Hamburg. Hamburger Generalstaatsanwalt spricht über Gründe der langen Verfahrensdauer und bezieht Stellung zu Vorwürfen im Fall des HSV-Profis.

In der Debatte um die Identität des HSV-Profis Bakery Jatta hat Hamburgs Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich Vorwürfe zurückgewiesen, das entsprechende Verfahren aus Angst vor der Berichterstattung in der „Bild“-Zeitung extra in die Länge zu ziehen. „Dieser hanebüchene Vorwurf war mir bislang nicht bekannt“, sagte Fröhlich dem Abendblatt in einem großen Interview über pikante aktuelle Fälle aus Hamburg.

Die Staatsanwaltschaft gehe stattdessen „nur ihrer originären Arbeit“ nach. Eventuelle „Indiskretionen“ seien ihm dabei keine bekannt, versicherte Fröhlich, der zudem die äußerst lange Verfahrensdauer von inzwischen mehr als zwei Jahren rechtfertigte. „Es mussten Unterlagen auswärtiger Behörden beigezogen und ausgewertet, auswärtige Zeugen vernommen, Finanztransaktionen nachvollzogen und digitale Speichermedien untersucht werden“, sagte Fröhlich dem Abendblatt. Die Staatsanwaltschaft habe außerdem ein anthropologisch-morphologisches Gutachten in Auftrag gegeben.

Auch die Akteneinsicht sowie „großzügige Stellungnahmefristen“ für Jattas Anwalt Thomas Bliwier nannte Fröhlich als Gründe für die Länge des Verfahrens. An die Stellungnahmen hätten sich schließlich „zum Teil weitere Beweisanregungen und neue Bewertungen“ angeschlossen.

Der renommierte Rechtsanwalt Thomas Bliwier vertritt die Interessen des HSV-Profis Bakery Jatta.
Der renommierte Rechtsanwalt Thomas Bliwier vertritt die Interessen des HSV-Profis Bakery Jatta. © Imago/ZUMA Wire

HSV: Fall Bakery Jatta vor dem Abschluss?

Bliwier war zuletzt im August in die Offensive gegangen und hatte in einer Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft unter anderem ein Gutachten der Universität Freiburg kritisiert. Dieses war zum dem Schluss gekommen, dass es sich bei Bakery Jatta und dem von der Bildfläche verschwundenen gambischen Fußballspieler Bakary Daffeh mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit um dieselbe Person handele. Außerdem hatte Bliwier die Behörden aufgefordert, endlich auch in Gambia zu ermitteln, wenn man denn weiterhin Verdacht gegen seinen Mandanten hege.

Generalstaatsanwalt Fröhlich sprach nun im Abendblatt davon, dass im Fall Bakery Jatta „in Kürze eine Abschlussentscheidung ergehen“ sollte. Jatta war 2016 zum HSV gekommen, für dessen Profis er inzwischen 121 Pflichtspiele (15 Tore) in der Ersten und Zweiten Bundesliga sowie im DFB-Pokal absolviert hat.