Hamburg/Karlsruhe. Der HSV hat zehn Spiele nicht verloren – steht aber so schlecht da wie nie in der 2. Liga. Der Trainer wähnt sich auf dem richtigen Weg.
In der Pressekonferenz konnte Tim Walter schon wieder lachen. Ein Reporter hatte ihn nach dem Spottgesang gefragt, den die Fans des Karlsruher SC gegen Ende des Spiels angestimmt hatten: "Nie mehr Erste Liga – HSV". Es sei doch schön, dass sein Verein ihnen so einen Anreiz gebe, antwortete der Hamburger Trainer: "Offenbar ziehen wir als HSV in der Fremde immer noch."
Tatsächlich war das Stadion BBBank Wildpark trotz Liveübertragung im Free-TV mit 20.000 Zuschauern erstmals seit Langem wieder ausverkauft gewesen. Aber außer einem großen Namen hatten die Hamburger Spieler an diesem nebligen Sonnabendabend wenig zu bieten. Er war auf die Trikots gedruckt worden: "Uns Uwe 85" – eine Huldigung an Vereinsidol Seeler, der tags zuvor Geburtstag hatte.
Die Nachfolger des Jubilars spielten in etwa so, wie man es von einem Tabellensiebten der 2. Bundesliga eben erwarten darf: durchaus engagiert und einsatzfreudig, aber spielerisch ein bisschen begrenzt. Selbst vom ertragsarmen Offensivspektakel, für das der HSV in dieser Saison bislang stand, war nicht mehr viel zu sehen – die Karlsruher ließen es schlicht nicht zu.
Am Ende konnten die Hamburger mit dem 1:1 glücklich sein, auch wenn Walter "in der zweiten Halbzeit viel Dominanz" und "zwei ganz große Torchancen" gesehen haben wollte.
HSV-Trainer Walter überraschend zufrieden
Überhaupt wirkte der Trainer mit der Dienstreise in seine alte Heimat überraschend zufrieden. Man stehe "genau da, wo ich uns mit dem jüngsten Kader der Liga erwartet habe". Sei "auf dem richtigen Weg". Bringe die nötige Bereitschaft und den Mut auf. "Der Rest kommt irgendwann von alleine."
Die Frage wäre nur: wann – und ob alle die nötige Geduld aufbringen. Walters Credo, Ergebnisse so lange zu ignorieren, wie die Spielweise stimme, werden sich nicht alle anschließen können. Zumal in Karlsruhe auch die Spielweise nicht stimmte. Aber immerhin: Nach zehn Spielen ohne Niederlage – inklusive Pokal sind es sogar elf – scheint der HSV eine gewisse Konstanz erreicht zu haben, um die er sich in den Vorjahren vergeblich bemüht hatte.
Die alternativen Fakten: In den beiden vergangenen Spielzeiten hatte die Mannschaft nach 13 Spieltagen sechs Punkte mehr gesammelt, in der ersten Zweitligasaison 2018/19 sogar sieben. Zehn Punkte allein wurden nach eigener Führung noch verloren.
Man stelle sich nur vor, der HSV hätte statt der acht bisherigen Unentschieden dreimal gewonnen und fünfmal verloren: Die Punktzahl wäre größer – aber die Aufregung wohl riesig.
HSV-Serie gibt Walter etwas Zeit
Durch die Serie hat Walter etwas Zeit gewonnen. Fast zwei Wochen bleiben ihm, um die Mannschaft auf das richtungweisende Spiel gegen den Tabellenzweiten Regensburg am 20. November vorzubereiten. Bis Weihnachten tritt der HSV noch viermal zu Hause an und nur einmal auswärts.
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Das ist nur bedingt eine gute Nachricht. Im Volksparkstadion tut sich die Mannschaft bislang schwer, was Walter mit der Qualität des Rasens erklärte. Aber zumindest sind die Spottgesänge dort nicht so gut zu hören.