Hamburg. Erstmals nach seinem Aus vor vier Jahren kehrt der Trainer mit Magdeburg zum HSV zurück. Sein Ex-Assistent sieht Parallelen zu Walter.

Ginge es nach Christian Titz, dann hätte der HSV schon vor der Saison 2018/19 den Aufstieg geschafft. Der Trainer des FC Magdeburg war zu diesem Zeitpunkt noch Chefcoach des HSV und hatte zusammen mit seinem ehemaligen Co-Trainer Maik Göbbels eine Idee: Gemeinsam mit der Mannschaft den Kilimandscharo zu besteigen, den höchsten Berg Afrikas.

„Wir haben darüber nachgedacht. Als Teambuilding wäre das eine wahnsinnige Geschichte gewesen“, sagt Göbbels vier Jahre später. Der 46-Jährige sitzt im Abendblatt-Podcaststudio und spricht in der 143. Ausgabe von „HSV – wir müssen reden“ über die Abenteuer-Idee.

HSV News: Göbbels erklomm den Kilimandscharo

Gerade mal eine Woche ist es her, dass Göbbels aus Tansania zurückgekehrt ist. Gemeinsam mit einer Reisegruppe hat er als Expeditionsleiter zum vierten Mal in seinem Leben den Kilimandscharo erklommen. Aus der Idee, den 5895 Meter hohen Berg zusammen mit Pierre-Michel Lasogga, Lewis Holtby oder Aaron Hunt zu besteigen, wurde allerdings nichts. „Es gibt viele Gefahrenquellen von Malaria bis zur Höhenkrankheit. Man findet auch kein Zeitfenster. Wenn die Spieler mal 14 Tage Zeit haben, wollen sie lieber in Dubai im Fünfsternehotel liegen und nicht im Zelt bei minus 20 Grad“, sagt Göbbels und lacht. Vor ihm liegt sein neues Buch „Lebensziel: Glücklich sein“.

Auch darin geht es um seine Kilimandscharo-Reisen. „Ein Abenteuer, das die Fähigkeit besitzt, dein körperliches und mentales Potenzial positiv auszuschöpfen“, heißt es in der Beschreibung seines Unternehmens Zellglück, das Göbbels vor drei Jahren gegründet hat, nachdem er ein halbes Jahr nach Titz beim HSV freigestellt wurde, weil unter Titz-Nachfolger Hannes Wolf der sicher geglaubte Aufstieg in die Bundesliga verspielt wurde.

podcast-image

Göbbels und Titz gut befreundet

Vor zwei Wochen hatte sich Titz zum Geburtstag bei Göbbels gemeldet, als dieser gerade auf dem Kilimandscharo herumkletterte. Die beiden sind noch immer gut befreundet. Während sich Göbbels aus dem Profifußball vorerst verabschiedet hat, kehrt Titz an diesem Sonntag mit Aufsteiger Magdeburg im Volksparkstadion auf die große HSV-Fußballbühne zurück. Erstmals seit seiner Beurlaubung nach dem zehnten Spieltag vor vier Jahren trifft Titz auf den Club, mit dem er 2018 trotz einer Aufholjagd in die Zweite Liga abgestiegen war.

Mit seiner Art und seiner Spielidee aber schaffte es Titz, im Umfeld des Clubs trotz des Abstiegs eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Doch unter den Vorständen Ralf Becker und Bernd Hoffmann hatte der Fußballlehrer keinen Rückhalt. Nach einem 0:0 gegen Bochum wurde Titz von seinen Aufgaben entbunden.

„Das ist ein Stachel, der bei Christian noch sehr tief sitzt“, sagt Göbbels, der zwar von Titz zum HSV geholt wurde, zusammen mit Co-Trainer André Kilian aber auch unter Wolf bleiben durfte. Den Aufstieg schafften Titz und Kilian stattdessen in diesem Jahr mit dem FC Magdeburg. Nun kommt es zum Wiedersehen. „Das ist für Christian ein ganz großes Spiel“, sagt Göbbels. „Ich weiß, dass er diesen Verein noch liebt. Er wollte wieder aufsteigen und eine Ära prägen.“

„Tim Walter und Christian Titz sind sehr führungsstarke Trainer“

Dass daraus nichts wurde, lag auch an der krachenden 0:3-Niederlage gleich zum Auftakt der Zweitligasaison gegen Holstein Kiel mit Trainer Tim Walter. Es war ein Spiel, das der HSV schon nach 20 Minuten hätte entscheiden können. Am Ende setzte sich Walter klar durch. Nun geht es für Titz ausgerechnet bei seiner Rückkehr in den Volkspark wieder gegen Walter. Ein Trainerduell, das Spannung verspricht. Schließlich setzen sowohl Titz als auch Walter auf bedingungslosen Ballbesitzfußball mit einer mutigen Spielweise. Rund um beide Clubs wird aktuell über diese Taktiken debattiert, weil beide Trainer von ihrer Idee absolut überzeugt sind und sie durchziehen – komme, was wolle.

Göbbels verteidigt die beiden. „Tim Walter und Christian Titz sind sehr führungsstarke Trainer. Wenn ich nicht selbst überzeugt bin von dem was ich tue, kann ich auch keine Mannschaft hinter mich bekommen“, sagt Göbbels. „Natürlich muss man seine Überzeugung auch hinterfragen. Aber im Tagesgeschäft darfst du keine Zweifel zulassen.“ So wie es weder Titz in Magdeburg noch Walter beim HSV tun.

HSV News: Göbbels glaubt an den Aufstieg

Interessant wird sein, welche Mannschaft am Sonntag häufiger den Ball haben wird. In der Zweiten Liga hat nur Magdeburg (60 Prozent) im Schnitt mehr Ballbesitz als der HSV (59 Prozent). „Christian wird sein System nicht ändern, weil es gegen den HSV geht. Und Tim Walter schon gar nicht. Von daher wird es ein sehr interessantes Spiel“, sagt Göbbels.

An den Aufstieg des HSV glaubt der Mentalcoach in jedem Fall. „Die Zeit ist einfach reif“, so Göbbels. Und vielleicht überlegt sich der HSV dann noch einmal, auch den Aufstieg auf den Kilimandscharo in Angriff zu nehmen.