Ein mächtiges Zeichen, das Paris St. Germain und Başakşehir Istanbul da setzten. Zählt bei manchen Offiziellen nur die Hautfarbe?

Was ist am Dienstag im Pariser Prinzenparkstadion passiert? Auf diese einfache Frage gibt es keine einfache Antwort. Sie ist vielschichtig, sie ist komplex. Genau wie die Themen, um die es hier geht: Diskriminierung und Rassismus.

Als „negru“ hatte der Vierte Offizielle den Co-Trainer des türkischen Teams Başakşehir Istanbul bezeichnet – auf die Frage des Referees, wem genau er denn nun die Rote Karte zu zeigen habe. Das rumänische Wort „negru“ bezeichnet die Farbe schwarz, und natürlich ist niemand automatisch rassistisch, der mit diesem Wort die Hautfarbe eines Menschen beschreibt, aber die Sprache ist es sehr wohl. Und nur, weil etwas nicht rassistisch gemeint ist, heißt es nicht, dass der andere es nicht doch so empfindet.

Rassismus in der Champions League: Zählt nur die Hautfarbe?

Dem Vierten Offiziellen standen am Dienstag gleich mehrere Merkmale zur Verfügung, um seinem Chef die Person kenntlich zu machen, die auf die Tribüne geschickt werden sollte. Pierre Webó hat einen Namen, eine Funktion, ein Geschlecht. Und er hat eine Hautfarbe. Wenn die Wahl aber einzig auf das Merkmal der Hautfarbe fällt, muss die Frage nach dem Warum gestattet sein. Warum hat Sebastian Coltescu nicht gesagt: „Ich meine den da hinten“, warum hat er ihn stattdessen „negru“ genannt, den Schwarzen, er hätte auch sagen können: Der, der nicht aussieht wie wir?

Schwarze Spieler wie Demba Ba oder Kylian Mbappé versuchten es daraufhin, dem Schiedsrichtergespann zu erklären. Und am Tag darauf gab es viele, die sagten: Wäre es umgekehrt gewesen, hätte sich niemand erregt bei dem Satz: „Na, der Weiße da ist gemeint.“

Affenlaute in den Stadien betreffen nicht die Weißen

Wer so argumentiert und selbst noch nie in seinem Leben Marginalisierung erfahren hat, aufgrund seiner Herkunft oder Hautfarbe, macht es sich aber zu leicht. Hautfarbe matters, das ist eine Tatsache, nur bedeutet sie für die einen seit jeher Privilegien und für die anderen nicht. Wir Weißen sind es nicht, die dem alltäglichen Rassismus ausgesetzt sind, die sich Affenlaute anhören müssen in den Stadien.

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Deshalb war es ein wichtiges, ein mächtiges Signal, dass die Spieler von Paris SG und Başakşehir gemeinsam für einen Abbruch der Partie eintraten. Es war das erste Mal in der Geschichte der Champions League. Richtig so. Denn hier galt es, ein Zeichen zu setzen und ein Bewusstsein zu schaffen dafür, wo Rassismus beginnt. Nämlich oft im Kleinen, im Unbewussten.