Hamburg. Im Volkspark wird überlegt, ob der Investor neben dem Stadionnamen auch bei der Kaderfinanzierung helfen kann.

Der HSV hatte sich ein gutes Datum ausgewählt. Als sich die Verantwortlichen des Zweitligisten um Vorstandschef Bernd Hoffmann, Präsident Marcell Jansen und Aufsichtsratschef Max-Arnold Köttgen am Dienstag im Alster-Hotel „The Fontenay“ mit Eigentümer und HSV-Investor Klaus-Michael Kühne trafen, hatte der Club gerade drei Spiele in Folge gewonnen. Und wer Kühne kennt, der weiß, dass Siege seines Lieblingsvereins seinen Gemütszustand verändern können – in diesem Fall zum Positiven.

Und so sagte Kühne am Rande seines Besuchs in Hamburg bei NDR 90,3: „Drei Spiele hintereinander gewonnen – das gab es selten. Wenn es so weiter geht, bin ich überzeugt davon, dass wir eine gute Lösung finden werden“, sagte der 82-Jährige.

Zahlt Kühne weiter für das Volksparkstadion?

Mit einer guten Lösung meinte Kühne die Verhandlungen über eine Verlängerung der Namensrechte am Volksparkstadion. Im vergangenen April hatte der HSV mit dem Logistik-Unternehmer eine umfangreiche Vereinbarung getroffen. Im Rahmen dessen kaufte Kühne für ein weiteres Jahr die Namensrechte und zahlt dafür rund zwei Millionen Euro pro Jahr.

Nun stehen die nächsten Verhandlungsrunden an. Und der Gesellschafter, der 20,6 Prozent Anteile an der HSV Fußball AG hält, hat erklärt, dass einer weiteren Zusammenarbeit derzeit nicht viel im Wege steht. „Mich lockt der HSV unverändert. Ich möchte ihn unverändert unterstützen, aber er muss auch Leistung bringen. Im Augenblick sieht es so aus.“

Es ist eine typische Aussage Kühnes. Kaum ein Statement von ihm zum HSV lässt er ungenutzt, um nicht zumindest ein wenig Druck auf den Club auszuüben. Wie launisch Kühne sein kann, zeigt ein kurzer Auszug seiner Aussagen bezüglich seiner Anteile. Mal will er diese verkaufen („Ich muss mich jetzt selbst disziplinieren, daher will ich sie los werden“/September 2018), mal will er sie wieder erhöhen („Dem steht die 24,9-Prozent-Klausel entgegen“/März 2019). Am Ende konnte sich der HSV aber immer darauf verlassen, dass Kühne den Club nicht hängen lässt.

Braucht der HSV Kühnes Millionen für Transfers?

Das gilt voraussichtlich auch für die beginnenden Verhandlungen über die Stadionnamensrechte. Das Treffen am Dienstag war der erste persönliche Austausch nach einem halben Jahr. Beim HSV besteht intern Klarheit, dass der Investor auch zukünftig dafür sorgt, dass die HSV-Arena Volksparkstadion heißt. Über die weitere Zusammenarbeit mit Kühne muss innerhalb des Clubs aber ein Konsens gefunden werden.

Denn auf den HSV wird nach einem möglichen Aufstieg die Frage zukommen, ob die finanziellen Mittel ausreichen, um einen konkurrenzfähigen Kader für die Bundesliga zusammenstellen, oder ob externe Geldquellen nötig sind. Bei dieser Frage kommt natürlich wieder Klaus-Michael Kühne ins Spiel. Und im Volkspark wird sich diese Frage gestellt.

Sportvorstand Jonas Boldt scheint grundsätzlich nicht abgeneigt zu sein, perspektivisch mit Kühne über eine finanzielle Unterstützung auch im sportlichen Bereich Gespräche zu führen. Bislang haben sich die beiden aber nicht persönlich kennengelernt. Kühne selbst wollte sich auf Nachfrage über eine mögliche Unterstützung über die Namensrechte hinaus nicht äußern.

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HSV-Finanzlage hat sich verbessert

Vorstandschef Hoffmann verweist bei Fragen nach externen Geldmitteln oder strategischen Partnern dagegen stets auf Clubs wie Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen oder den 1. FC Köln, die es mit eigenen Mitteln geschafft haben, sich wirtschaftlich zu konsolidieren. Das will Hoffmann auch beim HSV schaffen.

Die finanzielle Lage hat sich im Volkspark zumindest stabilisiert – trotz des neunten Jahresfehlbetrags in Folge. Die Lizenzerteilung durch die DFL erwartet der Club im März wie im Vorjahr für beide Ligen ohne Auflagen und Bedingungen.

Auch die Tilgung des 2016 auf dem Kapitalmarkt platzierten Schuldscheindarlehens von 40 Millionen Euro läuft wie geplant. Bei einer jährlichen Tilgung von vier Millionen Euro liegt Finanzvorstand Frank Wettstein aktuell bei noch 28 Millionen Euro, die bis 2026 vollständig beglichen werden.

HSV: Deutlich mehr Einnahmen bei Aufstieg

Neuen finanziellen Spielraum würde es bei einem Aufstieg vor allem durch erhöhte Fernsehgelder geben. Von derzeit 20 Millionen könnten die Einnahmen auf rund 40 Millionen Euro steigen. Gleichzeitig würde sich der Gehaltsetat von aktuell rund 30 auf 40 Millionen Euro erhöhen. Auch die Einnahmen durch Hauptsponsor Emirates, der vor einem Jahr mit dem HSV bis 2022 verlängerte, würden sich nach einem Aufstieg in die Bundesliga wieder verdoppeln.

Das einzige Problem: Der HSV ist noch lange nicht aufgestiegen. Am Sonnabend (13 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) geht es zum Nordderby nach Hannover. Schafft der HSV wie in der Hinrunde den vierten Sieg in Serie, wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Aufstieg getan – und auch die Verhandlungsposition mit Investor Kühne würde sich noch weiter verbessern. ​