiger Miro Muheim herhalten. „Miro hat momentan die Nase vorn. Wenn er ausfällt, wird es aber schwierig“, sagt Boldt.

Im Visier des HSV? Der spanische Innenverteidiger Francisco Montero von Besiktas Istanbul.
Im Visier des HSV? Der spanische Innenverteidiger Francisco Montero von Besiktas Istanbul. © Imago/Seskim Photo

HSV: Was gegen einen Transfer von Montero spricht

Gegen Montero sprechen zwei Argumente. Argument Nummer eins: das Gehalt. Dem Vernehmen nach soll Montero rund 700.000 Euro im Jahr verdienen. Damit das Leihgeschäft zustande kommt, müsste Besiktas wohl einen großen Anteil des Gehalts weiterhin selbst zahlen.

Argument Nummer zwei: Montero spricht kein Deutsch. Bei der Sprache wäre der HSV allerdings bereit, Abstriche zu machen. „Die Frage ist, welche Kompromisse wir eingehen“, sagt Boldt. „Die Sprache ist zwar ein Thema, mit Englisch kommt man aber zurecht. Wir sind einerseits sehr deutschlastig, was sehr gut ist. Mario ist aber andererseits auch ein Spieler gewesen, der Englisch kommuniziert hat.“

Ob Montero oder ein anderer Profi noch während des Trainingslagers zum Team stößt, ist fraglich. „Es geht nicht darum, heute einen Spieler zu verpflichten, damit wir die nächsten drei Wochen vernünftig trainieren können, sondern darum, jemanden zu finden, der uns in der Rückrunde zusammen mit Jonas und Bascho hilft“, stellt Boldt klar. „Wenn das ein paar Tage länger dauert, dauert es eben ein paar Tage länger.“

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Tim Walter poltert im Training gegen HSV-Profis

Tim Walter wird sich vorerst mit dem Personal begnügen müssen, das ihm zur Verfügung steht. Im Training testete der Coach am Donnerstagvormittag Defensivallrounder Moritz Heyer neben Schonlau in der Innenverteidigung, unterbrach die Spielform allerdings mehrfach. „Ihr denkt gar nicht nach beim Fußballspielen“, polterte Walter in Richtung der Spieler.

Auch wenn der Gefühlsausbruch des 47-Jährigen nicht am Duo Heyer/Schonlau lag, machte Walter auch am Nachmittag seine Erwartungshaltung auffällig laut deutlich. Im Testspiel gegen den SC Freiburg (Fr, 12.30 Uhr, viermal 35 Minuten) dürften neben Heyer auch Zumberi und Seifert eine Chance erhalten.

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HSV trifft auf Fast-Rückkehrer Gregoritsch

Michael Gregoritsch, der beim HSV von 2015 bis 2017 nicht wirklich überzeugen konnte, beim Bundesligazweiten Freiburg mittlerweile aber zum Stammpersonal zählt, freut sich jedenfalls auf das Wiedersehen mit seinem Ex-Club. „Als ich gegangen bin, war auch ein bisschen Frust dabei. Danach war es in den Kabinen aber immer ein offenes Geheimnis, dass ich immer wissen wollte, wie der HSV gespielt hat“, sagt Gregoritsch, als er am Donnerstagnachmittag in der Hotellobby des „SO Sotogrande“ sitzt. „Der HSV war der erste Verein, der mir ans Herz gewachsen ist.“

Im Dezember 2019 stand Gregoritsch kurzzeitig vor einer Rückkehr zum HSV, ließ sich am Ende aber doch vom FC Augsburg an den FC Schalke 04 verleihen. „Für mich war es fast schon klar, dass ich zu einem Aufstiegskandidaten in die Zweite Liga gehe. Dann kam aber Schalke als Fünfter in der Bundesliga, und das Thema war erledigt“, erzählt der 28-Jährige.

Vor dem Test gegen den HSV – für Freiburg die Generalprobe vor dem Bundesligaauftakt beim VfL Wolfsburg (21. Januar) – konnte Gregoritsch derweil vergleichsweise ruhig schlafen. Auf Gvardiol wird der Offensivspieler nicht treffen.

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