Hamburg. HSV hat zunächst extreme Probleme in Paderborn. Ein Leader wird gesucht, Kittel taucht ab. Aber Benes übernimmt mit neuen Qualitäten.
Jean-Luc Dompé grinste etwas verschmitzt, als er sich am Sonntag nach dem Spektakel in Paderborn (3:2) zu seiner eigenen Leistung äußern sollte. „Es lief schon ganz gut für mich“, sagte der inzwischen im Trainingsanzug gekleidete Matchwinner des HSV auf Französisch.
Zwei Tore hatte der 1,70 Meter kleine Flügelflitzer vorbereitet, einen Treffer erzielte er selbst. Die Vorlage für seinen traumhaften Schlenzer ins rechte Toreck kam von Laszlo Benes, dessen Leistung nicht weniger wertvoll für die Mannschaft war als die von Dompé.
Laszlo Benes bringt HSV in Paderborn zurück
Gerade in den ersten 20 Minuten, als der HSV kopflos agierte und von den aggressiven Paderbornern regelrecht überrumpelt wurde, war es Benes, der mit seiner Energieleistung das Blatt wendete und das Spiel an sich riss.
Die Mannschaft suchte in dieser Phase schmerzhaft einen Leader, der sie aus der Druckwelle der Gastgeber herausführen kann. Eine Qualität, die sich der HSV von Sonny Kittel erhofft, doch der Techniker tauchte mal wieder ab, als die Sturmflut des Gegners kam.
Also übernahm Benes. Der eigentlich offensiv ausgerichtete Slowake ging beherzt in die Zweikämpfe, eroberte Bälle, schaltete sich dynamisch ins Angriffsspiel ein und brachte vor allem Struktur ins bis dahin strukturlose Spiel. „Wie er inzwischen das defensive Gefühl hat, ist Wahnsinn. Er hat alles für das Team gegeben“, lobte Mitspieler Meffert.
Walter: Benes hatte extreme Probleme beim HSV
Dass Benes über exzellente fußballerische Fähigkeiten verfügt, wusste man bereits bei seinem Ex-Club Borussia Mönchengladbach. Sein entschlossener Einsatz für die Defensive ist dagegen neu. „Laci hatte am Anfang extreme Probleme mit unserer Philosophie“, gibt Tim Walter offen zu. Der HSV-Coach arbeitete mit Benes zwar bereits erfolgreich bei Holstein Kiel zusammen. Und trotzdem tat sich der Mittelfeldspieler in seinen ersten Monaten in Hamburg schwer.
„Er hat nie gejammert, sondern immer versucht, sich weiterzuentwickeln“, lobt Walter die Einstellung seines Schützlings, der nun die Früchte seiner Arbeit zu ernten scheint. „Er bringt eine Menge Energie auf den Platz, das macht uns einfach Spaß.“
HSV: Benes hatte seinen stärksten Auftritt
In Paderborn gewann Benes 60 Prozent seiner Zweikämpfe. Erfolgreicher in dieser Kategorie war lediglich Meffert (71 Prozent), der allerdings mit seinem Foul vor dem 0:1 einen entscheidenden Zweikampf verlor. Auch Benes' weitere Werte sprechen für sich: 52 Ballkontakte, eine Passquote von 83 Prozent, vier Torschüsse und eine Laufleistung 10,9 Kilometer. Kurzum: Es war ein richtig starker Auftritt des 25-Jährigen. Wahrscheinlich sogar sein bester in dieser Saison.
Was Walter darüber hinaus noch viel mehr erfreuen dürfte, ist, dass Benes sogar Gefallen an seinen neu erlernten defensiven Aufgaben findet. „Wie wir als Mannschaft verteidigt haben und uns beim Stand von 3:2 in jeden Schuss des Gegners reingehauen haben, war beeindruckend“, sagte der Schütze des Siegtreffers. „An diesen Grätschen war auch ich beteiligt, ich gebe alles für die Mannschaft und bin sehr stolz auf die Jungs.“
Mit Leistungen wie in Paderborn hat Benes diesen Stolz auch bei seinem Trainer und seinen Mitspielern sicher.