Hamburg. Der Edeltechniker galt einst als “schlampiges Genie“. Nun gehört der 28-Jährige zu den besten Spielern der Zweiten Liga.
Einen schöneren freien Montag hätte sich Tim Walter (46) eigentlich kaum vorstellen können. Strahlender Sonnenschein, sieben Grad, einen 4:1-Sieg seines HSV gegen Jahn Regensburg im Rücken. Perfekte Voraussetzungen, um vor dem Jahresendspurt in der Zweiten Liga einfach mal abzuschalten.
Durch den zweiten Heimsieg der Saison ist der HSV wieder in Tuchfühlung zu den Aufstiegsrängen. Lediglich zwei Zähler trennen die Hamburger von Platz drei, der aktuell vom SC Paderborn belegt wird. Wer jetzt denkt, dass der bisweilen extrem selbstbewusste Walter jetzt zum verbalen Angriff auf die Tabellenspitze übergeht, der irrt. "Wir versuchen, unsere Jungs zu entwickeln. Da sind wir auf einem guten Weg. Wenn am Ende etwas herauskommt, ist das schön. Vor Wochen sind wir noch im Mittelmaß versackt. So ändert sich das jede Woche. Wir hören uns das an, machen weiter und gehen unseren Weg", sagte Walter bei "NDR 90,3".
Dass die Hamburger an die Bundesliga denken können, liegt auch an Sonny Kittel (28). Der Mittelfeldspieler gehört derzeit zu den besten Spielern der Zweiten Liga. In der Vergangenheit wurde der Edeltechniker häufig für seine negative Körpersprache kritisiert, doch die Zeiten sind vorbei. Der Rechtsfuß wächst mehr und mehr in eine Führungsrolle rein und ist sich auch für defensive Drecksarbeit nicht zu schade.
HSV-Trainer Walter und Kittel sprechen viel miteinander
Offenbar hat Trainer Walter den perfekten Draht zum sensiblen Offensivstar gefunden. "Wir haben viel geredet. Sonny spürt das Vertrauen und dass es total ehrlich gemeint ist. Wichtig ist, dass ich ihn immer besser kennenlerne und er zuhört. Das ist auf einer Ebene, die nichts mit dem Sport zu tun hat, viel wichtiger, um ihn sportlich dahin zu bekommen, dass er funktioniert. Die Basis ist die Zwischenmenschlichkeit", verrät Walter.
Nun geht es vor allem für die Hamburger um Konstanz. Bis zum Jahreswechsel hat der HSV noch drei Partien zu absolvieren. Jedes Spiel, da macht Walter keinen Hehl daraus, bringt seine jungen Spieler einen Schritt weiter in der Entwicklung. "Erfahrung kommt nicht von allein, das kommt durch Spiele. Viele unserer Jungs haben die Erfahrungen auf diesem Niveau noch nicht gemacht. Ein Mario Vuskovic hat es gegen Regensburg gut gemacht, Anssi Suhonen hat in der Nationalmannschaft getroffen, in der zweiten Mannschaft getroffen und nun auch für seinen Verein, bei dem er lange in der Jugend gespielt hat. Das freut uns sehr", erklärt Walter.
So schätzt HSV-Coach Walter Toptalent Alidou ein
Freude bereitet auch Faride Alidou (20) Der U-20-Nationalspieler ist der Shootingstar bei den Hamburgern. Aufgefallen war Walter das Talent bei einem Spiel der Regionalliga-Mannschaft. "Ich habe Alidou nicht entdeckt. Er war ja schon eine Weile da. Letztendlich haben die Jungs in der Nachwuchsabtielung ihn vor Jahren zum Verein gelotst. Er hat seinen Weg durch die komplette Jugend gemacht. Dann kam irgendwann ich dazu. Ich habe ihn beim Spiel in der U21 gesehen und habe gesagt, dass er Potenzial hat", erklärt Walter.
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Dass Alidou der Hype um seine Person zu Kopf steigt, glaubt Wal ter indes nicht. "Es geht auch um Charaktereigenschaften. Er ist ein solider netter Junge. Es gibt Dinge, die er nicht so gerne macht, wenn man ihn aber höflich bittet, etwas zu machen, macht er es auch", sagt Walter und grinst.