Paderborn/Hamburg. Der Franzose erzielt ein Tor selbst und bereitet zwei weitere Treffer vor – trotzdem wird er kritisiert. Woran das liegt.

Der große Kylian Mbappé war am Mittag nach dem 3:2-Sieg des HSV in Paderborn wieder auf seine ursprünglichen 1,70 Meter geschrumpft. Schüchtern schlurfte der Franzose, der auf den bürgerlichen Namen Jean-Luc Dompé hört, am Montag nach dem Auslaufen im Volkspark ins Stadion, wo bereits zwei Kamerateams und fünf Journalisten auf ihn warteten. „Das war mein bestes Spiel im HSV-Trikot. Aber ich kann es noch besser“, sagte der 27-Jährige, der normalerweise ungern im Rampenlicht steht.

Dass Dompé aber am Vortag im grellen Scheinwerferlicht stand und nach der Partie mit Kylian-Mbappé-Sprechchören der HSV-Fans gefeiert wurde, hatte er sich schon selbst zuzuschreiben. Der Flügelflitzer, der erst spät im Sommer für 1,1 Millionen Euro vom SV Zulte Waregem aus Belgien gekommen war, hatte Mbappé-mäßig am Sonntag beim 3:2-Sieg des HSV in Paderborn zwei Treffer mustergültig vorbereitet, ein Tor selbst erzielt – und sogar Mitspieler Robert Glatzel zum Singen gebracht.

„Ich kann ein Loblied auf Jean-Luc singen. Das war eine Superflanke vor meinem Tor. Das ist seine Stärke: Das Eins-gegen-eins zu suchen, dann zu flanken oder selbst den Abschluss zu suchen“, lobte Glatzel. „Er ist ein super Spieler!“

HSV: Walter fordert mehr von Dompé

Ein super Spieler, der aber noch besser sein könnte. Glaubt zumindest Trainer Tim Walter, der zwar etwas widerwillig lobte („Jean-Luc hat es gut gemacht“), aber fast im gleichen Atemzug daran erinnerte, dass man sich auch an der Defensivarbeit beteiligen dürfe, solange man nicht der echte Kylian Mbappé sei: „Dompé kann schon in die andere Richtung mehr machen. Es geht nur ums Team.“

Doch anders als der Superstar von Paris Saint-Germain verzichtete Dompé auf Allüren und gelobte brav, sich die mahnenden Worte seines Coaches zu Herzen zu nehmen. „Man kann sich immer verbessern. Ich werde versuchen, an den Dingen im Training zu arbeiten“, sagte Dompé mit großen Rehaugen in die Kamera.

Dompés Zirkusshow beim HSV

Trotzdem passte es irgendwie zu seinem Auftritt in Paderborn, dass er auf die Frage, was ihm denn in seinen zwei Monaten in der Hansestadt am besten in Hamburg gefallen habe, „der Zirkus und das Miniatur Wunderland“ antwortete. Eine echte Zirkusshow war es jedenfalls, die der 27-Jährige auf der linken HSV-Seite veranstaltete, obwohl er eigentlich Rechtsfuß ist.

Und bei einer einer Körpergröße von 1,70 Meter war seine Antwort eine Steilvorlage für die natürlich nicht ernst gemeinte Nachfrage, wann er denn im Miniatur Wunderland in der Speicherstadt seinen eigenen Platz bekommen würde.

Doch ein bisschen Zirkus-Ramtamtam und ein paar Wunderdinge können auch müde machen. Deswegen möchte Dompé den freien Dienstag in erster Linie nutzen, um sich auszuruhen. Bis zur WM-Pause stehen für den kleinen Zauberer dann noch drei Spiele gegen Regensburg, in Fürth und gegen Sandhausen auf dem Programm, bevor er wirklich auf ein bisschen Magie hoffen darf.

Denn während der echte Mbappé bei der WM in Katar schuften muss, darf sich der Mini-Mbappé auf die USA-Reise mit dem HSV freuen. Dort wohnen Dompé und Co. in Kalifornien in unmittelbarer Nachbarschaft zu Disneyland. The Show must go on.