Hamburg. Joel Pohjanpalo, der Stürmer mit dem Sinn für schnelle Tore, formuliert seinen Anspruch auf die Startelf am kommenden Sonnabend.
Vier Grad zeigte das Thermometer am Dienstagvormittag im Volkspark an. Es regnete. Doch Joel Pohjanpalo machte das nichts aus. Als einziger HSV-Profi joggte der Finne in kurzer Hose durch den Wald. „Ich brauche nicht lange, um auf Temperatur zu kommen“, sagte Pohjanpalo.
Nicht am Dienstag über das Hamburger Winterwetter, sondern am Montagabend über seinen Bochumer Blitzeinstand. Gerade einmal 158 Sekunden hatte die Leihgabe von Bayer Leverkusen gebraucht, um den HSV im zweiten Kurzeinsatz zum Sieg zu schießen. Hätte der 25-Jährige am Ende etwas genauer gezielt, wäre sogar ein erneuter Blitzhattrick möglich gewesen. So wie damals im September 2016, als er beim 3:1 gegen den HSV innerhalb von nur 15 Minuten dreifach traf.
Joel ist angekommen in seiner Rolle
Nach seinem ersten Tor für den HSV dreieinhalb Jahre später ging Pohjanpalo von einer Kamera zur nächsten und sprach in etwa so schnell wie er zuvor getroffen hatte. „Wenn du reinkommst und die Spieler sind schon ein bisschen müde, ist es natürlich etwas einfacher“, sagte der Stürmer und schob noch hinterher: „Am Ende hätten es noch mehr Tore sein müssen, aber ein Tor reicht für das Erste.“ Dann verschwand Pohjanpalo in etwa so schnell wie er zuvor im Bochumer Strafraum aufgetaucht war.
Schnelle Tore hatte man sich bei den HSV-Verantwortlichen von ihm versprochen, als er vor zehn Tagen für den Rest der Saison verpflichtet wurde. Dass es so schnell ging wie nach seiner Einwechslung in der 71. Minute von Bochum, hatte wohl nicht einmal Trainer Dieter Hecking erwartet. „Joel hat sofort gezeigt, dass er schon angekommen ist nach der kurzen Zeit. Ich bin froh, dass er die Rolle so angenommen hat“, sagte Hecking.
Der Stürmer mit dem Sinn für schnelle Tore
Für Pohjanpalo war der Treffer dagegen keine Überraschung. „In Leverkusen war ich noch schneller. Und auch in der Nationalmannschaft ist es so gelaufen.“ Pohjanpalo weiß, wovon er spricht. Bei seinem ersten Bundesligator für Leverkusen im August 2016 hatte der finnische Schnellstarter in Mönchengladbach gerade mal eine Minute gebraucht, um seine Premiere zu feiern.
Sein erstes Länderspieltor erzielte er 2014 zehn Minuten nach seiner Einwechslung, sein zweites acht Minuten nach seiner Einwechslung, ein weiteres vier Minuten nach der Einwechslung. Im Oktober spielte er mehr als ein Jahr nach seinem letzten Länderspiel wieder für Finnland – und brauchte erstaunlich lange 34 Minuten, ehe er netzte.
So richtig weiß der Stürmer mit dem Sinn für schnelle Tore auch nicht genau, warum er das so gut kann. Er lächelt nur und erzählt vom Spaß, vom Glück und der neuen Freude am Fußball. „Die vergangenen zwei Jahre waren nicht einfach.
Momente wie diese sind der Grund, warum man immer weiter kämpft“, schrieb Pohjanpalo nach dem Bochum-Spiel bei Instagram. Dass er in den vergangenen zwei Jahren aufgrund einer komplizierten Fußverletzung nur eine Minute für Leverkusen in der Bundesliga spielen konnte – vergessen.
Treffsicherer Kurzarbeiter
Eine der ersten Gratulanten war Sami Hyypiä. Der frühere finnische Nationalspieler lockte Pohjanpalo einst zu Bayer Leverkusen. Hyypiä kannte den heutigen HSV-Stürmer bereits aus Helsinki. Und welch Überraschung: Auch beim Hauptstadtclub HJK wurde Pohjanpalo für seine Schnellschüsse bekannt. Schon als 17-Jähriger sorgte er für einen historischen Ligarekord: Lediglich zwei Minuten und 42 Sekunden brauchte er für einen lupenreinen Hattrick.
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Mit seiner Rolle als treffsicherer Kurzarbeiter will sich Pohjanpalo in Hamburg aber gar nicht erst anfreunden. 14 Spiele bleiben ihm noch, um sich für die Europameisterschaft im Sommer zu empfehlen. Das gleiche Ziel verfolgt sein Sturmkonkurrent Lukas Hinterseer. „Jeder im Kader will 90 Minuten spielen. Vielleicht wird es am Sonnabend schon mehr“, sagte Pohjanpalo und formulierte damit seinen Anspruch auf die Startelf am kommenden Sonnabend gegen den Karlsruher SC.
Hecking zufrieden mit Rollenverteilung
Hecking scheint mit der aktuellen Rollenverteilung aber zufrieden zu sein. Hinterseer erwischte in Bochum zwar einen schwächeren Tag, traf zuvor aber in drei Spielen in Serie. „Das ist eine Quote, die nicht so schlecht ist für einen Mittelstürmer“, sagte Hecking am Dienstag und deutete dabei an, Hinterseer auch gegen den KSC von Beginn an spielen zu lassen: „Im Moment sehe ich noch nicht den Grund, bei Lukas etwas zu verändern.“ Pohjanpalo wird damit leben können, wenn es gegen Karlsruhe so weitergeht wie in Bochum. Körperlich sieht er sich nach der langen Leidenszeit auf einem guten Weg. „Ich bin fit“, so die kurze Antwort auf die Fitness-Frage.
Am Dienstagnachmittag ließ es der Schnellstarter dann trotzdem etwas ruhiger angehen. Nachdem der HSV erst um 3.40 Uhr mit dem Bus aus Bochum in Hamburg ankam, ruhte sich Pohjanpalo im Spa-Bereich von Klaus-Michael Kühnes Luxushotel „The Fontenay“ aus. Wellness mit Alsterblick – da entdeckte auch der schnelle Stürmer mit den schnellen Toren die Langsamkeit.