Hamburg. Corona-Tests am Sonntagabend aus dem Auto heraus, damit am heutigen Montagnachmittag wieder trainiert werden kann.
Michael Mutzel hatte am Sonntagmorgen schon ein ganzes Stück geschafft, als ihn das Abendblatt am Telefon erwischte. Aus dem Unterallgäu, wo die Familie im kleinen Kreis Weihnachten feierte, war der HSV-Sportdirektor über die A8 und A5 auf den Weg nach Mainz. Dort sollte noch ein kurzer Zwischenstopp bei seinem Schwager folgen, der gerade Familienzuwachs bekommen hatte, ehe es dann zurück in den Norden nach Hamburg ging.
Am Abend um 18 Uhr dann der letzte Stopp am Volksparkstadion: Drive-In-Coronatests aus dem Auto heraus. Alle Spieler und das Team um das Team mussten nach den Weihnachtsfeierlichkeiten getestet werden, damit man an diesem Montag ab 14 Uhr wieder mit gutem Gewissen in den Trainingsalltag einsteigen kann.
Mit positiver Laune in eine negative Zukunft – wenn man so will. Er freue sich jedenfalls auf das, was da in dieser Saison noch kommen wird, sagte Mutzel am Autotelefon. Dass der HSV in diesem Jahr erneut in der zweiten Saisonhälfte einbrechen werde, glaube er nicht. „Wir haben uns weiter entwickelt. Wir sind mehr eine Mannschaft geworden, die diese Liga richtig annimmt“, sagte Mutzel.
HSV-Transfers im Winter? Das sagt Mutzel
In den ersten beiden Zweitligajahren hatte der HSV auch auf einem Aufstiegsplatz überwintert, ehe man in der Rückrunde jeweils unter dem Druck der eigenen Erwartungen zusammenbrach. Ein Szenario, dass sich in 2021 nicht wiederholen soll. „Wir haben besser und mehr verteidigt als in den vergangenen Spielzeiten. Es war nicht immer schön anzugucken, aber wir waren relativ effektiv“, sagt Mutzel, der – anders als in den Vorjahren – auch von keinen allzu großen Aktivitäten auf dem Wintertransfermarkt ausgeht.
„Wir werden nur etwas machen, wenn da ein Spieler ist, der uns direkt weiterhelfen wird. Man darf nicht vergessen: Coronabedingt haben wir nahezu kein Geld zur Verfügung“, so Mutzel. „Wenn überhaupt, würde nur ein Leihdeal oder ein Transfer ohne Ablöse Sinn haben.“
HSV-Talent Amaechi vor dem Absprung
Bevor der HSV aber einen Spieler ausleihen wird, dürfte zunächst ein Profi verliehen werden. Talent Xavier Amaechi hatte die Sondererlaubnis, trotz des in Großbritannien mutierten Corona-Virus mit seiner Familie auf der Insel zu feiern. „Der Junge ist nicht einmal 20 Jahre alt, der musste mal für ein paar Tage zur Familie“, sagte Mutzel, der auf Nachfrage zugab, dass ein Leihdeal möglich ist: „Kann gut sein, dass da was passiert.“
Amaechi soll nun während der Verhandlungen zunächst in England bleiben, da er bei einer Rückkehr nach Hamburg ohnehin direkt in eine mehrtägige Quarantäne müsste. Der einzige HSV-Profi, der neben Amaechi Weihnachten im Ausland feierte, soll Amadou Onana gewesen sein. Der Belgier soll aber am Abend beim Drive-In-Coronatest dabei gewesen sein. Die Ergebnisse sollen bis Montagmittag vorliegen. Nur wer negativ ist, darf am frühen Nachmittag wieder auf dem Trainingsplatz stehen.
HSV steht vor Hammerwochen
Genau eine Woche hat Trainer Daniel Thioune, um seine Mannschaft auf den intensivsten Januar aller Zeiten vorzubereiten. Gleich sechs Spiele (gegen Regensburg, Nürnberg, Osnabrück, Braunschweig und zum Start der Rückrunde in Düsseldorf und gegen Paderborn) stehen in den ersten vier Wochen des neuen Jahres an.
Dabei geht Mutzel davon aus, dass neben dem aktuellen Führungsquartett (Kiel, HSV, Fürth und Bochum) besonders die ersten beiden Rückrundengegner Düsseldorf und Paderborn beim Aufstieg noch ein gewichtiges Wörtchen mitreden werden. „Obwohl die Hinrunde noch gar nicht beendet ist, glaube ich schon, dass das Tabellenbild relativ aussagekräftig ist“, sagte Mutzel, der vor allem von Fürth und Bochum beeindruckt war.
„Auch der Pokal hat gezeigt, dass mit Fürth und Bochum zwei Mannschaften weit oben sind, die richtig gut Fußball spielen können. Es heißt immer: In diesem Jahr gibt es keinen VfB Stuttgart. Das stimmt. Aber dafür gibt es Bochumer, Kieler, Fürther, die wirklich richtig gute Fußballer in ihren Reihen haben. Die werden bis zum Ende oben bleiben.“
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Bis zum Ende wird auch er selbst an Bord bleiben. Mutzels Vertrag wurde kurz vor Weihnachten bis 2023 verlängert. „Ich habe mich sehr gefreut, dass auch meine persönliche Zukunft geregelt ist“, sagte Mutzel. „Für mich fühlt sich der HSV und Hamburg einfach gut und richtig an.“