Hamburg. 4100 HSV-Fans unterstützten während der Katar-WM andere Teams des Vereins. Besonders gut angenommen wurde das Futsal-Derby.
Wenn Simon Philipps von den großen Sportereignissen der vergangenen Wochen berichtet, gerät er ins Schwärmen. Fantastischer Sport mit überragender Stimmung auf den Rängen habe er erlebt, erzählt der Kommunikationsberater. Bei der Fußball-WM in Katar war Philipps allerdings nicht, sondern unter anderem beim Futsal, Rollstuhlbasketball und Eishockey.
Der 33-Jährige ist Teil der fünfköpfigen Führung des Supporters Clubs, der die Interessen von 65.000 Mitgliedern im HSV e. V. vertritt. Gemeinsam mit dem Förderkreis Nordtribüne hatte der Supporters Club mit dem „Winterprogramm“ ein Alternative für die umstrittene WM im Wüstenemirat initiiert.
HSV-Alternative zur WM ein voller Erfolg
Für 18,87 Euro konnten HSV-Fans fünf Spiele anderer Abteilungen besuchen, neben den HSV-Panthers (Futsal), den BG Baskets (Rollstuhlbasketball) und der Eishockeymannschaft waren das auch die Regionalligafußballerinnen sowie die Oberligafußballer. Der Überschuss der Dauerkarten kam im Anschluss den einzelnen Abteilungen zugute. Über weitere Spendensammlungen und einen Pulloververkauf wurden zudem weitere 5000 Euro für die Stiftung „Hamburger Weg“ gesammelt.
„Es lief besser, als wir es uns in den kühnsten Träumen erhofft hatten. Wir haben nicht nur gemerkt, dass enorm viele Leute dabei waren, sondern auch, dass sie den Amateursport beim HSV längerfristig unterstützen wollen“, sagt Philipps, der bis auf das Oberligaspiel gegen den FC Süderelbe stets vor Ort war. „Beeindruckend fand ich auch, wie viele Leute ehrenamtlich mitgeholfen haben.“ Rund 50 ehrenamtliche Personen waren seit August mit den Planungen beschäftigt.
1300 HSV-Fans beim Futsal-Derby
Für eine Bundesliga-Rekordkulisse sorgten die HSV-Fans beim Futsal, 1300 Besuche kamen beim 3:1-Derbysieg gegen den FC St. Pauli in die Wandsbeker Sporthalle. Für die 1000 Fans beim Eishockey musste der Supporters Club sogar eine Ausnahmegenehmigung der Stadt beantragen, die Eisbahn Stellingen erlaubt normalerweise nur 500 Zuschauer. Auch zum Rollstuhlbasketball kamen 500 Fans, zusammengerechnet verfolgten 4100 Fans die fünf Spiele.
„Eishockey war besonders cool, weil es einen Tag vor Heiligabend war. Man hat ganz viele Leute getroffen, die man lange nicht gesehen hatte“, sagt Philipps. „Die Resonanz der Spielerinnen und Spieler sowie der ganzen Verantwortlichen war durchweg positiv. Alle hoffen jetzt, dass es ein bisschen so bleibt und die Leute wiederkommen und die Abteilungen unterstützen.“
Winterprogramm des HSV soll 2023 fortgesetzt werden
Der Supporters Club ist sich einig, dass es auch im kommenden Jahr eine vergleichbare Aktion geben soll – obwohl es 2023 keine zweimonatige WM-Pause gibt. „Da müssen wir uns vorher den Rahmenkalender der Profis angucken und Termine ins Auge fassen. Eine Idee ist auch, das Ganze nicht mehr gebündelt innerhalb von ein paar Wochen, sondern über das Jahr verteilt zu machen“, sagt Philipps. „Am Ende hätte das Winterprogramm vermutlich genauso gut ohne die WM in Katar funktioniert. Das war einfach ein positives, cooles Programm, was keine Anti-Haltung in sich tragen musste.“
Eine Idee sei, Eishockeyspiele in Stellingen künftig im Anschluss an die Profispiele im Volkspark stattfinden zu lassen. So könnten Fans direkt nach dem Fußball zur Eisbahn kommen. „Die weiteren Sportarten müssen mehr Sichtbarkeit bekommen. Es hat so gut funktioniert, weil wir als gesamter Verein zusammen daran gearbeitet haben“, sagt Philipps.
- Ex-Spieler von HSV und FC St. Pauli machen gemeinsam Musik
- Wüstefeld, Walter, Vuskovic – das turbulente HSV-Jahr 2022
- Vuskovics Suche nach dem letzten Ausweg in der Doping-Affäre
Obwohl er letztendlich dann doch auch ein paar WM-Spiele im Fernsehen verfolgt hat, bestätigte sich, dass großer Sport auch ganz nah sein kann.