Hamburg. Der Stürmer sorgt per Doppelpack für den 2:0-Sieg gegen den Karlsruher SC. Adrian Fein muss nach Auswechslung ins Krankenhaus.
Als auch die dritte Minute der Nachspielzeit abgelaufen war, wurde es laut im Hamburger Volkspark. "Olé, olé, super HSV", sangen die HSV-Fans unter den 49.581 Zuschauern. 2:0 hatte ihre Mannschaft gerade gegen den Karlsruher SC gewonnen. Gleich zweimal hatte Torjäger Lukas Hinterseer getroffen, der die Hamburger damit zumindest für einen Tag an die Tabellenspitze schoss. Es war kein Spektakel, aber doch ein hochverdienter Pflichtsieg.
"Es war wichtig, dass heute mal wieder die Null gestanden hat. So stehen wir jetzt mit drei Siegen nach der Winterpause da, das ist klasse", sagte Hamburgs Trainer Dieter Hecking.
Wirklich heiß wurde es aber vor allem vor dem Spiel. 90 Sekunden vor den 90 Minuten wurde die lange angekündigte Pyroaktion endlich auch durchgezogen. „Old School HSV“ von Abschlach! dröhnte aus den Bässen, dazu wurden zehn genehmigte Rauchtöpfe mit blauen, schwarzen und weißen Theaterrauch gezündet. Vervollständigt wurde die erste offiziell angemeldet Pyro-Choreografie in einem deutschen Fußballstadion durch ein blau-weiß-schwarzem Fahnenmeer und einem großen Banner. „Ihr seht schwarz – wir seh’n schwarz-weiss-blau“, war auf dem riesigen Transparent zu lesen.
Schaub knallt den Ball an die Latte
Für Schwarzmalerei gab es vor dem Spiel zwischen dem Zweiten von oben (HSV) und dem Zweiten von unten (KSC) auch gar keinen Grund. Hamburgs Trainer Dieter Hecking setzte auf die gleiche Startelf wie zuletzt und übernahm auch von der ersten Sekunde an das Spiel – ohne dabei allerdings wirklich gefährlich zu werden. Die Zuschauer mussten knapp zehn Minuten warten, ehe Bakery Jatta die erste Chance des Spiels hatte. Ausgerechnet Jatta, der im Hinspiel bei jedem Ballkontakt in den ersten 45 Minute von den KSC-Fans böse ausgepfiffen wurde.
Brandgefährlich: die Einzelkritik zum Heimsieg gegen Karlsruhe
Jattas Schuss war eine Art Weckruf für seine Kollegen. Besonders Neuzugang Louis Schaub war nun so richtig wach. Nach feinem Doppelpass zwischen Jeremy Dudziak und Tim Leibold knallte der aus Köln ausgeliehene Mittelfeldregisseur den Ball zunächst an die Latte (10.), ehe sein Nachschuss von KSC-Torhüter Benjamin Uphoff zur Ecke geklärt werden konnte (11.).
Heuer Fernandes rettet gegen Lorenz
Doch ganz kampflos wollte sich der Abstiegskandidat aus Karlsruhe offenbar nicht geschlagen geben. Der KSC überließ dem HSV das Spiel, lauerte aber immer wieder auf Konter. Und viel hatte nicht gefehlt, dass der immer gefährliche Marc Lorenz fast zur überraschenden Führung für den Außenseiter traf (21.). HSV-Keeper Daniel Heuer-Fernandes konnte im Eins-gegen-eins-Duell gerade noch die Schulter hochreißen. Karlsruhes Lorenz zog auch beim zweiten Versuch, diesmal per Kopf, nur knapp den Kürzeren gegen den sehr aufmerksamen Heuer-Fernandes (37.).
Und der HSV? Spielte ab der 25. Minute auf ein Tor – ohne dabei aber ultimativ torgefährlich zu werden. Die besten Chancen vergaben Adrian Fein (26.), Jatta (27.), Jordan Beyer (29.) und vor allem Sonny Kittel (41.), der nach einem herrlichen Letschert-Pass ganz alleine vor dem Tor stand.
Fein im Krankenhaus – Hinterseer nickt ein
0:0 zur Pause – und auch nach dem Seitenwechsel mussten die HSV-Fans zunächst einmal vergeblich auf gute Nachrichten warten. So musste direkt nach dem Wiederanpfiff Adrian Fein ausgewechselt werden. Der Mittelfeldmann war bereits in der ersten Halbzeit mit Karlsruhes Marvin Wanitzek zusammengerasselt und musste auch im zweiten Durchgang noch am Kopf weiter behandelt werden. Für ihn kam Defensivabräumer Gideon Jung (53.). Fein wurde zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus gebracht, eine Diagnose folgt.
Die Partie war nun sehr viel zerfahrener als noch im ersten Durchgang. Der HSV tat sich schwer – und der KSC schien sich mit dem torlosen Remis fürs Erste zu begnügen. Eine starke (wenn auch grenzwertige) Balleroberung durch Jatta sorgte dann für den entscheidenden Moment, auf den die HSV-Fans so lange gewartet hatten. Sein gewonnener Zweikampf führte eine knappe Minute später zu einem Querschläger durch Lorenz im eigenen Strafraum. HSV-Torjäger Hinterseer stand goldrichtig und musste nur noch einnicken (67.).
Hinterseers starke Antwort auf Pohjanpalos Tordebüt
Richtig stand der Stürmer auch fünf Minuten später, als erneut Schaub den Ball an die Latte schoss. Diesmal war Hinterseer allerdings zu überrascht, um für die Vorentscheidung zu sorgen. Doch aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Eine erneute Jatta-Balleroberung, ein überlegter Pass und wieder stand Hinterseer genau richtig (81.). Zwei Tore durch den Ex-Bochumer: Was für eine starke Antwort auf das Tordebüt von Sturmkonkurrent Joel Pohjanpalo beim 3:1 in Bochum.
Am Mikrofon klang es bei Hinterseer hinterher allerdings wesentlich bescheidener.
Es blieb beim verdienten 2:0-Sieg des HSV gegen Karlsruhe – wodurch Hinterseer und Co zumindest für gut 24 Stunden die Tabellenführung übernehmen konnten. Am Sonntag empfängt dann Konkurrent Bielefeld den SSV Jahn Regensburg. Der HSV muss erst am kommenden Sonnabend wieder ran. Dann beim Nordderby in Hannover.