Hamburg. Nachwuchschef verlängert wie auch Sportdirektor Mutzel und Chefscout Costa. Auch Ambrosius und Amaechi könnten Meldungen generieren.

Es war mitten in der Nacht, als Jonas Boldt am frühen Dienstag endlich in Hamburg-Eppendorf ankam. Der Sportvorstand war nach dem 2:1-Sieg des HSV gegen den KSC gemeinsam mit Mediendirektor Christian Pletz aus Karlsruhe zurück in die Heimat gefahren – und fiel schließlich um 4.30 Uhr ins Bett.

Natürlich müde, aber vor allem auch glücklich. „Solche Rückfahrten sind natürlich deutlich angenehmer, wenn man gewonnen hat“, sagte Boldt gut sieben Stunden später, als er bereits wieder im Volkspark war.

HSV: Extralob für Jatta und Terodde

Die kurze Nacht war dem 38-Jährigen am Tag nach dem letzten Spiel des Jahres kaum anzumerken. Boldt lächelte, witzelte, berichtete. Er sei kein Freund von Bilanzen, sagte er, schon gar nicht nach dem 13. Spieltag – und zog dann doch ein Zwischenfazit. „Wir stehen ganz gut da. Wir haben in dieser Saison bislang vieles gesehen, wozu der HSV in der Lage ist – in beide Richtungen“, sagte Boldt, der nicht nur mit dem bisherigen Punkteschnitt von 2,0 sehr gut leben könnte.

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„In Karlsruhe hatte ich über 90 Minuten das gute Gefühl, dass die Jungs die Spannung so gut wie schon lange nicht mehr hochhalten konnten“, sagte Boldt, der ein Extralob für Bakery Jatta („giftig, seriös, richtig gut“) und Torjäger Simon Terodde („seine Gier ist beeindruckend. Er ist sich für nichts zu schade“) parat hatte.

HSV verlängert mit Mutzel, Costa und Hrubesch

Doch Boldt ist lange genug im Geschäft dabei, um die eigene Laune nicht von einem einzigen Spiel abhängig zu machen. Und so ließ sich der frühere Leverkusener ein paar Minuten lang Zeit, ehe er sein Kätzchen aus dem Sack ließ.

„Wichtig ist, dass wir mit einem richtigen Team ans Werk gehen und den Weg, den wir eingeschlagen haben, gemeinsam weitergehen“, sagte Boldt, um schließlich das zu verkünden, was sich ohnehin schon seit Wochen angedeutet hatte: Analog zu seiner kürzlich erfolgten Vertragsverlängerung bis 2023 haben mit Nachwuchschef Horst Hrubesch, Sportdirektor Michael Mutzel und Chefscout Claus Costa nun rechtzeitig zum Weihnachtsfest die nächsten Protagonisten der HSV-Zukunft bis 2023 verlängert. O, du Fröhliche!

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Hrubesch darf sein Stellenprofil bestimmen

„Da hat sich vieles entwickelt“, sagte Boldt zufrieden. „Michael nimmt operativ nahezu alles in die Hand, will vorangehen, sich bei uns weiterentwickeln“, lobte Boldt, der sich natürlich auch sehr über die Verlängerung Hrubeschs freute: „Er brennt dafür, uns weiterzuhelfen.“ Trotz seiner 69 Jahre pendele er täglich zwischen Norderstedt und dem Campus, was sich mittelfristig aber ändern soll. „Es könnte so kommen, dass es in der Zukunft operativ ein Stück weniger wird. Perspektivisch will er ein wenig Verantwortung abgeben, sodass er nicht jeden Tag von 7 Uhr morgens bis zur Dunkelheit vor Ort ist.“

Auf das genaue Stellenprofil können sich alle Beteiligten in den kommenden Wochen noch in Ruhe festlegen. Fest steht aber schon jetzt, dass sich der sportliche HSV trotz aller Querelen rund um das Präsidium, neue Aufsichtsräte und die Zukunftsfragen um Anteilsverkäufe und Rechtsformänderung zum Jahreswechsel so gut wie schon lange nicht mehr aufgestellt sieht.

Boldt: "Mal ein paar Tage durchatmen"

Mit der Ein-Wort-Zustands-Beschreibung „läuft“ konnte Boldt am Dienstag aber dennoch nicht viel anfangen. „Stillstand ist Rückstand“, sagte der Vorstand, der sich noch gut an das Weihnachtsfest im letzten Jahr erinnern konnte. Auch damals beendeten die Hamburger das Kalenderjahr 2019 als Tabellenzweiter, gingen allerdings nach vier sieglosen Spielen in Folge mit einem ganz anderen Gefühl in die kurze Weihnachtspause. Es folgten eine holprige Rückrundenvorbereitung und der spätere Totalabsturz. 2018 war der HSV sogar Tabellenführer, hatte aber nach einem 1:3 in Kiel am Tag vor Heiligabend schlechte Laune unter dem Weihnachtsbaum.

Das ist dieses Jahr anders. „In eine kurze Pause mit einem positiven Gefühl zu gehen, potenziert natürlich die Laune“, sagte Boldt. „Nach einem generell sehr schweren Jahr kann man jetzt auch mal ein paar Tage durchatmen.“

HSV siegt mit 2:1 beim KSC:

HSV siegt dank Jatta und Terodde beim KSC

Bakery Jatta war der Spieler des Spiels beim 2:1-Sieg des HSV in Karlsruhe.
Bakery Jatta war der Spieler des Spiels beim 2:1-Sieg des HSV in Karlsruhe. © imago / Carmele/tmc-fotografie.de
Jatta holte sich nach dem Spiel viele lobende Worte ab – auch von Sportdirektor Mutzel.
Jatta holte sich nach dem Spiel viele lobende Worte ab – auch von Sportdirektor Mutzel. © imago / Eibner
Das Phänomen schlug wieder zu: Simon Terodde schießt den HSV zum Sieg beim KSC.
Das Phänomen schlug wieder zu: Simon Terodde schießt den HSV zum Sieg beim KSC. © Witters
Selbst HSV-Coach Thioune und Sportdirektor Mutzel wirken fassungslos ob der Treffsicherheit von Terodde.
Selbst HSV-Coach Thioune und Sportdirektor Mutzel wirken fassungslos ob der Treffsicherheit von Terodde. © Witters
HSV-Abwehrchef Toni Leistner lieferte sich packende Zweikämpfe mit KSC-Torjäger Philipp Hofmann.
HSV-Abwehrchef Toni Leistner lieferte sich packende Zweikämpfe mit KSC-Torjäger Philipp Hofmann. © Witters
Karlsruhes Philip Heise (Hintergrund) sah in der Schlussphase Gelb-Rot.
Karlsruhes Philip Heise (Hintergrund) sah in der Schlussphase Gelb-Rot. © Witters
Sonny Kittel meldete sich mit seinem ersten Assist in dieser Saison zurück.
Sonny Kittel meldete sich mit seinem ersten Assist in dieser Saison zurück. © Witters
Klaus Gjasula bekam erneut einen Schlag auf die gebrochene Nase ab.
Klaus Gjasula bekam erneut einen Schlag auf die gebrochene Nase ab. © imago / Carmele/tmc-fotografie.de
HSV-Spielmacher Jeremy Dudziak vergab die Riesenchance zum 2:0 beim KSC.
HSV-Spielmacher Jeremy Dudziak vergab die Riesenchance zum 2:0 beim KSC. © Witters
Nicht viel anders erging es Khaled Narey, der ebenfalls einer vergebenen Großchance beim KSC hinterhertrauert.
Nicht viel anders erging es Khaled Narey, der ebenfalls einer vergebenen Großchance beim KSC hinterhertrauert. © Witters
Bakery Jatta (M.) schoss das 1:0 für den HSV beim KSC.
Bakery Jatta (M.) schoss das 1:0 für den HSV beim KSC. © Witters
HSV-Trainer Daniel Thioune freut sich über den dritten Sieg in Folge und Platz zwei.
HSV-Trainer Daniel Thioune freut sich über den dritten Sieg in Folge und Platz zwei. © Witters
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HSV behält sich Wintertransfers vor

Mehr als ein paar Tage können aber weder Boldt noch die HSV-Profis verschnaufen. Während sich die Mannschaft bereits am 27. Dezember zum Corona-Test trifft und am Tag danach schon wieder trainieren muss, steht für den Sportvorstand ab dem 2. Januar die nächste Transferperiode bevor. Ob diese genauso ereignisreich werden wird wie vor einem Jahr, als der HSV mit Joel Pohjanpalo (von Leverkusen), Louis Schaub (aus Köln) und Jordan Beyer (von Gladbach) gleich drei Bundesligaspieler auf Leihbasis verpflichtete, konnte und wollte Boldt zwei Tage vor Weihnachten noch nicht beantworten.

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Die wirtschaftlichen Möglichkeiten seien begrenzt, aber trotz eines erschwerten Marktes in Corona-Zeiten würde man im Januar Augen und Ohren offen halten.

HSV: Einigung mit Ambrosius und Amaechi?

Bis dahin bereits verkündet sollte die Personalie Stephan Ambrosius sein, der noch vor Silvester einen Vertrag bis 2024 unterzeichnen will. Mit dessen Berater gebe es eine grundsätzliche Einigung, aber noch sei nichts unterschrieben. Gleiches gilt für Xavier Amaechi, den es auf Leihbasis zurück nach England ziehen soll. Am Dienstag hatte der 19-Jährige einen langen Gedankenaustausch mit seinem Berater, ein abschließendes Gespräch mit Boldt und Mutzel soll folgen.

Sei’s drum, das Weihnachtsfest darf jedenfalls kommen. Jonas Boldt fährt über die Feiertage nach Düsseldorf, um dort mit seinem Bruder und seinen Eltern zu feiern. Auf die kurze Nacht nach Karlsruhe soll nun vor allem eines folgen: eine stille Nacht.