Kiel/Hamburg. Auch im fünften Anlauf kein Sieg gegen Holstein. Heyer trifft erstmals, doch am Ende patzt Vagnoman. Lee äußert sich zu HSV-Interesse.
Ein Augenschmaus war es aus Hamburger Sicht die meiste Zeit eher nicht, und am Ende hielt die zähe Angelegenheit auch noch gehörig Frustpotential bereit: Durch ein Last-Minute-Gegentor hat es der HSV beim 1:1 (1:0) in einem umkämpften Nordderby bei Holstein Kiel verpasst, die Tabellenführung in der Zweiten Fußball-Bundesliga weiter auszubauen.
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Den Führungstreffer im aufgrund der Corona-Bestimmungen verwaisten Holstein-Stadion erzielte Moritz Heyer kurz vor dem Pausenpfiff (43.). Der erfolgreiche Kopfball nach artistischer Vorarbeit von Jeremy Dudziak im Anschluss an einen Eckball war das erste Pflichtspieltor des Innenverteidigers für den HSV. "Ich musste nicht mehr so viel machen, außer den Kopf hinzuhalten", sagte der Hamburger hinterher bei "Sky".
Vagnoman patzt beim Ausgleich
Und Heyers Geniestreich hätte um ein Haar noch eine zweite Premiere zur Folge gehabt: Denn in zuvor vier Anläufen in der Zweiten Liga war dem HSV noch kein Sieg gelungen. Doch auch der nächste Versuch blieb ohne dreifache Punkte-Krönung: In der Nachspielzeit machte der eingewechselte Joshua Mees mit seinem Ausgleichstreffer alle HSV-Hoffnungen zunichte.
Der eingewechselte Josha Vagnoman, der nach dem 2:2 gegen St. Pauli wie auch Aaron Hunt und Manuel Wintzheimer aus der Startaufstellung geflogen war, unterlief beim Gegentreffer einen hohen Ball. Mees bedankte sich und löffelte das Leder über Sven Ulreich hinweg ins HSV-Tor. "Ich weiß nicht, was er da machen will", äußerte "Sky"-Experte Torsten Mattuschka deutliche Kritik an Vagnoman.
Die Statistik
Leistner sieht keine Kieler Chancen
Das Spiel gegen Kiel war geprägt von Zweikämpfen, echte Chancen blieben auf beiden Seiten Mangelware. Dennoch sah Kiels Sportchef Uwe Stöver ein "Rauf-und-Runter-Spiel" mit Chancen für beide Teams.
"Kiel hat zwar eine gute zweite Halbzeit gespielt, aber klare Torchancen waren da auch nicht dabei", sagte Toni Leistner, den HSV-Trainer Daniel Thioune in die Startelf zurückbeordert hatte. Sein eigenes Team habe er als durchaus gefährlicher empfunden, analysierte Leistner – allerdings im Konkunktiv: "Wenn wir den ein oder anderen Pass noch zielstrebiger spielen."
Thioune: "Tut im Augenblick sehr weh"
Das sah auch sein Trainer so. "Das ein oder andere Mal haben wir die falsche Entscheidung gewählt", sagte Thioune. Das galt ganz sicher auch für Khaled Narey, der es unmittelbar vom dem Gegentreffer verpasst hatte, mit einem sauberen Querpass auf Hunt die große Chance auf die Entscheidung vorzubereiten. Statt des 2:0 fiel im Gegenzug das 1:1.
"Das tut im Augenblick sehr, sehr weh", gestand Thioune im Anschluss. "Mich ärgert, dass wir noch das 1:1 bekommen haben", sagte indes Torschütze Heyer, während Leistner den Blick schnell wieder nach vorne richten wollte: "So ein Punkt, auch wenn es jetzt ärgerlich ist, kann am Ende noch Gold wert sein."
Für den HSV geht es nach der Länderspielpause erst am Sonntag, den 22. November weiter. Dann ist im Volksparkstadion Aufstiegsaspriant VfL Bochum zu Gast (13.30 Uhr).
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Ungeschlagen in die Länderspielpause oder erste Niederlage nach fünf Siegen und einem Unentschieden? Für den HSV geht es im nächsten Nordderby in der Zweiten Fußball-Bundesliga am Montagabend bei Holstein Kiel nicht nur ums Prestige, sondern auch um wichtige Punkte im Aufstiegsrennen.
Bei einem Sieg könnte die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune die Verfolger weiter distanzieren. Auf den neuen Tabellenzweiten Osnabrück würde dies sechs Punkte Vorsprung bedeuten, auf den Dritten Fürth gar sieben. Der Abstand zum ersten Nichtaufstiegsplatz (Paderborn) würde im Erfolgsfall bereits auf satte acht Punkte anwachsen.
HSV hat Holstein Kiel im Nacken
Andererseits hätte Kiel, mit je zwei Siegen und zwei Remis in der noch jungen Zweitligabilanz so etwas wie der Angstgegner des HSV, wiederum die Möglichkeit auf Rang zwei zu springen – mit dann nur noch zwei Zählern Rückstand auf den Nordrivalen.
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Gespannt sein durften die Fans auf die Taktik, die Thioune seinem Team nach dem empfindlichen 2:2 im Stadtderby gegen St. Pauli verordnet. Das Unentschieden bedeutete am vorvergangenen Freitag die ersten Punktverluste für den HSV überhaupt in dieser Saison. "Wir wollen alle ein bisschen überraschen", sagte der Trainer kurz vor Anstoß bei "Sky".
HSV startet mit Leistner, Dudziak und Kittel
Entsprechend nahm Thioune am Montag auch gleich drei Änderungen in der Startelf vor. Gegen Kiel rotierten Josha Vagnoman, Aaron Hunt und Manuel Wintzheimer raus.
Für das Trio rückten Toni Leistner (Innenverteidigung), Jeremy Dudziak und Sonny Kittel (jeweils Mittelfeld) neu ins ganz in Grau gekleidete Team.
Thioune begründet Leistner-Nominierung
"Wir wollten wieder mehr Tempo auf den Platz bekommen, um Kiel hinten vor Probleme zu stellen. Das sollte uns mit Dudziak und Kittel gelingen", sagte Thioune. Und über Leistner: "Er darf in unserer jungen Abwehr anleiten, genießt unser Vertrauen und ist als Typ stabil genug, auch wenn es in der Vergangenheit nicht immer optimal lief für ihn."
So oder so: "Beim HSV gibt es im Endeffekt nur elf gute Spieler, die auf dem Platz stehen", sagte Kiels Trainer Ole Werner kurz vor dem Anpfiff bei "Sky".
HSV-Kader ohne Jatta und Amaechi
Verzichten muss der HSV in Kiel auf die Dienste von Bakery Jatta. Der Gambier hat es nach überstandenen Adduktorenbeschwerden noch nicht wieder in den Kader geschafft. Ebenfalls nicht im Aufgebot stehen Xavier Amaechi und Jonas David.
HSV-Transfer: Lee fühlt sich geehrt
Nicht ausgeschlossen, dass es Jatta in Zukunft noch schwerer haben könnte, einen Platz in der Offensive des HSV zu ergattern. Dann nämlich, wenn Jae-sung Lee doch noch den Weg in den Volkspark finden würde.
"Klar habe ich das mitbekommen", sagte Kiels umworbener Südkoreaner in einem "Sky"-Einspieler vor der Partie über das Interesse des HSV an seiner Person. "Es ist schön, wenn sich ein so großer Verein für mich interessiert." Momentan sei ihm allerdings nur wichtig, gute Leistungen für Kiel zu abzuliefern.
"Er ist sicherlich ein sehr, sehr guter und interessanter Spieler", sagte wiederum HSV-Präsident Marcell Jansen bei "Sky". Ein "Thema" sei Lee derzeit aber nicht. "Er ist ein Spieler, den man nicht komplett aus dem Spiel nehmen kann", sagte Thioune über den WM-Teilnehmer von 2018. Einen "Kettenhund" habe er für Lee jedoch nicht vorgesehen.
Ole Werner über das Spiel gegen den HSV: