Trainer und die HSV-Profis analysieren die neuen Trainingsformen. Vagnoman ist zurück. HSV führt solidarischen Spieltag ein.
Die HSV-News am Montag, den 6. April 2020:
- Grüppchentraining am Volkspark angelaufen
- Hecking analysiert die neue Trainingsform
- Van Drongelen vermisst die Zweikämpfe
- Doppelt besonderes Training für Vagnoman
- Boldt mahnt Ende der Personaldiskussionen an
- HSV startet Spendenaktion über digitalen Spieltag
HSV-Gruppentraining gestartet
Das war ein ganz besonderer Auftakt in eine Trainingswoche: Am Montag hat der HSV nach 25-tägiger Corona-Zwangspause erstmals wieder zumindest in kleineren Gruppen trainiert.
Als erste begannen um kurz vor 10 Uhr Jeremy Dudziak und Ewerton unter Anleitung von Athletiktrainer Daniel Müssig mit ihren individuellen Übungen am hermetisch abgeriegelten Volksparkstadion.
Der HSV hatte das Training dank einer behördlichen Sondergenehmigung wiederaufnehmen dürfen. Ab sofort wird in kleinen Schichten in drei Gruppen zu je sieben Profis trainiert. Untereinander dürfen sich diese Teams keinesfalls begegnen.
Im Training sind nun sogar Zweikämpfe verboten, denn auch dann gilt der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern. Jede Kleingruppe erhält einen Physio, einen Trainer sowie eine eigene Kabine.
Hecking: Schwierig, Auflagen zu 100 Prozent einzuhalten
Die Trainer und Spieler des HSV haben durchweg positiv auf die Rückkehr ins provisorische Mannschaftstraining reagiert.
"Es war wie eine kleine Befreiung, mal wieder mit dem Ball am Fuß arbeiten zu können“, sagte HSV-Trainer Dieter Hecking stellvertretend. In den nach Positionen unterteilten Trainingsgruppen könne an Passspiel, Technik oder auch gewissen Abläufen gearbeitet werden.
Gleichwohl sei dies alles "weit weg von normalem Mannschaftstraining", sagte Hecking. Schließlich fehlten Spielformen wie Elf gegen Elf und die direkten Duelle. "Wenn wir das erste Mal wieder richtig loslegen können, wird das dann fast wie ein Basketballspiel werden“, scherzte Hecking, "weil dann keiner mehr in den Zweikampf geht."
Die "enorm vielen Auflagen“ würden den Trainingsbetrieb doch erschweren, gestand Hecking. "Wir versuchen, uns so gut wie möglich an alles zu halten, damit wir diese Sondergenehmigung nicht mit Füßen treten. Aber hundert Prozent werden wir glaube ich nicht schaffen.“
Den Abstand einzuhalten, sei fürs Erste schon einmal gut gelungen. Für die drei Gruppen hat der HSV jeweils eigene Krafträume und Kabinen eingerichtet. In letzteren sollen sich die Spieler auch nur kurz aufhalten. Außerdem sollen die Profis ihre Wäsche selbst zu Hause waschen.
Hecking: "Spieler lagen nicht auf der faulen Haut"
Mit einer Unterbrechung wie die Sommerpause wolle er die vergangenen drei Wochen nicht vergleichen, sagte Hecking. "Die Spieler haben voll durchgezogen und nicht auf der faulen Haut gelegen."
Der Umfang der gelaufenen Meter sei so hoch gewesen wie im normalen Trainingsbetrieb. Nun müsse er sich noch die Auswertung der über Apps und GPS erhobenen Daten anschauen.
"Die Spieler haben verstanden, dass es eine außergewöhnliche Situation ist und sie alles dafür tun müssen, um für den Wiederstart gewappnet zu sein.“ Eine große Schwierigkeit bleibe aber, so Hecking: "Man weiß noch nicht, zu welchem Zeitpunkt man wieder arbeitet.“
Hecking freut sich über die Platzverhältnisse
Einen positiven Aspekt konnte Hecking der Zwangspause dann aber auch noch abgewinnen: “Wenn es was gebracht hat, dass Corona uns ausgebremst hat: Die Plätze waren top, denen hat die Pause gutgetan."
Van Drongelen vermisst schon die Zweikämpfe
Auch Rick van Drongelen freute sich über das Comeback im Volkspark. “Es war langweilig ohne Ball“, sagte der Niederländer. "Heute war es schön, wieder mit ein paar Jungens den Ball laufen zu lassen und zusammen Spaß zu haben."
In den vergangenen Wochen sei er auch mal gemeinsam mit Landsmann und Innenverteidiger-Konkurrent Timo Letschert gelaufen. "Es war jeden Tag etwas zu tun, das war auch gut so", sagte van Drongelen.
Neben Übungen im Kraftraum und für das Fahrrad habe es auch welche mit dem Ball gegeben. "Aber natürlich macht es mehr Spaß, das auf dem Platz zu machen“, sagte der 21-Jährige.
Nur ein Umstand missfällt van Drongelen auch an den neuen Trainingsbedingungen: "Auf dem Platz ohne Zweikämpfe, das vermisse ich auch schon.“
Vagnoman trainiert wieder ohne Schmerzen
Für Josha Vagnoman war der Trainingstag ein doppelt besonderer. Denn für den rechten Außenverteidiger war die Pause auf dem Platz am Volksparkstadion noch einmal länger.
Am Montag kehrte der 19-Jährige fünf Monate nach seinem Fußbruch nun endlich wieder in den Kollegenkreis zurück.
"Auch wenn wir nur in Kleingruppen trainieren durften, war es ein schönes Gefühl, endlich wieder gemeinsam mit den Jungs auf dem Platz stehen zu können“, sagte Vagnoman.
"Jetzt geht es für mich darum, mich nach und nach wieder heranzutasten. Ich denke, dass ich dabei auf einem guten Weg bin.“
Die Passübungen habe er ohne Schmerzen im Fuß absolvieren können. "Es bleibt abzuwarten, wie sich der Fuß verhält, wenn die Intensität gesteigert wird und wir beispielsweise Torschussübungen machen.“
Bedanken wollte sich Vagnoman schließlich beim gesamten Reha- und Physioteam. "Ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt und wurde professionell betreut“, sagte Vagnoman: "Alle Mitarbeiter haben einen hervorragenden Job gemacht, ich bin ihnen wirklich dankbar.“
Boldt fürchtet keine Wettbewerbsverzerrung
Nach Ansicht von Jonas Boldt sind die unterschiedlichen Trainingsbedingungen für die Proficlubs in der Coronakrise noch kein Problem.
"Momentan sehe ich noch keine entscheidende Wettbewerbsverzerrung“, sagte der Sportvorstand am Sonntagabend im NDR-"Sportclub".
Im April werde ja definitiv nicht gespielt. "Wir wissen ja nicht, wann überhaupt gespielt wird.“ Frühestens Ende Mai, meinte Boldt. "Aber das steht heute noch in den Sternen.“
HSV will auch den Würstchenbuden helfen
Der HSV will in der Coronakrise mit einer Spendenkampagne auch jene Unternehmer unterstützen, denen durch die abgesagten Spiele derzeit Einnahmen verloren gehen.
"Es geht um diejenigen, die uns am Spieltag mit Getränken versorgen, mit einer Bratwurst auf dem Weg ins Stadion, mit dem neuen Fanschal", heißt es in einer HSV-Mitteilung zur Solidaritätsaktion auf der Plattform GoFundMe.
Über diese Plattform werden ab sofort digitale Spieltage durchgeführt. Auf einer virtuellen Karte erscheinen alle teilnehmenden Betriebe und ihre Spendenkampagnen.
Alle HSV-Fans sind nun dazu aufgerufen, das Geld, das sie rund um einen normalen Spieltag in Essen, Trinken oder Sonstiges investiert hätten, direkt an den jeweiligen Betrieb zu spenden.
"Uns ist es wichtig, in dieser gesellschaftlichen Krise Verantwortung zu übernehmen und wichtige Werte wie Solidarität und Hilfsbereitschaft zu fördern", sagt der HSV-Fanbeauftragte Cornelius Göbel.
Der digitale Spieltag läuft über die HSV-App und wird von einem Rahmenprogramm begleitet. Er soll an jedem abgesagten Spieltag stattfinden. Hier geht es zur Aktion, weitere Infos über die Spendenplattform gibt es hier.
Die Hamburger Corona-Soforthilfe (HCS) für Unternehmer:
- Solo-Selbständige: 2.500 € (Hamburg), 9.000 € (Bund), 11.500 € (Gesamt)
- 1–5 Mitarbeiter: 5.000 € (HH), 9.000 € (Bund), 14.000 € (Gesamt)
- 6–10 Mitarbeiter: 5.000 € (HH),15.000 € (Bund), 20.000 € (Gesamt)
- 11–50 Mitarbeiter: 25.000 € (HH), keine Beteiligung vom Bund
- 51–250 Mitarbeiter: 30.000 € (HH), keine Beteiligung vom Bund
Boldt: "Völlig nebensächlich, wer da ist oder nicht"
Jonas Boldt hat beim HSV ein Ende der Diskussionen um Personen gefordert. "Wir sollten einmal aufhören, immer über Personen zu sprechen. Es geht am Ende um den Hamburger Sport-Verein“, sagte der Sportvorstand am Sonntagabend im NDR-"Sportclub".
"Da ist es völlig nebensächlich, wer da ist oder wer nicht da ist." Es gehe nicht darum, "wer am lautesten schreit beim HSV". Er selbst suche nicht "das Rampenlicht, das kommt von ganz alleine, insbesondere beim HSV".
Die Rolle des 38-Jährigen beim HSV ist nach dem Aus von Vorstandschef Bernd Hoffmann nach eigener Aussage dieselbe geblieben. Im HSV spiele der Sport immer eine "elementare und wichtige Rolle." Es sei jetzt die Abteilung Kommunikation dazugekommen. "Die steht natürlich auch immer im direkten Dialog mit dem Sport und vor allem auch mit dem Cheftrainer", sagte Boldt. "Von daher hat sich operativ so gut wie gar nichts geändert."
Er führt seit etwas mehr als eine Woche mit Finanzvorstand Frank Wettstein (46 Jahre) die Geschäfte. Zuvor hatte sich der Aufsichtsrat von Hoffmann getrennt. Vorausgegangen war ein Führungsstreit innerhalb des Vorstands zwischen dem 57-Jährigen und Boldt/Wettstein.
Mit Problemen im verbliebenen Vorstand durch die Patt-Situation mit Wettstein rechnet Boldt nicht. "Am Ende haben wir bis jetzt jede Entscheidung gemeinsam getroffen und waren am Ende auf einer Wellenlänge", meinte er. Es sei immer gelungen, den anderen bei Fragestellungen davon zu überzeugen, "was richtig ist, und zwar nicht für Frank oder nicht für Jonas, sondern für den HSV".