Hamburg. Beim Heimspiel gegen Rostock standen HSV-Spieler Bakery Jatta und Faride Alidou im Fokus der Fans – die Reaktionen waren unterschiedlich.

Es lief die 71. Minute, als fast das ganze Volksparkstadion den Atem anhielt. Kein Tor, keine Vorlage und auch kein besonderes Dribbling machten diesen Moment so besonders. Faride Alidou (20) wurde ausgewechselt – fast in der gleichen Minute und fast an gleicher Stelle wie vor drei Wochen, als der Youngster beim 4:1-Sieg gegen Regensburg mit Ovationen und Sprechchören gefeiert wurde.

Damals ließ sich HSV-Spieler Alidou beim langen Rückweg zur Bank dazu hinreißen, vor der Nordtribüne mehrfach mit seiner Faust auf die Raute und aufs Herz zu klopfen. Für viele Fans war klar: Damit deutete das begehrte Talent an, dass es seinen auslaufenden Vertrag verlängern würde.

HSV: Alidous Transfergerüchte lassen Fan-Liebe abbrennen

Und diesmal? Drei Wochen, unzählige Gerüchte, zahlreiche Offerten und die Fast-Gewissheit, dass Alidou eben nicht in Hamburg bleibt, später? Wie würden er und die Fans diesmal reagieren? Die Antwort: moderat. Beide. Ein paar Anhänger sangen seinen Namen – und Alidou selbst bedankte sich artig. Das war es auch schon.

„Faride hat eine gute Leistung gebracht, und die wurde honoriert“, sagte Tim Walter. Doch die Liebe der Anhänger, die in diesem Herbst orkanartig erweckt wurde, scheint mit jedem weiteren Transfergerücht ein wenig mehr zu erlöschen. Wie eine leidenschaftliche Affäre, die genauso schnell wieder vorbei ist, wie sie begann.

Bakery Jatta: Trotz Anklage bejubelt

Von echter Liebe darf man dagegen mittlerweile bei Flügelflitzer Nummer zwei ausgehen. Bakery Jatta (23), der in dieser Woche nach zwei Jahren von der Staatsanwaltschaft Hamburg angeklagt wurde, stand mindestens genauso wie Alidou im Fokus – und durfte sich dabei über viele aufmunternde Sprechchöre freuen.

„Es ist besonders, wie die Fans mich behandeln, wie sie mich aufgenommen haben und supporten. Das macht mir so unglaublich viel Freude. Ich meine: Es gibt auf der Nordtribüne eine große Fahne mit meinem Gesicht darauf, das muss man sich mal vorstellen“, ließ sich Jatta bereits vor dem Spiel vom Magazin „HSVlive“ zitieren. „Ich bin so unglaublich dankbar für diese Liebe.“

Für Sportvorstand Jonas Boldt ist die Unterstützung selbstverständlich – genauso wie sein Glaube daran, dass Jatta auch Jatta ist: „Was wir vorliegen haben, ist ein gültiger Pass von den Behörden. Und das ist ja nicht irgendein Schülerausweis, wo man mit dem Kaugummi ein Foto eingeklebt hat“, sagte Boldt bei Sky.

„Menschlich ist für mich die Herangehensweise klar. Das geht ja so seit zwei Jahren. Das macht ja auch was mit dem Menschen. Ich habe mal gelesen, dass der DFB eine Menschenrechts-Policy als einer der ersten Verbände verabschiedet hat. Von daher ist für mich auch klar, dass wir uns vor den Spieler stellen.“ Und für die Fans sowieso.