Hamburg. Am ersten Arbeitstag führte der neue Trainer zahlreiche Gespräche. Vor allem der Kader bleibt trotz eines Neuzugangs eine Baustelle.

Am Montagmorgen bezog Daniel Thioune sein neues Büro. Im Erdgeschoss des Volksparkstadions befindet sich die neue berufliche Heimat des neuen HSV-Trainers. Drei Wochen nach seiner offiziellen Vorstellung in Hamburg startete Thioune nach seinem Urlaub am Montag in seine Mission. Zeit, sein neues Büro einzurichten, blieb dem 46-Jährigen allerdings noch nicht.

Gleich an seinem ersten richtigen Arbeitstag saß der Chefcoach mit seinem Trainerteam um Merlin Polzin und Hannes Drews sowie der sportlichen Leitung um Jonas Boldt und Michael Mutzel zusammen, um die Planungen für die kommenden Wochen bis zum Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal (11. bis 14. September) bei Dynamo Dresden voranzutreiben.

HSV holt Reporter von Sport1

Thioune wird in den kommenden Tagen noch einige Gespräche führen, insbesondere mit den verschiedenen Abteilungen des Clubs. Er wird sich mit der medizinischen Abteilung zusammensetzen, mit dem Scouting, den Nachwuchstrainern und natürlich auch mit der eigenen Medienabteilung, die am Montag mit dem früheren Sport1-Reporter Rasmus Godau als neuem stellvertretenden Pressesprecher verstärkt wurde.

Die wichtigste Aufgabe für Thioune, Sportvorstand Boldt und Sportdirektor Mutzel ist in den kommenden Tagen aber die Kaderplanung. Eine Woche vor dem Trainingsauftakt im Volkspark brüten die Verantwortlichen noch über einem großen Puzzle. Zehn Abgängen stehen bislang erst zwei Neuzugänge (Klaus Gjasula, Amadou Onana) gegenüber.

HSV setzt Transfer-Schwerpunkt auf Defensive

Als Schwerpunkt für weitere Transfers hat die sportliche Führung zunächst die Innenverteidigung und den Angriff ausgemacht. Insbesondere im Abwehrzentrum besteht Bedarf. Mit Gideon Jung sowie den Nachwuchsprofis Jonas David und Stephan Ambrosius stehen derzeit nur drei Spieler für diese Position zur Verfügung, wobei sich Jung nach seiner Muskelverletzung im letzten Saisonspiel gegen Sandhausen noch ebenso in der letzten Rehaphase befindet wie Jan Gyamerah, der ebenfalls in der Innenverteidigung helfen könnte.

David Bates (23) kehrt zwar vom englischen Zweitligisten Sheffield Wednesday zurück und wird zunächst auch mittrainieren, soll aber möglichst noch im Laufe der Transferperiode abgegeben werden. Und Rick van Drongelen kehrt nach seinem Kreuzbandriss am letzten Spieltag erst im kommenden Jahr zurück.

Am 9. August wird der HSV unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Volkspark gegen den Drittligisten Hansa Rostock sein erstes Testspiel der Vorbereitung bestreiten. Im Optimalfall hat der Club bis dahin mindestens einen Innenverteidiger gefunden. Aber auch im Sturm sucht der HSV noch einen Neuzugang, der ein Fixpunkt der neuen Achse werden soll. Doch auf dem Transfermarkt gibt es bislang noch wenig Bewegung, und es ist auch nicht davon auszugehen, dass sich dieser Zustand so schnell ändert.

HSV könnte Talent Suhonen hochziehen

Der Verzug in der Kaderplanung ist gleichzeitig die große Chance für die jungen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, die schon seit Wochen in der U 21 trainieren. Thioune wird in Abstimmung mit dem bisherigen Regionalligatrainer Drews das eine oder andere Talent in der Vorbereitung bei den Profis vorspielen lassen.

Die größte Chance, sich in den Testspielen nachhaltig für den Profikader zu empfehlen, wird dem Finnen Anssi Suhonen (19) eingeräumt. Er wird mit Sicherheit auch im Trainingslager dabei sein, das Ende August in Österreich stattfinden soll. Dann ist auch der Brasilianer Ewerton mit dabei, dem vor einer Woche ein gutartiger Tumor im Oberschenkel operativ entfernt wurde.

HSV verpflichtet Torhüter von Union Berlin

Ein Thema zwischen Thioune, Boldt und Mutzel wird in dieser Woche auch die Torhüterfrage sein. Daniel Heuer Fernandes hatte im Abendblatt seine Ansprüche untermauert, wieder auf die Position der Nummer eins zurückkehren zu wollen. Julian Pollersbeck könnte dem HSV als Verkaufskandidat finanziellen Spielraum eröffnen, sollte sich ein Club finden. Der VfB Stuttgart wird das jedoch nicht sein. Die Schwaben haben am Montag den bisher aus Hoffenheim ausgeliehenen Gregor Kobel fest verpflichtet.

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Union Berlin gilt dagegen weiterhin als Kandidat. Von den Köpenickern nimmt der HSV selbst einen Torhüter unter Vertrag. Der 18 Jahre junge Leo Oppermann, der vor einem Jahr beim Berliner Bundesligisten seinen ersten Profivertrag unterschrieben hatte, wechselt nach Hamburg. Der 1,91 Meter große Torwart soll aber zunächst in der U 21 spielen.

Auf dem Fahrrad wird Leo Oppermann die Strecke Berlin-Hamburg wohl eher nicht zurücklegen.
Auf dem Fahrrad wird Leo Oppermann die Strecke Berlin-Hamburg wohl eher nicht zurücklegen. © Imago/Bernd König

Es sind viele Gespräche und Entscheidungen, die in den kommenden Tagen auf Daniel Thioune zukommen. Ende der Woche wird es dann allmählich ernst. Am Sonntag stehen die ersten Corona-Tests an. Tags darauf geht es mit den Leistungstests weiter, ehe die Mannschaft am Mittwoch das erste Mal auf den Platz geht. Bis dahin dürfte Thioune auch sein Büro eingerichtet haben.