Hamburg. Der 53-Jährige hat einen Plan, wie er die Hamburger wieder in die Spur bringen will. Welche Rolle dabei Klaus-Michael Kühne spielt.
Es ist noch nicht lange her, da wurde das Herumdümpeln in der Zweiten Liga als "Bochumisierung" verpönt. Mittlerweile wird beim Ruhrpottverein auf Bundesliga-Ebene richtig gute Arbeit geleistet. Die Mannschaft von Trainer Thomas Reis ist dabei, den Klassenerhalt zu schaffen und sich in der Beletage des deutschen Profifußballs zu etablieren.
Deshalb blickt der HSV mit großem Interesse auf den Traditionsverein, der ähnlich wie Arminia Bielefeld oder der FC St. Pauli in der Zweiten Liga auf Konstanz auf den Führungspositionen setzt. "Ich möchte nicht so gern von Vorbildern sprechen, aber es ist ein fraglos erfolgreiches Modell. Wir müssen unseren eigenen Weg gehen, können uns dabei aber natürlich an erfolgreichen Modellen orientieren und versuchen, diese für das Hamburger Umfeld zu adaptieren", erklärte HSV-Vorstand Thomas Wüstefeld (53) im Interview mit dem "Kicker".
HSV News: Wüstefeld will auf Kontinuität in der Führung sorgen
Für den 53-Jährigen ist die "Hire and fire"-Mentalität, die über ein Jahrzehnt zur DNA des Vereins gehörte, ein wesentlicher Faktor, warum der HSV aktuell nur noch ein mittelmäßig erfolgreicher Zweitligaclub ist. "Zum Beispiel, dass immer wieder Verantwortliche reingeholt wurden und darauf gesetzt wurde, dass sie ihre Idee mitbringen. Mein Ansatz ist der, als Club eine Strategie zu entwickeln, um dann zu schauen, welche Personen dazu passen", sagte Wüstefeld.
So sind die Anteile der HSV Fußball AG verteilt:
- HSV e.V.: 75,10 Prozent
- Klaus-Michael Kühne: 15,21 Prozent
- Thomas Wüstefeld: 5,07 Prozent
- Familie Burmeister: 1,33 Prozent
- Familie Bohnhorst: 1,2 Prozent
- AmPri Handelsgesellschaft: 1,41 Prozent
- Erbengemeinschaft Margaritoff: 0,67 Prozent
Kontinuität kündigt der HSV-Chef auch für die Geschäftsstelle an. Immer wieder wird der HSV dafür kritisiert, dass eine beachtliche dreistellige Zahl an Mitarbeitern beschäftigt ist. Doch selbst im wahrscheinlichen Fall des erneuten Nicht-Aufstiegs brauchen sich die Angestellten offenbar keine Sorgen zu machen. "Stellenabbau ist aus meiner Sicht ein Mittel aus den 80er-Jahren. Ein anderes ist: Wie kann ich Potenziale ausschöpfen und die Menschen mitnehmen? Klar ist, dass wir etwas verändern müssen nach zehn Jahren, die jeweils mit einem Minus abgeschlossen wurden", erklärte Wüstefeld.
Vorstand Wüstefeld kaufte HSV-Anteile von Kühne
Damit sich das ändert, könnte es auch wieder eine engere Zusammenarbeit mit Investor Klaus-Michael Kühne (84) geben. Zuletzt wirkte es zunehmend so, als hätte der Milliardär mit dem Kapitel HSV abgeschlossen. Doch Wüstefeld will den Kontakt zu Kühne, von dem er im vergangenen Herbst 5,07 Prozent der Anteile erwarb, halten.
"Ich bin mit allen Gesellschaftern in sehr gutem Kontakt. Wir sind in einem guten Austausch, und das Ziel aller Gesellschafter ist es, dass wir gemeinsam agieren. Gemeinsamkeit war letztlich auch meine Motivation einzusteigen, und in der Hinsicht gab es für mich durchaus ein Schlüsselerlebnis", sagte Wüstefeld und fügte an: "Das abgegebene Bild des Vereins auf der Mitgliederversammlung im vergangenen Sommer mit der Mission 'Vereint 2025'. Das war für mich ein Meilenstein, danach habe ich angefangen, mir detailliert einen Überblick zu verschaffen, ehe ich überhaupt eingestiegen bin."
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Die Ausgliederung im Jahr 2014 hatte bei vielen Anhängern die Hoffnung geweckt, mit strategischen Partnern an die glorreichen Erfolge in den 1970er- und 1980er-Jahren anzuknüpfen. Doch daraus wurde nichts. "Ja, das ist leider so. Sie können das beste Vehikel haben, aber wenn die Personen, die es steuern sollen, das nicht umgesetzt bekommen, dann kriegen sie die Maschine nicht zum Laufen", sagte Wüstefeld.
Für den HSV-Chef ist es klar, dass sein Engagement als HSV-Vorstand zunächst auf ein Jahr befristet ist. Ob er darüber hinaus weiter zur Verfügung stehen würde, lässt er offen. Priorität genießen erst einmal andere Themen. "Mein größter Wunsch ist es, und jetzt spreche ich wieder als Fan, dass wir wieder in der 1. Liga spielen. Und langfristig auch dort, wo der HSV einmal war und ich mir als Jugendlicher die Seele aus dem Leib geschrien habe", sagte Wüstefeld und formulierte gleichzeitig das Ziel für dieses – und auch für das kommende – Jahr: "Wir wollen unser Kerngeschäft, den Sport, stärken und zurück in die 1. Liga. Wir haben noch in dieser Saison die Chance dazu. Und wenn wir es nicht schaffen, werden wir alles dafür tun, das Projekt direkt wieder zu starten."