Hamburg. Die Effizienz ließ zuletzt zu wünschen übrig. Doch für den Trainer kommt es im Topspiel beim VfB Stuttgart auf etwas anderes an.
Als Dieter Hecking am Montagabend um die Alster joggte und all die Menschen sah, wie sie auf den Wiesen lagen oder sich an den Cafés tummelten, da sei ihm diese Frage gekommen: "Und ich?" Vielleicht würde sich der HSV-Trainer ja auch gern mal wieder unters Volk mischen, aber die neue Lockerheit ist den privilegierten Profifußballern in Corona-Zeiten nun einmal nicht vergönnt. Abstand wahren, abschotten – das gilt für den HSV nach wie vor, und Hecking hat den Eindruck, dass der Verein damit bislang hervorragend zurechtkommt.
Überhaupt hat die Mannschaft die Zwangspause besser überstanden als so mancher Konkurrent, vor allem als der kommende Gegner VfB Stuttgart, den der HSV vor dem Topspiel der 2. Bundesliga am Donnerstag (20.30 Uhr/Sky) auf den Aufstiegsrelegationsplatz verdrängt hat. Die Schwaben haben ihre beiden Spiele nach dem Neustart in Wiesbaden und Kiel überraschend verloren, während die Hamburger bei ihren beiden Unentschieden in Fürth und gegen Tabellenführer Bielefeld dem Sieg deutlich näher waren als der Gegner.
"Wir haben in der Corona-Zeit offenbar gut gearbeitet und die richtigen Inhalte gewählt", sagte Hecking am Dienstag in der Video-Pressekonferenz. Auch physisch sei die Mannschaft auf der Höhe. Jetzt müssen sich die guten Statistiken nur noch auf der Toranzeigetafel niederschlagen.
Hecking: Toreschießen? Kein Problem!
Beim 0:0 am Sonntag gegen Bielefeld ließ der HSV auch beste Gelegenheiten dazu ungenutzt. Hecking kann darin aber kein grundsätzliches Problem erkennen: Wichtig sei, sich gegen einen guten Gegner überhaupt solche Chancen herauszuspielen, darauf werde es auch in Stuttgart ankommen und überhaupt: "Wir haben 50 Tore erzielt, das Toreschießen ist kein generelles Problem."
Richtig ist: Nur Bielefeld (51) hat in dieser Saison öfter getroffen. Richtig ist aber auch: Die Arminia brauchte dafür nur 200 Torschüsse und ist mit einer Quote von 25,5 Prozent auch die effizienteste Mannschaft der Liga. Der HSV hat dagegen häufiger aufs Tor geschossen als jede andere Mannschaft (305-mal), war dabei aber nur in 16,4 Prozent der Fälle erfolgreich – Platz elf der Chancenverwertungstabelle. Der taumelnde VfB, von dem auch nichts anderes als der Aufstieg erwartet wird, steht etwas besser da (248 Torschüsse, 44 Treffer, 27,7 Prozent).
Würde Hecking dies nicht als Schwachpunkt erkennen, hätte er am Montagmittag wohl kaum Torabschlüsse trainieren lassen. Seine offensiven Mittelfeldleute Sonny Kittel und Aaron Hunt fehlten – der eine, weil die vergangenen Tage mit der Geburt seiner Tochter aufregend genug waren, der andere, um seinen anfälligen Körper zu schonen.
Pollersbeck, Jung und Gyamerah vor Rückkehr
In Stuttgart am Donnerstag wird Hecking beide einsetzen können. Beim nächsten Heimspiel am Sonntag (13.30 Uhr) gegen Wehen Wiesbaden dürften dann auch Torwart Julian Pollersbeck und die Verteidiger Jan Gyamerah und Gideon Jung nach ihren Verletzungen in den Kader zurückkehren. Einzig Innenverteidiger Ewerton (Innenband) muss sich noch in Geduld üben.
Hecking ist froh über seine Auswahl, "weil man nicht wissen kann, was aufgrund von Corona noch passiert". Was ist, wenn ein Spieler plötzlich in Quarantäne muss? Es muss ja nicht gleich ein positiver Test sein. Es reicht schon, wenn er sich in einem schwachen Moment an der Alster den Leuten zu nahe kommt.
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden
"Es ist nicht einfach, gewisse Dinge zu akzeptieren, wie mit Maske im Bus zu sitzen, das erschließt sich mir nicht", sagt Hecking, "aber wir haben auch im Privatleben allerhöchste Disziplin zu wahren. Wir versuchen die Mannschaft da an der Leine zu halten. Und die Jungs machen das überragend."