Hamburg. Mit Drews als zweitem Co-Trainer will Thioune die Profis mit dem Nachwuchs stärker verzahnen. Wie das aussehen könnte.

Am Donnerstag war für Hannes Drews Alltag angesagt. Auf dem Trainingsgelände in Norderstedt bereitete sich der 38-Jährige mit der U 21 des HSV auf die kommende Regionalligasaison vor. Wenn die Spielzeit im Herbst beginnt, wird die Mannschaft allerdings von einem neuen Trainer betreut. Seit Donnerstag steht fest, dass Drews am 3. August mit den Profis in die Vorbereitung einsteigt. Der neue Chefcoach Daniel Thioune hat Drews zu seinem zweiten Co-Trainer befördert. Damit ist das neue Trainertrio komplett. Zuvor hatte Thioune aus Osnabrück seinen Assistenten Merlin Polzin (29) mitgebracht.

Mit Drews bekommt Thioune einen weiteren Vertrauten an seine Seite gestellt. Die beiden kennen sich, seit sie 2016 zusammen in einem Jahrgang die Fußballlehrerlizenz des Deutschen Fußball-Bundes erworben hatten – gemeinsam mit Trainern wie Julian Nagelsmann (RB Leipzig), Domenico Tedesco (Spartak Moskau), Pellegrino Matarazzo (VfB Stuttgart) oder Kenan Kocak (Hannover 96).

Drews war daher auch der einzige Nachwuchstrainer des HSV, mit dem Thioune über eine Beförderung sprach. „Hannes und ich stehen seit unserem gemeinsamen Lehrgang im regelmäßigen Austausch. Ich schätze seine Expertise sehr. Wir haben nach und nach ein Vertrauensverhältnis aufgebaut“, sagte Thioune.

Mehr HSV-Talente zu den Profis dank Drews

Verbunden mit dieser Entscheidung ist eine neue Ausrichtung im Zusammenspiel zwischen den Profis und der Zweiten Mannschaft. So soll Drews auf Wunsch von Thioune als eine Art Übergangstrainer zwischen der Bundesliga- und der Regionalligatruppe fungieren.

Der HSV will die Durchlässigkeit für die jungen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf diesem Wege verbessern. Das gilt insbesondere für Talente wie Anssi Suhonen (19), Faride Alidou (19) oder Travian Sousa (18), die in der vergangenen Saison bereits bei der zweiten Mannschaft zum Einsatz kamen und nun noch enger an die Profis heranrücken.

Dieser Plan könnte für Drews allerdings zur Folge haben, dass er an Spieltagen nicht auf der Bank oder wie zuletzt Tobias Schweinsteiger mit dem Headset auf der Tribüne sitzt, sondern mit den Spielern trainiert, die nicht im Kader stehen.

Der Grund für Schweinsteigers Aus beim HSV

Das ist auch ein Grund, warum sich sowohl Schweinsteiger als auch Dirk Bremser – die Assistenten des bisherigen Cheftrainers Dieter Hecking – mit der Rolle des zweiten Co-Trainers nicht anfreunden wollten. Beide hatten sich persönlich mit Thioune über die Zukunft ausgetauscht. Eine gemeinsame Ebene fanden offenbar beide nicht mit ihm.

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Weil Dieter Hecking kurz vor einem Wechsel als Sportvorstand zum 1. FC Nürnberg steht, wird sich Bremser nach 20 Jahren gemeinsamer Arbeit neu orientieren müssen. Schweinsteiger, der in der kommenden Saison seinen Fußballlehrerschein macht, könnte beim FC Bayern München II Nachfolger von Sebastian Hoeneß (wechselt wohl zu 1899 Hoffenheim) werden.

„Daniel Thioune und ich hatten mehrere gute Einzelgespräche mit Dirk und Tobias. In denen sind wir zur Erkenntnis gekommen, bei der Besetzung des zweiten Co-Trainerpostens den Weg zu gehen, der eine noch engere Verzahnung mit unserer Nachwuchsabteilung verspricht“, sagte Sportvorstand Jonas Boldt.

Dieses Bild gehört der Vergangenheit an: die Co-Trainer Tobias Schweinsteiger (v.l.) und Dirk Bremser neben einem bedienten Dieter Hecking.
Dieses Bild gehört der Vergangenheit an: die Co-Trainer Tobias Schweinsteiger (v.l.) und Dirk Bremser neben einem bedienten Dieter Hecking. © imago / Oliver Ruhnke

Drews’ HSV-Vertrag wird verlängert

Thioune hatte in Osnabrück eine ähnliche Rollenverteilung im Trainerteam vorgenommen. Dort gab es zwar keine zweite Mannschaft, der zweite Co-Trainer Tim Danneberg kümmerte sich aber vor allem auch um die jungen Spieler. Diese Aufgabe soll beim HSV nun Drews übernehmen. „Wir beide sind uns einig über die Interpretation der Rolle des zweiten Co-Trainers und der damit verbundenen Aufgaben. Er kennt zudem den Verein und kann sofort als Bindeglied zwischen Profikader und Nachwuchsabteilung wirken“, sagte Thioune.

Schon in der Zeit unter Bruno Labbadia und Markus Gisdol hatte der HSV mit Bernhard Trares sowie Frank Kaspari jeweils einen Co-Trainer, der offiziell als Übergangstrainer arbeiten sollte. In der Praxis gab es dann aber nur einen geringen Austausch. Auch im vergangenen Jahr kümmerten sich Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel als Verantwortliche für den Nachwuchs nur sporadisch um die individuelle Betreuung der Talente. Diese soll mit Drews nun intensiviert werden.

„Es freut mich sehr, dass ich unserem Nachwuchs verbunden bleiben und mit Spielern und Verantwortlichen weiter eng zusammenarbeiten werde“, sagte Drews, dessen 2021 auslaufender Vertrag nach Abendblatt-Informationen an die Laufzeiten derer von Thioune und Polzin (bis 2022) angepasst wird.

Wer Drews in der U21 beerben könnte

Aus dem Trainerteam der vergangenen Saison bleiben Torwarttrainer Kai Rabe, Athletiktrainer Daniel Müssig, Rehacoach Sebastian Capel sowie die beiden Videoanalysten Alexander Hahn und Sören Meier auch in der kommenden Spielzeit dabei.

Einen neuen Trainer finden muss Boldt jetzt für die U 21, die auch in der kommenden Saison in der Vierten Liga spielt. Auch hier könnte eine interne Lösung gefunden werden. Potenzielle Kandidaten wären HSV-III-Trainer Christian Rahn (41), der Ende dieses Monats seine Fußballlehrerlizenz erhält, oder auch U-17-Coach Pit Reimers (36), der den Lehrgang im vergangenen Sommer abgeschlossen hatte. Die Beförderung von Drews könnte also nicht die letzte gewesen sein.