Hamburg. HSV-Trainer Dieter Hecking geht hart mit sich selbst ins Gericht. Was dahinter steckt. Stürmer Pohjanpalo verletzt sich.
Dieter Hecking war die schmerzhafte 0:2-Heimpleite im Derby gegen den FC St. Pauli am Tag danach noch anzumerken. „Die Niedergeschlagenheit bei mir und der Mannschaft ist noch spürbar", sagte der HSV-Trainer am Sonntagvormittag im Anschluss einer Videoanalyse mit dem Trainerstab.
Die entscheidenden Spielsequenzen vom Stadtderby, die Hecking und seine beiden Co-Trainer Dirk Bremser und Tobias Schweinsteiger wiederholt abspielten, bestätigten den 55-Jährigen in seiner Ansicht, warum sich der HSV auch im zweiten Duell dieser Saison von St. Pauli düpieren ließ.
Nach einer dominanten Anfangsphase mit zwei Aluminium-Treffern von Sonny Kittel und Joel Pohjanpalo brach Heckings Elf nach dem ersten Gegentor ein und verlor komplett den Faden. „Das war ein Wirkungstreffer. Die Mannschaft hat dann nicht mehr frei gespielt und keine Lösungen gefunden, die aber trotzdem da waren“, sagte der erfahrene Coach, der seine selbstkritischen Worte vom Vortag wiederholte. „Diese Niederlage muss ich auf meine Kappe nehmen.“
HSV-Trainer Hecking benennt seine Fehler
Hecking nahm sich selbst in die Pflicht, in Zukunft taktische Umstellungen klarer zu kommunizieren und „nicht einfach nur einen Zettel zu überreichen". Tatsächlich fruchteten die Maßnahmen des Trainers überhaupt nicht – weder seine Personal- noch seine Systemwechsel. „Wir lagen mit unseren Wechseln daneben", räumte er ein. Im zweiten Durchgang erspielte sich der HSV keine einzige nennenswerte Torchance. „Wir haben genauso weitergespielt und das war nicht der Sinn des Ganzen“, klagte Hecking.
FC St. Pauli gewinnt das Derby beim HSV
Trotzdem spricht der Coach seine Spieler von Schuld frei. „Vielleicht haben wir im Trainerstab oder ich als Cheftrainer auch nicht den besten Job gemacht", sagte Teamplayer Hecking. „Wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam.“
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Warum Hecking sich selbst kritisiert
Ein ehrbarer Versuch, mit dem er den Druck von seinen Spielern nehmen will. Hecking weiß nur zu gut, wie viel Spott und Häme nach dem verlorenen Duell um die inoffizielle Stadtmeisterschaft nun ohnehin schon auf die Mannschaft einprasseln wird. Da könnte es kontraproduktiv sein, wenn jetzt auch noch seine öffentliche Kritik hinzukäme. Denn Hecking hat vor allem das große Ganze im Blick: den angestrebten Aufstieg im Mai.
Doch dieser scheint nach nur einem Punkt aus zwei Spielen in ernsthafte Gefahr zu geraten. In der Tabelle zog der VfB Stuttgart nun vorbei, die Hamburger fielen auf Rang drei zurück. „Der Aufstiegskampf wird hart. Wir sind jetzt in der Rolle des Verfolgers, werden deshalb aber nicht alles über den Haufen werfen", sagte Hecking.
HSV-Stürmer Pohjanpalo verletzt
Zumindest im Angriff scheint der HSV-Coach aber zwangsläufig umplanen müssen. Denn Stürmer Joel Pohjanpalo, der gegen St. Pauli erstmals in der Startelf stand, zog sich kurz vor Schluss eine schwere Beckenkammprellung zu, als er beim letztlich aberkannten Anschlusstreffer von Lukas Hinterseer unsanft ins Tor flog. Wie lange der Finne ausfällt, ist unklar.
Für den HSV ist es das i-Tüpfelchen eines gebrauchten Derby-Tages, den nun jeder auf seine Art verarbeiten soll. „Meine Frustbewältigung gestern war riesig: Chips, Cola, Schokolade, Weingummis – und das alles in einer Dreiviertelstunde“, sagte Hecking und sorgte damit für einen Lacher bei den Medienvertretern.
Die Mannschaft wolle er dagegen erstmal in Ruhe lassen. „Das gestehe ich der Mannschaft ein bis zwei Tage zu", sagte Hecking.