Stuttgart/Hamburg. Was war los mit dem HSV nach der 2:0-Führung? Ex-Spieler Aogo hält Hamburgs Einbruch für “fragwürdig“. Stuttgart findet Erklärungen.
Es ist ein großes Hamburger Thema nach dem verschenkten Sieg beim Zweitliga-Gipfel in Stuttgart (2:3): Hatten sich die HSV-Profis durch das 2:0 mit dem Halbzeitpfiff schon zu sicher gefühlt?
"Ganz klar nein", urteilte Trainer Dieter Hecking. "Es war ja logisch, dass der VfB Stuttgart nicht so weiterspielen würde."
Durch den Standardtreffer in der 47. Minute seien die Schwaben eben schnell zurückgekommen. "Wir haben in der Phase die Spielkontrolle verloren."
Badstuber legt Finger in die HSV-Wunde
Stuttgarts Holger Badstuber fand eine etwas anders gelagerte Erklärung. Sein Team sei mit einer "Alles-oder-Nichts-Mentalität" volles Risiko gegangen, sagte der erfahrene Verteidiger.
"Uns ist es geglückt, aber auch nur aufgrund dessen, dass der HSV einfach passiver und sich vielleicht schon zu sicher war."
VfB-Trainer änderte die Taktik erfolgreich
VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo sprach von einem taktischen Kniff zur Pause, die den HSV offensichtlich ebenfalls vor Probleme gestellt hatte.
Durch die Umstellung der Spitzen gelang es, mehr Druck auf die ballführenden HSV-Spieler auszuüben. Vor allem Torschütze und Vorbereiter Nicolás González wirbelte fortan über links.
"Der taktische Griff vom Trainer hat gut funktioniert", sagte Matchwinner Gonzalo Castro nach einer "lauten" Kabinenansprache.
Matarazzo: "Wir haben daran geglaubt"
"In der Halbzeitpause haben wir versucht, das Gefühl zu vermitteln, es gibt nichts mehr zu verlieren", erzählte Matarazzo.
"Natürlich hat uns geholfen, dass wir den Anschlusstreffer ganz kurz nach der Halbzeit geschossen haben, dass wir daran geglaubt haben. Es war eine gute zweite Halbzeit."
Ex-Spieler Aogo: HSV-Einbruch "fragwürdig"
Beim HSV indes lief es exakt andersherum, befand auch Dennis Aogo. "Der HSV hat heute zwei Gesichter gezeigt", analysierte der Sky-Experte.
"Sie haben eine super starke erste Hälfte gehabt. Und dann so einzubrechen, ist schon ein bisschen fragwürdig", so der ehemalige Hamburger und Stuttgarter Außenverteidiger.
"Das hätte ich nicht für möglich gehalten, weil ich sie von ihrer Spielanlage her schon als sehr reif gesehen habe", sagte Aogo über seinen Ex-Club.
Hecking: Haben geglaubt, dass es eng wird
Hecking indes ließ durchblicken, dass sich seine Mannschaft bereits durch den ersten Stuttgarter Treffer möglicherweise bereits aus dem Konzept bringen ließ.
"Ich glaube, wir haben mit dem frühen Anschlusstor gedacht, dass es jetzt noch einmal eng wird", führte er als potenzielle Erklärung zum Leistungsabfall nach der Pause an.
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"Die zwei Gegentore waren schnell hintereinander. Da muss man sich auch erst einmal wieder sammeln." Beim entscheidenden Nackenschlag habe schließlich die Cleverness gefehlt.
Droht dem HSV jetzt das Darmstadt-Szenario?
Und nun? Wird der Aufstieg analog zur Vorsaison in der Folge der 2:3-Niederlage nach 2:0-Führung gegen Darmstadt auch in diesem Jahr verspielt?
"Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann“, sagte Hecking. "Wenn die sechs Spiele gespielt sind und wir haben den Aufstieg verspielt, dann ist die Frage berechtigt."
Er müsse nun erst einmal selbst das Geschehen verarbeiten, dann aber schnell wieder nach vorne schauen und seiner Mannschaft "den Halt geben, den sie braucht".
Castro: Gehen gestärkter raus als der HSV
Hinfallen ist keine Schande, nur liegen bleiben. Sagt der Volksmund, und sagt auch Trainer-Routinier Hecking: "Wir können jetzt nicht liegen bleiben, sondern müssen uns wieder aufrappeln."
Und am besten Stuttgarts Castro wenig Gehör schenken, der nach dem Last-Minute-Sieg prophezeite: "Wir gehen auf jeden Fall gestärkter heraus für die nächsten Spiele als Hamburg."