Für zwei HSV-Profis ist das Jahr gelaufen. Top-Sprinterin bewirbt sich beim HSV. Ex-Hamburger setzen Zeichen gegen Rassismus.
Die HSV-News am Donnerstag, den 10. Dezember 2020:
- HSV-Torjäger Terodde mischt wieder mit
- Für van Drongelen und Mickel ist 2020 gelaufen
- Thioune mit einer letzten Spitze gegen Kittel
- Thioune vertraut auf Achse um Gjasula
- Thioune: "Wir können alle mit Druck umgehen"
- HSV-Gegner Darmstadt mit argen Sorgen
- Top-Sprinterin bewirbt sich als HSV-Coach
- Rassismus: Ex-HSV-Profi sendet Video
- Choupo-Moting ahmt Kaepernick nach
- HSV bleibt auch gegen Darmstadt Favorit
HSV-Torjäger Terodde mischt wieder mit
Nach einem Tag Pause ist Simon Terodde heute wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Der Topstürmer (neun Treffer) war am Mittwoch aus Gründen der Belastungssteuerung geschont worden. „Da war nicht grundsätzlich was im Argen“, beruhigte HSV-Trainer Daniel Thioune am Donnerstag.
Am Vortag hatte bereits Sturmkollege Bobby Wood nach muskulären Problemen wieder mit dem Team trainiert. Der US-Amerikaner ist damit für Sonnabend ebenso eine Option wie der zuletzt angeschlagene Außenverteidiger Jan Gyamerah.
Van Drongelen spielt 2020 "keine Rolle mehr"
Ebenfalls auf einem guten Weg zum Comeback ist Rick van Drongelen. Nach seinem Kreuzbandriss vermeldete der HSV am Donnerstag beim 21 Jahre alten Innenverteidiger "weitere Fortschritte" im Individual-Training.
Allerdings trat Daniel Thioune anschließend auf die Bremse. „Er wird in diesem Jahr keine Rolle mehr spielen", sagte der Trainer am Nachmittag in der Pressekonferenz über van Drongelen. Entgegen erster Hoffnungen werde der Niederländer dann wohl erst im nächsten Jahr wieder ins Teamtraining integriert.
Auch Torhüter Tom Mickel ist laut Thioune in diesem Jahr keine Option mehr für den Zweitliga-Kader. "Vor Weihnachten wird das nichts mehr, da werden wir mit der Verletzung auch bis ins neue Jahr gehen."
Thioune mit einer letzten Kittel-Spitze
Gesperrt für das Spiel in Darmstadt ist bekanntlich Sonny Kittel, der sich gegen Hannover innerhalb weniger Minuten eine Gelb-Rote Karte abgeholt hatte.
„Wir wissen alle, dass er nicht das beste Bild abgegeben hat“, sagte Thioune am Donnerstag über den viel kritisierten Kreativspieler. Am Mittwoch habe er mit Kittel ein Gespräch geführt, dessen Inhalte aber geheim bleiben sollten. „Ich kann das heute abschließen“, sagte Thioune nur. „Ich fand, das Gespräch hat gefruchtet. Jetzt müssen wir schauen, dass er sich im Training wieder anbietet.“
Eine letzte kleine Spitze konnte sich dann aber auch der Trainer selbst offenbar nicht verkneifen. „Mit elf Spielern und einem Sonny Kittel in Topform hätten wir sicher auch gewinnen können“, sagte er noch einmal rückblickend zur Niederlage gegen Hannover (0:1).
Grundsätzlich stellte Thioune klar: „Alle meine Spieler dürfen Fehler machen.“ Allerdings mit einer entschiedenen wie vielsagenden Einschränkung: „Meine Fehlertoleranz ist nicht so groß, dass ich mir jeden Schuh anziehe.“ Es sei nicht immer zwingend sein „Entscheidungsfehler“, wenn er einem Spieler das Vertrauen auf dem Platz schenke – und dieser dann eben Fehler begehe.
Thioune: "Jeder Trainer braucht ein Gerüst"
Zu seinen wiederholt wechselnden Aufstellungen sagte Thioune: „Jeder Trainer braucht ein Gerüst auf dem Platz. Aber so ein Gerüst muss sich auch über Leistung definieren. Alle sind willkommen, Leistung zu bringen.“
Die als Führungsspieler verpflichteten Sven Ulreich, Toni Leistner, Klaus Gjasula und Simon Terodde bezeichnete Thioune als „nicht die schlechtesten in der Liga“. Und: „Diese Achse kommt langsam in Flow.“
Thioune: "Wir können alle mit Druck umgehen"
Thioune will sich auch nach fünf Spielen ohne Sieg und zuletzt drei Niederlagen in Serie nicht beirren lassen. „Wir können alle mit Druck und Niederlagen umgehen“, sagte er in der Pressekonferenz.
„Ich habe großes Vertrauen in den Kader. Die Qualität im Training ist hoch. Was wir brauchen ist, dass wir im Spiel Konstanz über 90 Minuten reinbringen müssen“, so Thioune. „Wir müssen beharrlich bleiben. Ich glaube, dass fleißige Arbeit belohnt wird.“
Aktuell sei „niemand glücklich mit der Situation und den Resultaten. Uns allen täte es gut, wenn wir jetzt wieder Spiele gewinnen“, sagte Thioune. Er erwartet einen Gegner, dessen Trainer Markus Anfang „den spielerischen Ansatz sucht“ und der sich bisher unter Wert verkauft habe. „Darmstadt 98 hat oft einen hohen Aufwand betrieben, sich aber nicht entsprechend belohnt“, urteilte er über den Tabellen-14.
HSV-Gegner Darmstadt mit argen Sorgen
Darmstadt 98 plagen vor dem Spiel gegen den HSV (Sonnabend, 13 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) nicht nur Tabellensorgen, sondern auch immer mehr Ausfälle. Dies gab Trainer Markus Anfang auf der Pressekonferenz am Donnerstag bekannt. „Die Personaldecke ist recht dünn. Neben Victor Palsson und Mathias Wittek, der allerdings Fortschritte macht, fehlen uns Matthias Bader und höchstwahrscheinlich auch Nicolai Rapp und Fabian Schnellhardt, die beide noch kein Training absolvieren konnten“, sagte Anfang.
Man habe die Problematik schon die ganze Saison über und zudem „keinen richtig großen Kader“, haderte Anfang. Nachdem es für die 98-er in den vergangenen vier Punktspielen drei Niederlage gesetzt hat, droht am Wochenende der Absturz auf einen Abstiegsplatz.
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„Für uns wird es eine große Herausforderung, aber wir werden alles tun, um ein richtig gutes Spiel zu machen und uns nicht verstecken“, kündigte Anfang an. „Wir werden genauso auftreten, wie wir es in den vorherigen Spielen auch gemacht haben“, betonte der Ex-Profi.
HSV: Top-Sprinterin bewirbt sich als Athletikcoach
Leichtathletin Katharina Grompe hat ihre Karriere für beendet erklärt und sucht ihre berufliche Zukunft als Athletik-Trainerin in Hamburg. Die 27 Jahre alte Sprinterin, die sich für 2020 die Olympia- und die EM-Teilnahme vorgenommen hatte, wechselt vom LC Paderborn zum HSV. Einen erneuten Anlauf werde sie auf die wegen der Corona-Pandemie nach 2021 verschobenen Sporthöhepunkte aber nicht nehmen, sagte die seit 2015 wiederholt vom Verletzungspech eingeholte Athletin. „Alles in allem kam das für mich leider sehr ungelegen. Letztendlich war es eine Bauchentscheidung, meine Karriere zu beenden.“
„Es hat sich nicht mehr danach angefühlt, als wollte ich mein Leben noch ein weiteres Jahr dem Hochleistungssport widmen, viel Verzicht üben und über Grenzen und Schmerzgrenzen hinausgehen, mich quälen bis zum Umfallen“, sagte die gebürtige Dortmunderin mit Bestzeiten über 100 Meter von 11,43 (2014) und 200 Meter von 23,53 Sekunden (2013).
Dass sie sich dem HSV angeschlossen habe, liege an der Verbundenheit zur Leichtathletik. „Ich mache nach wie vor leidenschaftlich Sport und das schnelle Rennen liebe ich ja sowieso.“ Vorrangig arbeitet sie nun daran, sich in Hamburg als Athletik-Trainerin und Performance Coach selbstständig zu machen und dann mit Profi-Sportlern im Bereich Beschleunigung, Speed-Entwicklung und Stabilisationstraining zu arbeiten. Daher will sie auch bei den HSV-Fußballern „mal anklopfen“ und fragen, ob sie Interesse an einer Zusammenarbeit hätten.
Rassismus: Ex-HSV-Profi Mangala sendet Video
Rund um die Rassismus-Vorwürfe beim Champions-League-Spiel zwischen Paris St. Germain und Başakşehir hat sich der HSV, im Gegensatz zu den Nordrivalen Werder Bremen und FC St. Pauli, nicht zu Wort gemeldet. Dafür hat mit Orel Mangala nun ein ehemaliger HSV-Profi in diesem Zusammenhang eine umfassende Botschaft gesendet.
Reaktionen zum Rassismusvorfall in der Champions League
„Es war für mich schon immer schwer zu verstehen, dass es Rassismus in dieser Welt überhaupt gibt“, sagte der inzwischen zum VfB Stuttgart zurückgekehrte belgische Mittelfeldspieler am Donnerstag in einem Instagram-Video. „Warum sollte jemand wegen seiner Hautfarbe, seiner Nationalität oder seiner ethnischen Zugehörigkeit privilegiert sein? Das ergibt keinen Sinn“, sagte Mangala. „Wir müssen das stoppen.“ Es gehe nicht um Hautfarben, es gehe um Menschlichkeit.
Das Duell zwischen PSG und Istanbul war am Dienstag abgebrochen worden, nachdem der Vierte Offizielle den Istanbuler Co-Trainer Pierre Webo rassistisch beleidigt haben soll. Aus Protest hatten beide Mannschaften den Platz verlassen. Die Partie wurde am Mittwoch nachgeholt, Paris gewann 5:1. An beiden Tagen stand für Başakşehir unter anderem auch der frühere Hamburger Berkay Özcan auf dem Platz.
Özcan reagierte wiederum als einer der Ersten positiv auf das Video von Mangala, mit dem er in der vorvergangenen Saison gemeinsam beim HSV und zuvor beim VfB Stuttgart gespielt hatte.
Choupo-Moting ahmt Kaepernick nach
Neben Mangala hatte mit Eric Maxim Choupo-Moting bereits ein weiterer ehemaliger HSV-Profi ein starkes Zeichen gegen Rassismus gesetzt. Nach seinem Treffer zum 2:0 in der Champions League gegen Lokomotive Moskau ging der Stürmer des FC Bayern München am Mittwochabend wie einst US-Footballer Colin Kaepernick auf ein Knie, reckte seine rechte Faust in die Höhe und schloss kurz die Augen.
„Man muss ein Zeichen setzen, wir dürfen nicht aufhören, gegen Rassismus zu kämpfen – in keiner Weise“, betonte Choupo-Moting hinterher. „Der Kampf dagegen geht weiter. Man darf nicht wegsehen, muss aktiv sein und auch Stellung dazu nehmen“, sagte der gebürtige Hamburger und langjährige Nationalspieler Kameruns.
Der 31-Jährige hatte nach seinem Treffer zum Endstand den Kniefall von Kaepernick nachgeahmt, der 2016 in Diensten der San Francisco 49ers mit dieser Aktion gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert hatte. Die gleiche Geste hatten zuvor auch Choupo-Motings ehemalige Mitspieler von Paris Saint-Germain und die Profis von Basaksehir Istanbul gezeigt, bevor die Partie am Mittwochabend mit einem neuen Schiedsrichterteam fortgesetzt worden war.
Pressestimmen zum Rassismus-Eklat in der Champions League
Hansi Flick lobt Choupo-Moting
Beide Mannschaften hatten tags zuvor den Platz in Paris aus Protest verlassen, nachdem der Vierte Offizielle den Istanbuler Co-Trainer Pierre Webo mit dem in Deutschland als „N-Wort“ umschriebenen Begriff bezeichnet haben soll.
„Es ist nach wie vor traurig zu sehen, dass sowas immer noch passiert. Es war eine sehr gute Reaktion der beiden Mannschaften Paris und Basaksehir“, sagte Choupo-Moting, der in der vergangenen Saison noch für PSG spielte und sich seinen ehemaligen Kumpels um Superstar Neymar verbunden fühlt. „Respekt für beide Mannschaften. Ich denke, jeder in der Welt hat es gesehen.“
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Choupo-Motings Trainer sah es genauso. „Respekt, bei so einem Spiel ein solch tolles Zeichen zu setzen. Rassismus darf im Fußball und auch allgemein nicht vorkommen“, hatte Bayern-Coach Hansi Flick schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen Moskau gesagt und später die Reaktion Choupo-Motings gelobt: „Wir haben eine Vorbildfunktion. Den Spielern muss man Respekt zollen, das ist genau die richtige Geste.“
HSV bleibt auch gegen Darmstadt Favorit
Auch nach fünf Spielen in Folge ohne Sieg bleibt der HSV für die Buchmacher der große Favorit in der Zweiten Bundesliga. Für bwin etwa ist am kommenden Wochenende nur noch ein Heimsieg des 1. FC Nürnberg gegen Schlusslicht Würzburg (Quote 1.62) wahrscheinlicher als ein Auswärtssieg des HSV in Darmstadt. Für ein solches Szenario gibt es lediglich das 2.00-Fache des Wettweinsatzes zurück. Ein Sieg der „Lilien“ sowie ein Unentschieden stehen jeweils bei einer Quote von 3.50.