Hamburg/München. Der Bayern-Torhüter soll am Wochenende einen langfristigen Vertrag unterschreiben. Wie Trainer Daniel Thioune mit ihm plant.

Als "Sport1" Mitte der Woche meldete, der HSV bemühe sich um Bayern-Torwart Sven Ulreich, lieferte das Nachrichtenportal das Dementi gleich mit: Der Vertreter von Manuel Neuer sei mit seinem Jahresgehalt von etwa 3,5 Millionen Euro viel zu teuer.

Doch inzwischen haben sich die Voraussetzungen offenbar grundlegend geändert: Ulreich (32) soll am Sonnabend, zwei Tage vor Ablauf der Wechselfrist, seinen Medizincheck in Hamburg absolvieren und dann einen Dreijahresvertrag beim HSV unterschreiben. "Wir sind dabei, ihn zu verpflichten", sagte Trainer Daniel Thioune in der Pressekonferenz am Freitag und bestätigte damit einen "Transfermarkt"-Bericht.

HSV-Trainer Thioune über den Ulreich-Coup und das Aue-Spiel

weitere Videos

    Bayern-Torwart Ulreich zum HSV – Ablöse oder Abfindung?

    Ulreich war in der Hierarchie der Münchner Torhüter von Neuzugang Alexander Nübel auf Platz drei verdrängt worden, darauf soll vor allem Sportdirektor Hasan Salihamidzic gedrängt haben.

    Unklar sind noch die finanziellen Modalitäten des Transfers. Laut "Bild"-Zeitung würde der FC Bayern eine Ablöse von knapp zwei Millionen Euro erhalten – das wäre rund das Vierfache dessen, was der HSV von Olympique Lyon für Vorgänger Julian Pollersbeck bekommen hat.

    Anderen Quellen zufolge zahlen die Münchner hingegen eine Art Abfindung und übernehmen für den Rest der Vertragslaufzeit bis Juni 2021 einen Großteil von Ulreichs Gehalt – laut "Sport1" mehr als 80 Prozent. Der HSV müsste demnach für die laufende Saison nur rund eine Million Euro an Gehalts- und möglichen Bonuszahlungen lockermachen.

    Ulreich soll Druck auf Heuer Fernandes aufbauen

    Ulreich war 2015 vom VfB Stuttgart, bei dem er Stammtorhüter war, zu den Bayern gewechselt. Seither kam er beim Rekordmeister in 70 Pflichtspielen zum Einsatz – und gewann fast so viele Titel wie der HSV in seiner gesamten Geschichte: fünfmal die Meisterschaft, dreimal den DFB-Pokal, je einmal die Champions League und den UEFA-Supercup sowie dreimal den deutschen Supercup.

    In Hamburg würde er den Druck auf Hamburgs bisherige Nummer eins Daniel Heuer Fernandes deutlich erhöhen. Ulreich selbst hat gerade in einem Interview mit dem "Kicker" klargestellt, sein Anspruch sei es, "als Nummer eins voll zu spielen".

    Thioune: "Rennen um Nummer eins wieder offen"

    Das ist ganz nach Thiounes Geschmack. Der Trainer verkündete am Freitag: "Das Rennen um die Nummer eins im Tor ist nächste Woche wieder offen." Tatsächlich dürfte die Entscheidung für Ulreich schon gefallen sein, das legte Thiounes Vergleich mit der Situation im Sturm nahe: "Lukas Hinterseer erging es mit der Verpflichtung von Simon Terodde nicht anders."

    Er erwarte von Heuer Fernandes, dass er sich dem Konkurrenzkampf stelle. Thioune: "Daniel ist sehr ambitioniert, er hat immer um seine Rolle gekämpft und sich letztlich durchgesetzt." Beim Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten Erzgebirge Aue am Sonntag (13.30 Uhr/Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) werde Heuer Fernandes im Tor stehen "und mit aller Macht zeigen wollen, wie gut er ist".